Für 2014 müssen sich die Aktionäre von R. Stahl auf eine Dividendenkürzung von 1,00 auf 0,80 Euro pro Anteilschein einstellen. Zugegeben: Manche Unternehmen senken ihre Dividende bei einem Ergebnisrückgang von 26,5 Prozent (bezogen auf das EBIT) – wie ihn das auf explosionsgeschützte Elektrobauteile spezialisierte Unternehmen Ende Februar meldete – noch deutlicher. Doch die Art, wie die nicht gerade positive Meldung verkauft wird, findet boersengefluester.de eher befremdlich. Ohne die Vorjahreshöhe von 1,00 Euro zu nennen, heißt es in der Mitteilung lediglich: „Die Unternehmensführung setzt so ihre aktionärsfreundliche Dividendenpolitik fort.” Wer sich nicht näher mit der Gesellschaft beschäftigt, dürfte bei einer derartigen Formulierung wohl davon ausgehen, dass die Ausschüttung mindestens konstant geblieben ist – oder sogar erhöht wurde. Bemerkenswert dabei ist, dass der Ergebnisrückgang zu einem nicht unerheblichen Teil auf die Kappe der Abwehrmaßmahmen für den Übernahmeversuch durch Weidmüller geht. Letztlich müssen nun die freien Aktionäre nochmals dafür blechen, dass die mächtigen Familiengesellschafter unter allen Umständen ihre Unabhängigkeit bewahren wollten. Den auf 50 Euro erhöhten Angebotspreis von Weidmüller hat die Notiz von R. Stahl nach dem Scheitern der Offerte jedenfalls nicht wieder gesehen.
Lediglich die im Umgang vermutlich deutlich geschmeidigere RAG-Stiftung – die Essener halten nun zehn Prozent an R. Stahl – war dem Unternehmen als neuer Ankeraktionär willkommen. Die allgemeine Börsenhausse des laufenden Jahres ist an der R. Stahl-Aktie mit einem Kursplus von gegenwärtig 5,5 Prozent ebenfalls weiträumig vorbeigegangen. Das hat allerdings auch andere Gründe: Wichtige Kunden von R. Stahl kommen aus dem Öl- und Gassektor – 2013 entfielen 38 Prozent der Erlöse auf diese Gruppe. Und hier befürchten die Investoren angesichts des massiv gefallenen Preises deutliche Kürzungen bei den Investitionen. Am 14. April präsentiert der Vorstand das komplette Zahlenwerk auf der Bilanzkonferenz in Frankfurt. Vorerst bleibt boersengefluester.de dabei: Das Vertrauen vieler Investoren in den Shareholder-Value-Gedanken von R. Stahl hat in den vergangenen Monaten mächtig gelitten. Grundsätzlich ist R. Stahl zwar eine qualitativ hochwertige Firma. Zurzeit sehen wir aber keinen schlagenden Grund, hier investiert zu sein.
Viele Monate sah es für die Aktionäre von Mutares so aus, als ob der im Mai 2014 erfolgte Wechsel vom Berliner Freiverkehr in das Frankfurter Börsensegment Entry Standard keine positiven Effekte ausstrahlen würde. Doch Ende Februar 2015 – bei Kursen um 70 Euro – drehte sich das Blatt. Seitdem geht es mit der Notiz der Beteiligungsprofis signifikant nach oben: mittlerweile bis auf mehr als 90 Euro. Damit kommen die Münchner auf eine Marktkapitalisierung von annähernd 219 Mio. Euro. Dem steht ein für 2014 erreichtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 30,9 Mio. Euro entgegen. Anders ausgedrückt: Zurzeit wird die Mutares-Aktie etwa mit dem 7,1fachen des operativen Betriebsergebnisses gehandelt. Bei der vom strategischen Ansatz her vergleichbaren Beteiligungsgesellschaft Aurelius liegt dieser Faktor bereits bei 8,4. Die ebenfalls als Peer Group in Frage kommende Bavaria Industries Group (ehemals Bavaria Industriekapital) legt ihre 2014er-Zahlen erst Mitte April vor. Der Schwenk zu Bavaria hat auch einen historischen Grund: Der frühere „Baikap”-Finanzvorstand Robin Laik gründete gemeinsam mit Axel Geuer – dem Geschäftsführer der ehemaligen Bavaria-Tochter Hamba Filltec – 2008 die Mutares AG. Für die Analysten von Hauck & Aufhäuser, die die Coverage der Mutares-Aktie seit dem „zweiten” Börsenstart vor knapp einem Jahr übernehmen, hat der Titel noch erkleckliches Potenzial: Ihr Kursziel lautet seit vielen Monaten 150 Euro. Wenn es in dem Tempo mit der Mutares-Aktie weitergeht, bekommen die Banker aus Hamburg doch noch Recht mit ihrer sportlichen Einschätzung.
Am 15. April wird Mutares – genau wie Bavaria Industries – den Geschäftsbericht für 2014 vorlegen. Interessant wird dann insbesondere, für welchen Dividendenvorschlag sich die Gesellschaft entscheiden wird. Für das Vorjahr gab es neben der Basisausschüttung von 0,85 Euro noch einen fetten Bonus von 9,15 Euro pro Anteilschein. Daran ist derzeit allerdings kaum zu denken. Hauck & Aufhäuser rechnet gerade einmal mit einer Dividende von 1,00 Euro für 2014. Auf der Basis würde sich eine Rendite von rund 1,1 Prozent ergeben. Zumindest in Dividendendisziplin hätte Aurelius mit einer geplanten Ausschüttung von 2 Euro (0,80 Euro Basis + 1,20 Euro Bonus) je Aktie klar die Nase vor. Immerhin bringt es Aurelius zur Hauptversammlung am 15. Juni 2015 damit auf eine Rendite von gegenwärtig 4,85 Prozent. Dennoch: Für boersengefluester.de ist die Mutares-Aktie weiterhin ein aussichtsreiches Investment. Interessant ist aber auch der Blick auf Bavaria Industries, denn hier zieht die Notiz seit ein paar Tagen ebenfalls deutlich an.
Anleger, die nach der klotzigen Dividendenerhöhung vom Dämmspezialisten Sto auch bei InnoTec TSS auf eine höhere Ausschüttung gesetzt haben, werden wohl enttäuscht sein. Das auf Türen und Spezialanwendungen im Baubereich (Matrizen, Sanierung von Beton) spezialisierte Unternehmen lässt die Ausschüttung für 2014 mit 0,40 Euro pro Aktie konstant. Aber auch damit bringt es der Small Cap auf eine überdurchschnittliche Rendite von 3,3 Prozent. Ansonsten lagen die vorläufigen Zahlen für 2014 halbwegs im Rahmen der Erwartungen: Bei einer Umsatzsteigerung von 2,4 Prozent auf 91,8 Mio. Euro fiel das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 14,2 auf 13,3 Mio. Euro zurück. Etwas moderater sieht die Entwicklung beim Nettogewinn aus. Mit 8,9 Mio. Euro bewegt sich der Jahresüberschuss nur geringfügig unter dem 2013er-Niveau von 9,0 Mio. Euro. Angekündigt hatten die Düsseldorfer im Halbjahresbericht, dass Umsatz und operatives Ergebnis auf Vorjahreshöhe zu erwarten seien. Zwischenfazit: Eine positive Überraschung sind die Zahlen zwar keinesfalls, einen Kursrutsch von mehr als sieben Prozent rechtfertigen sie allerdings auch nicht. Immerhin ist die Gesellschaft mit einer Marktkapitalisierung von 115 Mio. Euro vergleichsweise günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der 2016er-Ergebnisschätzung von boersengefluester.de beträgt nur knapp elf. Wer den Titel im Depot hat, sollte ihn unserer Meinung nach auch dort lassen. Für hektische Verkäufe besteht jedenfalls kein Anlass.