Von Entwarnung zu sprechen, wäre vielleicht zu viel gewesen. Dennoch war es zumindest eine beruhigende Botschaft von Netfonds-Vorstand Karsten Dümmler Mitte März, wonach die Geschäfte des Finanzdienstleisters auch im laufenden Jahr bislang weitgehend stabil laufen würden und es bislang keine Anzeichen dafür gibt, dass sich das für Netfonds so wichtige Großprojekt Careflex um die betriebliche Pflegeversicherung für die Mitarbeiter der Chemieindustrie (HIER) auf einen späteren Zeitpunkt als 2021 verschieben könnte. Entsprechend hatte sich der Aktienkurs von Netfonds zuletzt auch zwischen 20 und 22 Euro stabilisiert. Freilich kostete der Anteilschein im Februar schon einmal knapp 30 Euro. Ein Rückschlag, den wir so nicht erwartet hätten. Nun die nächste gute Nachricht der Hamburger in Form der vorläufigen Jahreszahlen für 2019: Demnach kletterte der Netto-Umsatz – also die Provisionserlöse plus sonstige betriebliche Erträge minus Provisionsaufwendungen – um fast 24 Prozent auf 25,0 Mio. Euro. Avisiert hatte CEO Dümmler eine Bandbreite von 23,0 bis 24,5 Mio. Euro. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schnitt Netfonds mit 2,26 Mio. Euro am oberen Ende der in Aussicht gestellten Spanne von 1,80 bis 2,30 Mio. Euro ab.
„Das Wachstum hat während des vergangenen Jahres von Quartal zu Quartal weiter Fahrt aufgenommen“, sagt Dümmler. Bemerkenswert sind die Resultate schon allein deshalb, weil auch 2019 wieder erhebliche Summen in den Ausbau der IT-Plattform finfire geflossen sind. Komplett abkoppeln von den aktuellen Verwerfungen am Kapitalmarkt kann sich das in den Bereichen Haftungsdach, Maklerpool, Vermögensverwaltung und Immobilien tätige IT-Unternehmen freilich auch nicht. Und so ist es keine Überraschung, dass das Management zurzeit auf eine konkreten Prognose für 2020 verzichtet und „nur“ von einer weiterhin „soliden Entwicklung des Geschäftsvolumens“ spricht. Zupass kommt Netfonds dabei der hohe Anteil von rund zwei Dritteln wiederkehrender Erlöse an den Gesamteinnahmen. Die Analysten von Montega hatten zuletzt einen fairen Wert von 26,50 Euro für die Netfonds-Aktie berechnet. Sofern das Geschäft rund um Careflex im kommenden Jahr auch nur annähernd die erhoffte Dynamik annimmt, sollten nach Auffassung von boersengefluester.de auch spürbar höhere Kurse möglich sein. Den Geschäftsbericht legt Netfonds am 25. Mai 2020 vor.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 17,12 | 20,19 | 26,47 | 31,82 | 38,64 | 33,62 | 36,60 | |
EBITDA1,2 | 2,58 | 1,39 | 3,43 | 4,17 | 15,65 | 6,47 | 4,91 | |
EBITDA-Marge3 | 15,07 | 6,88 | 12,96 | 13,10 | 40,50 | 19,24 | 13,42 | |
EBIT1,4 | 1,89 | -0,17 | 1,16 | 1,81 | 11,67 | 2,96 | 1,34 | |
EBIT-Marge5 | 11,04 | -0,84 | 4,38 | 5,69 | 30,20 | 8,80 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 1,27 | -0,72 | -0,40 | 0,03 | 8,74 | 0,88 | -0,28 | |
Netto-Marge6 | 7,42 | -3,57 | -1,51 | 0,09 | 22,62 | 2,62 | -0,77 | |
Cashflow1,7 | 1,57 | -0,04 | -9,68 | 5,22 | -17,77 | 3,07 | 1,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,45 | -0,33 | -0,19 | 0,01 | 3,79 | 0,38 | -0,12 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,15 | 0,00 | 0,16 | 0,25 | 0,25 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: NPP |
Mindestens zwei Gänge heruntergeschaltet hat auch der Motorradanbieter (KTM, Husqvarna, Gasgas) Pierer Mobility. So strichen die Österreicher zunächst die im Vergleich zum Vorjahr unverändert gewesene Dividende von 0,30 Euro auf Null zusammen. Wenig später folgt nun die Aussetzung des aktuellen Aktienrückkaufprogramms. Angesichts der massiven Umsatzrückgänge im Zuge der Corona-Krise und der damit einhergehenden Sicherung der Liquidität zwei sinnvolle – und so auch zu erwartende – Entscheidungen. Staatlich unterstützte Kurzarbeit und Dividenden bzw. Aktienrückkäufe vertragen sich nunmal nicht. Kursmäßig hat die seit Anfang März 2020 auch im Frankfurter General Standard gelistete Pierer-Aktie ohnehin schon massiv Federn gelassen. Im Tief knickte die Notiz von rund 50 bis auf 25 Euro ein – konnte sich zuletzt aber wieder ein wenig aus dem Keller befreien. Eine Einordnung der weiteren Perspektiven ist indes schwer möglich. Den Ausblick für 2020 hat Pierer Mobility, wie so viele andere Unternehmen, zurückgezogen.
Ursprünglich kalkulierte CEO Stefan Pierer mit einem Erlösplus zwischen acht und zehn Prozent auf dann etwa 1,65 Mrd. Euro. Die EBIT-Marge sollte angesichts der Aufwendungen für die Integration der im Abschlussquartal 2019 erworbenen spanischen Offroad-Marke Gasgas von zuvor 8,7 Prozent auf eine Bandbreite zwischen sechs und acht sinken. Im Mittel wäre das ein Betriebsergebnis von gut 115 Mio. Euro gewesen. Die Realität wird wohl sehr viel niedriger sein. Trotzdem: Auf dem aktuellen Kursniveau von knapp 31 Euro – entsprechend einer Marktkapitalisierung von 690 Mio. Euro – wird die Gesellschaft zwar noch nicht zu einem ausgesprochenen Dumpingpreis an der Börse gehandelt. Wirklich teuer ist ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund zwei nun aber auch nicht – trotz der unsicheren Aussichten. Insgesamt überwiegen nach Auffassung von boersengefluester.de sogar die Chancen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.533,00 | 1.559,57 | 1.520,14 | 1.530,38 | 2.041,73 | 2.437,20 | 2.661,21 | |
EBITDA1,2 | 218,94 | 252,49 | 240,79 | 233,53 | 332,20 | 381,10 | 323,53 | |
EBITDA-Marge3 | 14,28 | 16,19 | 15,84 | 15,26 | 16,27 | 15,64 | 12,16 | |
EBIT1,4 | 132,54 | 161,17 | 131,71 | 107,24 | 193,49 | 235,25 | 160,02 | |
EBIT-Marge5 | 8,65 | 10,33 | 8,66 | 7,01 | 9,48 | 9,65 | 6,01 | |
Jahresüberschuss1 | 83,90 | 114,19 | 95,71 | 69,46 | 142,87 | 170,62 | 76,41 | |
Netto-Marge6 | 5,47 | 7,32 | 6,30 | 4,54 | 7,00 | 7,00 | 2,87 | |
Cashflow1,7 | 161,28 | 85,46 | 257,38 | 312,82 | 367,36 | 280,34 | -110,85 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,98 | 2,99 | 2,42 | 1,56 | 3,34 | 5,03 | 2,37 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,00 | 0,50 | 1,00 | 2,00 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Prima Zahlen für 2019 legt Muehlhan vor: Sowohl der Erlös von 295,27 Mio. Euro als auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 13,40 Mio. Euro liegen spürbar über den zuvor vom Vorstand kommunizierten rund 280 Mio. Euro Umsatz bzw. dem oberen Ende der avisierten EBIT-Spanne zwischen 10 und 11 Mio. Euro. Das um 7 Cent verbesserte Ergebnis je Aktie von 0,33 Euro liegt ebenfalls über unseren Erwartungen. So gesehen scheint der deutliche Kursrutsch des in den Bereichen Oberflächenschutz und Gerüstbau tätigen Unternehmens bis auf im Tief fast 2 Euro deutlich übertrieben. Doch auch die Hamburger werden im laufenden merklich weniger verdienen. Kein Wunder, stammen wichtige Kunden doch aus den Bereichen Öl & Gas, dem Schiffsbau oder der Windkraft. Die eigentliche Prognose für 2020 mit Erlösen von rund 300 Mio. Euro und einem Betriebsergebnis zwischen 12,50 und 13,0 Mio. Euro hat jedenfalls keinen Bestand mehr. Und auch die Dividende für 2019 wird erstmals seit vier Jahren auf Null gesetzt. Eine Orientierung für Muehlhan-Aktie gibt womöglich aber der Buchwert: Immerhin beträgt das Eigenkapital je Aktie zurzeit 3,54 Euro – bei einem Aktienkurs von 2,30 Euro. Das klingt schon mal nicht schlecht. Und selbst wenn man den kompletten Goodwill mit dem Eigenkapital verrechnet, bleibt noch immer ein Buchwert je Aktie von 2,60 Euro stehen. Dieser „Worst-Case-Buchwert“ sollte für die Muehlhan-Aktie jedenfalls ein positives Signal sein – wenn schon KGV und Dividendenrendite zurzeit nicht wirklich ziehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 247,72 | 267,80 | 295,27 | 260,38 | 298,52 | 288,28 | 14,13 | |
EBITDA1,2 | 16,03 | 18,31 | 24,51 | 14,40 | 27,21 | 17,86 | -4,16 | |
EBITDA-Marge3 | 6,47 | 6,84 | 8,30 | 5,53 | 9,12 | 6,20 | -29,44 | |
EBIT1,4 | 8,53 | 10,06 | 12,40 | 3,04 | 16,74 | 12,74 | -4,28 | |
EBIT-Marge5 | 3,44 | 3,76 | 4,20 | 1,17 | 5,61 | 4,42 | -30,29 | |
Jahresüberschuss1 | 4,65 | 5,52 | 6,25 | 1,27 | 9,79 | 6,37 | -3,79 | |
Netto-Marge6 | 1,88 | 2,06 | 2,12 | 0,49 | 3,28 | 2,21 | -26,82 | |
Cashflow1,7 | 15,41 | 11,36 | 10,89 | 11,76 | -5,02 | 5,20 | 2,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,22 | 0,27 | 0,33 | 0,02 | 0,43 | 0,18 | -0,21 | |
Dividende8 | 0,08 | 0,10 | 0,00 | 0,12 | 0,75 | 1,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Grant Thornton |