Und schon wieder ein Kandidat für ein kaltes Delisting ohne Barabfindung für die freien Aktionäre. So hat die Marseille-Kliniken AG zum 11. August 2014 ihren Börsenrückzug beschlossen. „Es macht für das Unternehmen bei dem anhaltenden Geschäftsumfeld und der politischen Gemengelage auf absehbare Zeit keinen Sinn mehr, die Aktie an der Börse öffentlich zu handeln”, sagt Vorstandschef Dieter Wopen. „Wir sollen immer mehr leisten für immer weniger Geld, mit immer weniger gut ausgebildetem Personal und mit immer mehr staatlichem Dirigismus. Das bietet zumindest im Moment keine hinreichende Perspektive, ein Unternehmen im Freiverkehr an der Börse zu handeln.” In den kommenden Wochen wollen die Hamburger eine Plattform einrichten, über die ein Handel mit der Aktie eingerichtet werden soll. Die Liquidität und die Spreads beim An- und Verkauf der Anteilscheine dürften jedoch kaum vergleichbar sein mit dem an einer „normalen“ Börse. Etwa 60 Prozent der Aktien befinden sich in den Händen der Familie des Firmengründers Ulrich Marseille. Zudem ist der – unter anderem auch bei MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke engagierte Carsten Maschmeyer – bei Marseille investiert. Für Anleger geht der Börsenrückzug, der vor nicht allzu langer Zeit noch im Prime Standard gelisteten Aktie, mit einem enormen Wertverfall einher. Allein im laufenden Monat hat der Small Cap um ein Drittel an Wert eingebüßt. Die Marktkapitalisierung ist auf 33,7 Mio. Euro geschmolzen. Boersengefluester.de bleibt dabei: Die geänderte Rechtsprechung hinsichtlich der Möglichkeiten eines Delistings ist für Privatanleger eine Katastrophe. Die massiv eingeschränkte Handelbarkeit ist ein substanzieller Nachteil – und genau diese Sprache spricht auch der Aktienkurs. Bleibt zu hoffen, dass die Rechtsprechung so schnell wie möglich wieder korrigiert wird.
Erstmals seit Ende November 2013 hat die Notiz von S&T wieder die Marke von 3 Euro überschritten. Offensichtlich haben die Investoren die Hängepartie um die letztlich gescheiterte Übernahme durch das US-Investmentvehikel Cloudeeva abgehakt. Zuletzt ist der IT-Dienstleister aus Linz sogar selbst an der Akquisitionsfront aktiv geworden: So hat S&T von dem TecDAX-Konzern Kontron 48 Prozent der Anteile an der Affair OOO übernommen. Der Kaufpreis beträgt 5,87 Mio. Euro. Die Gesellschaft aus Moskau ist in den Bereichen Smart Energy sowie der Softwareentwicklung tätig. Insbesondere vom Geschäft mit Energieunternehmen erhofft sich S&T-Firmenlenker Hannes Niederhauser, der auch Kontron aus der Taufe hob, zusätzliche Wachstumsimpulse. Zuletzt hatte Niederhauser dieses Feld bereits durch den Einstieg bei Ubitronix Solution aus Hagenberg in der Nähe von Linz gestärkt. Der neueste Deal hat auch Auswirkungen auf die Jahresziele für 2014: Demnach rechnet Niederhauser nun mit Erlösen von 440 Mio. Euro – nach bislang „zumindest“ 375 Mio. Euro. Das bislang mit „über 12 Mio. Euro“ taxierte Konzernergebnis wird durch die Transaktion hingegen mit rund 0,8 Mio. Euro belastet. Sei es drum: Die Analysten von Hauck & Aufhäuser stehen der Übernahme positiv gegenüber und haben ihr Kursziel leicht von 4,50 auf 4,60 Euro nach oben angepasst. Boersengefluester.de bleibt ebenfalls bei der Kaufen-Empfehlung.
Eine solide Präsentation lieferte Uwe Bögershausen, Finanzvorstand von SLM Solutions, auf der Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior am Regionalflughafen in Frankfurt-Egelsbach ab. Rund einen Monat nach dem Börsengang hat sich die Notiz der Lübecker leicht oberhalb des Emissionspreises von 18 Euro eingenistet. Auf diesem Niveau kommt der Spezialist für industrielle 3D-Druckanwendungen auf einen Börsenwert von 346 Mio. Euro. Gemessen an den momentanen Geschäftszahlen lässt sich das im Normalfall nicht rechtfertigen. Doch SLM Solutions tritt selbstbewusst auf. „Wir sind an einem Wendepunkt für die gesamte Industrie“, sagt Bögershausen. Soll heißen: Kunden wie General Electric, Siemens oder Alstom haben entsprechende SLM-Anlagen für den metallbasierten 3D-Druck längere Zeit getestet und stellen nun die Weichen für breiten Einsatz in ihrer Produktion. Dabei geht es nicht um kleine 3D-Drucker für den Hausgebrauch, sondern um komplexe Geräte mit Stückpreisen von 500.000 Euro bis in den Bereich um etwa 1,5 Mio. Euro. Mit dem IPO-Erlös von brutto rund 75 Mio. Euro will SLM die Vertriebskraft stärken und in die Entwicklung investieren, aber auch das eigene Geschäft mit Verbrauchsmaterialien forcieren. Je besser das Pulver für den 3D-Druck, desto vielfältiger die Einsatzmöglichkeiten. Zurzeit sondiert SLM Solutions den Markt und prüft in diesem Bereich Kooperationen oder gar Übernahmen. Wer sich an der momentan noch sehr hohen Bewertung des TecDAX-Aspiranten nicht stört, kann sich ein paar Stücke ins Depot legen.
Aus Börsensicht waren die überraschend frühzeitige Aufnahme in den SDAX zum 23. Juni 2014 sowie die Gerüchte um einen Einstieg der Deutschen Bank bei Borussia Dortmund fast wie eine Meisterschaft plus Pokalgewinn. In der Spitze zog die Notiz des BVB um 23 Prozent auf 4,66 Euro an und beförderte den Börsenwert des BVB auf annähernd 287 Mio. Euro. Nun der Dämpfer: „Eine Beteiligung der Deutschen Bank an Borussia Dortmund im Wege einer Kapitalmaßnahme wird nicht stattfinden“, teilte der Fußballclub mit. Spekuliert wurde vorab über ein Engagement des Finanzinstituts in Höhe von zehn Prozent. Offensichtlich scheiterten die Verhandlungen jedoch an den Preisvorstellungen. Klar dürfte sein: Zum aktuellen Marktpreis hätten die Borussen die Deutsche Bank kaum aufgenommen. Die BILD Zeitung berichtet gar, dass der BVB einen Preis von 50 Mio. Euro aufgerufen hätte. Komplett zu den Akten gelegt ist die Suche nach einem potenten Ankerinvestor allerdings nicht. So betonen die Schwarz-Gelben: „Zur Sicherung eines nachhaltigen Wachstums schließt Borussia Dortmund eine Beteiligung eines oder mehrerer renommierter Unternehmen nicht aus und wird von daher weitere Sondierungsgespräche mit mehreren interessierten Unternehmen führen.“ Für boersengefluester.de bleibt die Investmentstory der Borussen damit vollkommen intakt, zumal auch der SDAX-Effekt nicht zu unterschätzen ist. Für viele Investoren bekommt der Titel nun eine ganz neue Visibilität. Und im internationalen Vergleich ist die BVB-Aktie relativ moderat bewertet – auch wenn die mitunter wahnsinnigen Bewertungen aus England kein Maßstab sein sollten.