Wenn eine Aktie, die vor knapp zwei Jahren für 24 Euro an die Börse gebracht wurde, kürzlich sogar mal in einstellige Kursregionen abgetaucht ist, dann ist wohl einiges schief gelaufen beim IPO. Diesen Eindruck müssen jedenfalls Aktionäre von Serviceware haben. Immerhin geht es hier nicht um eine windige Rohstoffbude, sondern um einen Softwareanbieter aus dem hessischen Bad Camberg mit erstklassiger Reputation und Vorständen, die seit der Gründung des Unternehmens an Bord sind. Gut: Womöglich werden die Nerven der Investoren durch den strikten Investitionskurs in die Internationalisierung und die Stärkung des Geschäfts mit Großkunden tatsächlich überstrapaziert und man hätte das Programm ein wenig strecken sollen. Andererseits hatte Serviceware von Anfang an kommuniziert, alles auf Wachstum zu setzen. Umso wichtiger ist gegenwärtig, dass Serviceware bei der Expansion auch entsprechend zügig vorankommt. Das für 2019 ausgewiesene Umsatzplus von 20,6 Prozent auf 66,6 Mio. Euro liegt zumindest im Rahmen der avisierten Bandbreite von 15 bis 30 Prozent Erlöszuwachs. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.
Deutlich mehr hatte sich boersengefluester.de jedoch bei dem um die Sondereffekte aus dem Wachstumsprogramm bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 4,10 Mio. Euro erwartet, was nur auf dem Niveau von 2018 liegt. Jedenfalls agierte Serviceware im Abschlussviertel 2019 ergebnismäßig gerade einmal auf der Nulllinie. Das wiederum erklärt sich durch die Investitionen von immerhin 6,4 Mio. Euro im Gesamtjahr, die durch die Gewinn- und Verlustrechnung gelaufen sind. „Natürlich spiegeln sich die strategischen und langfristigen Investitionen für ein beschleunigtes Wachstum in der Bilanz wider. Wir sehen aber Resultate und sind zuversichtlich, dass sich der Wachstumskurs schon bald ergebnisseitig positiv auswirken wird“, sagt CFO Harald Popp und kündigt für das laufende Jahr weiter steigende Erlöse sowie eine Verbesserung des bereinigten EBIT an. Rein operativ kommt Serviceware also vermutlich gut voran und es spricht dafür, dass sich das dann auch in steigenden Aktienkursen ausdrückt. Losgelöst davon wären die Emissionsbanken (Commerzbank sowie Hauck & Aufhäuser) damals gut beraten gewesen, den Ausgabepreis deutlich niedriger anzusetzen.
Hätten wir vor zwei Jahren so auch nicht gedacht, dass es die Hermle-Aktie noch einmal für 220 Euro zu haben gibt. Schließlich wurden für den Anteilschein des Frästechnikspezialisten regelmäßig Knappheitspreise gehandelt. In der Spitze, Mitte Juni 2018, waren das bis zu 417 Euro. Mittlerweile ist zwar klar, dass auch Hermle sehr deutlich unter der Konjunkturschwäche leiden wird, was sich in den Zahlen freilich erst 2020 voll durchschlagen wird. Zuletzt berichtete Hermle von einem Orderminus von rund 20 Prozent im vergangenen Jahr. Gleichwohl spricht einiges dafür, dass Hermle auch diese Krise meistern wird. Zu gut sind die Produkte und die finanzielle Stärke der Schwaben. Mit Blick auf die Aktie gehen wir außerdem davon aus, dass Hermle auch für 2019 eine attraktive Dividende zahlen wird. Entscheidend bei Hermle ist dabei die jeweilige Höhe der Bonuszahlung. Zur Einordnung: Für 2018 gab es eine Basisdividende von 0,85 Euro auf die Vorzugsaktie plus einen Bonus von jeweils 14,20 Euro. In den Jahren zuvor lag der Bonus zweimal bei 12 Euro, für 2015 und 2014 gab es 10 Euro Extradividende. Wir bleiben dabei: Für langfristig orientierte Anleger ist Hermle ein attraktives Investment und die aktuelle Kursschwäche somit eher eine Kaufgelegenheit.
Das hat jetzt nichts mit Virus zu tun: Die vorläufigen Eckdaten für 2019 von Solutiance zeigen einfach, dass Verzögerungen im Projektablauf bei jungen Unternehmen – wie es der Plattformanbieter für den Betrieb von Immobilien ist – meist spürbare Auswirkungen auf das Zahlenwerk haben. Dabei wirbelt Solutiance in seiner Pressemitteilung zu den Vorabzahlen ordentlich mit dreistelligen Wachstumsraten für Auftragseingang und Gesamtleistung herum. Zahlen zum Umsatz nennen die Potsdamer noch nicht. Letztlich fiel das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit minus 2,61 Mio. Euro aber ein Stück schlechter aus als die prognostizierten minus 2,50 Mio. Euro. Der jetzt veröffentlichten Gesamtleistung von 1,30 Mio. Euro steht ein für 2019 in Aussicht gestellter Umsatz von 1,55 Mio. Euro entgegen. Wie groß das Delta zu den Erlösen ist, dürfte vermutlich erst mit Veröffentlichung des Geschäftsberichts – im Vorjahr kam der Report im Mai – feststehen. Jedenfalls konnten beauftragte Leistungen von rund 210.000 Euro nicht mehr im Vorjahr ausgeführt und abgerechnet wurden Der Löwenanteil der Gesamtleistung fällt dabei mit 88 Prozent auf Services rund um die Dächer der jeweiligen Gebäude. Der im Aufbau befindliche Bereich Betreiberpflichten steuert den Rest zu, das Segment elektronische Signaturen ist noch kaum messbar. Die eigentlich spannende Frage aus Anlegersicht ist natürlich, ob Solutiance seine Prognose für 2020 wird einlösen können. Immerhin sieht der Ausblick einen Umsatzsprung auf 4,90 Mio. Euro sowie einen Swing beim EBITDA auf plus 0,50 Mio. Euro vor. Nun: Angesichts der „erfreulichen Resonanz bei potenziellen und bestehenden Kunden“ gibt das Vorstandsteam weiterhin grünes Licht für diese Guidance. Um das Ziel zu erreichen, müssen die Erlöse aus dem Bereich Betreiberpflichten aber deutlich anspringen. Aktientechnisch steht der aktuelle Kurs von 2,12 Euro für einen Börsenwert von gut 11,60 Mio. Euro. Klare Sache: Solutiance ist damit ein reinrassiger MicroCap, der nur für sehr erfahrene Anleger geeignet ist. Immerhin ist die im m:access gelistete Gesellschaft auf Kapitalmarktkonferenzen wie der MKK in München regelmäßig präsent, was ein gutes Zeichen für Investoren ist. Für ein deutlich besseres Chartbild wäre es gleichwohl nötig, dass Solutiance mit seinen Zahlen auch einmal richtig positiv überrascht.