Fast 75 Prozent Kursplus innerhalb von drei Monaten: Die Performance der Softship-Aktie ist wirklich bemerkenswert, zumal der Anbieter von Softwarelösungen für die Schiff- und Luftfahrt mit seinen jüngsten Zahlen nicht gerade positiv überraschen konnte. Das 2014er-Umsatzziel 7,5 bis 8,5 Mio. Euro – bei einem ausgeglichenen Ergebnis – stufte der Vorstand zuletzt war noch als „erreichbar” ein. Dafür hätte das Abschlussquartal aber schon extrem gut verlaufen müssen. Grundsätzliches Ziel von Firmenlenker Detlef Müller war es daher, „die Verluste so gering wie möglich zu halten”. Getuschelt wird derweil über die Absichten des Logistiksoftwareanbieters WiseTech Global, der seinen Anteil an Softship zuletzt auf 18,07 Prozent aufstockte. Die Australier sind zwar nicht börsennotiert, mit mehr als 100.000 Softwarelizenzen sind sie jedoch eine große Nummer in der Branche. Die Annäherung an Softship läuft über die in Bremen ansässige Tochter CargoWise GmbH. Offiziell befinden sich 69 Prozent der Softship-Aktien im Streubesitz. Angesichts eines gesamten Börsenwerts von gerade einmal knapp 10 Mio. Euro könnte Softship problemlos von einer größeren Gesellschaft vom Schlag WiseTech geschluckt werden. Softship ist bereits seit Mitte 2001 an der Börse notiert, zurzeit im wenig regulierten Entry Standard. Der damalige Emissionspreis lag bei 4 Euro. Im Zuge der Finanzkrise tauchte die Notiz 2008 im Tief bis auf unter 0,40 Euro ab. Von 2009 bis 2012 zahlten die Hamburger sogar eine Dividende. Analytisch ist der Titel mittlerweile bereits relativ hoch bewertet. Die Analysten der VEM Aktienbank siedelten den fairen Wert des Anteilscheins Anfang November 2014 bei gerade einmal 3,60 Euro an. Fazit: klarer Fall von Übernahmespekulation. Wer den Titel im Depot hat, sollte engagiert bleiben.
Da können Zalando-Aktionäre schon einmal nervös werden. Grund: Der britische Online-Modehändler boohoo.com musste in seinem Trading-Update per Ende 2014 eingestehen, dass die gestiegenen Marketingausgaben nicht den gewünschten Erfolg gezeigt haben. Als Ursache nennt das boohoo-Management unter anderem das vergleichsweise warme Herbstwetter sowie damit einhergehende kräftige Rabattaktionen. Per saldo schraubten die – ebenfalls börsennotierten Briten – ihre Erwartungen daher spürbar herunter. Die Quittung folgte prompt: An der Londoner Börse sackte die boohoo.com-Aktie um fast 40 Prozent auf 24 Pence herunter. Gestartet war das Modehaus auf dem Londoner Parkett im März 2014 zu 50 Pence, die Notiz schoss aber schnell auf 70 Pence. Jetzt beträgt die Marktkapitalisierung umgerechnet nur noch 352 Mio. Euro. Gut 76 Mio. Euro sind dabei durch Cash aus dem Börsengang unterlegt. Direkt vergleichbar sind die Geschäftsmodelle von Zalando und boohoo.com nicht, denn die Briten vertreiben in erster Linie günstige Eigenmarken über ihre Onlineplattformen. Allerdings galt die Gesellschaft aus Manchester lange Zeit als heiße Wachstumsstory im Online-Modehandel. Umso interessanter wird, ob Zalando in der Lage ist, die hochgesteckten Erwartungen zu erfüllen. Einen offiziellen Termin für die Vorlage der vorläufigen Zahlen für 2014 gibt es noch nicht. Zurzeit bringt es der SDAX-Wert auf eine Marktkapitalisierung von gut 5,5 Mrd. Euro – ist also signifikant größer als boohoo.com. Die Zalando-Aktie ist für uns trotz der sportlichen Bewertung momentan eine Halten-Position.
Mitte Dezember 2014 tauchte die Aktie von NanoFocus, für uns ein wenig überraschend, in einer Studie der BankM auf, in der die Analysten des Frankfurter Finanzhauses 19 besonders aussichtsreiche Small Caps vorstellten. Beim damaligen Kurs von 2,78 Euro lautete das Fazit für den Anbieter von Systemen zur Messung der Beschaffenheit von Oberflächen: „Nach dem tiefgreifenden Umbau des Vertriebs im Standardgeschäft und dem erfolgreichen Einstieg in das Geschäft mit Industrieanlagen könnte nun der entscheidende Wachstumsschub bevorstehen, um signifikante Skaleneffekte zu realisieren und deutlich in die Gewinnzone vorzustoßen. Die überzeugende Halbjahresperformance könnte der erste Vorbote dieser Entwicklung gewesen sein.” Chapeau: Die Empfehlung hat sich bislang als Volltreffer entpuppt. Mittlerweile kostet der Anteilschein der Oberhausener bereits 3,60 Euro – soviel wie vor der Schwächephase im Oktober 2014. Nachrichten aus dem Hause NanoFocus gab es in der Zwischenzeit nicht. Und es dauert wohl auch noch eine Weile, bis Neuigkeiten anstehen. Die Zahlen für 2014 dürften erst im Mai kommen. Zuletzt hatte die Gesellschaft Erlöse von rund 11 Mio. Euro sowie einen Gewinn von 314.000 Euro in Aussicht gestellt. Die Marktkapitalisierung des Entry-Standard-Unternehmens beträgt 33,6 Mio. Euro. Die Produkte von NanoFocus kommen überwiegend in den Branchen Materialwissenschaft, Automotive und Elektronik zum Einsatz. NanoFocus ist bereits seit gut neun Jahren notiert, letztlich blieb der Titel die meiste Zeit allerdings ein Hoffnungswert. Boersengefluester.de ist daher extrem gespannt, ob das Management den jüngsten Kursanstieg demnächst mit guten Meldungen – etwa in Form von Großaufträgen – untermauern wird.
Mit dem Jahreswechsel haben einige Gesellschaften den Wechsel des Börsensegments vollzogen oder sich ganz vom Parkett verabschiedet: Die Papiere des Softwarehersteller Softship sowie die der Beteiligungsgesellschaft Deutsche Balaton sind ab sofort im schwach regulierten Entry Standard beheimatet – statt zuvor im General Standard. Die in Auflösung befindliche UMS United Medical Systems International wiederum hatte am 2. Januar 2015 ihren letzten Handelstag im Prime Standard. Komplett eingestellt wurde am 15. Dezember 2014 der Handel mit den Aktien von RTT Realtime Technology. Der Münchner Softwarehersteller wurde vor geraumer Zeit von Dassault Systems aus Frankreich übernommen. Den Minderheitsgesellschaftern wurde eine Barabfindung von 41 Euro je Aktie gezahlt. Anschließend gab es einen Squeeze-out. AGO Energie + Anlagen hatte am 30. Dezember 2014 seinen finalen Handelstag. Der Spezialist für Energieversorgungsanlagen wurde via Delisting von der Börse genommen. Bereits am 19. Dezember verschwand das frühere TecDAX-Unternehmen Roth & Rau vom Kurszettel. Großaktionär Meyer Burger hatte ebenfalls ein Delisting angestrengt. Gezählt sind die Tage von Cycos. Die mehrheitlich zu Siemens gehörende Gesellschaft hat sich ebenfalls für ein kaltes Delisting entscheiden – umgesetzt wird es am 22. Januar 2015. Das Kölner Immobilienunternehmen GAG hat derweil den Umzug für die notierten Vorzugsaktien vom General Standard der Börse Düsseldorf in den Freiverkehr des Handelsplatzes Düsseldorf beantragt. Gegenüber der Regionalbörse musste GAG Immobilien dabei versichern, dass innerhalb eines Jahres kein Antrag auf Widerruf der Zulassung in den Primärmarkt erfolgen wird. Damit will der Börsenbetreiber ein mögliches Delisting zumindest erschweren – wenn er dem Ärgernis schon keinen kompletten Riegel vorschieben kann. Die Immobiliengesellschaft Ariston Real Estate hat – nachdem sie zum Jahresende ihre Mitgliedschaft im Münchner Spezialsegment m:access gekündigt hatte – nun auch das Listing im Frankfurter Open Market eingestellt. Hesse Newman Capital gehört seit dem 7. Januar 2015 nicht mehr dem regulierten Börsensegment General Standard an.