Keine Frage. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt mit der Kursentwicklung der LS telcom-Aktie. Immerhin gehörte der Anteilschein des auf Dienstleistungen rund um die Nutzung von Funkfrequenzen spezialisierte Unternehmen lange Zeit zu unseren stillen Favoriten aus dem Spezialwertebereich. Die Realität sieht leider anders aus: In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs glatt halbiert, wobei es insbesondere im März 2020 kräftig bergab ging. Dabei musste die Gesellschaft vor drei Monaten ihre ohnehin nicht sonderlich ambitioniert anmutende Prognose für 2019/20 (30. September) mit Erlösen von 33,3 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2,8 Mio. Euro aufgrund der Corona-Beschränkungen bereits aussetzen. Nun räumt der Vorstand sogar ein, zur Sicherung der Finanzierung staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Höhe von 8 Mio. Euro in Anspruch genommen zu haben. Wenig erbaulich sehen in diesem Zusammenhang die Halbjahreszahlen aus: Bei Umsätzen von 13,5 Mio. Euro blieb ein negatives EBIT von 1,05 Mio. Euro stehen. Hier kam LS telcom im Vorjahr noch auf ein positives Betriebsergebnis von 778.000 Euro. Immerhin sieht sich der Vorstand nun in der Lage, eine belastbare Mindestprognose für das laufende Jahr abzugeben. Demnach ist mit Erlösen von mindestens 26 Mio. Euro sowie einem negativen EBIT von maximal 2,8 Mio. Euro zu rechnen. „In den kommenden Monaten noch eingehendes Neugeschäft und daraus resultierender Umsatz würde diese Beträge entsprechend verbessern“, heißt es. Für 2020/21 kalkuliert die Gesellschaft nun – auf Basis der aktuellen Verhandlungen mit Kunden – mit Erlösen von mehr als 33 Mio. Euro sowie einem EBIT von über 2 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die bisherige Vorschau sah Umsätze von 34,8 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis von 3,0 Mio. Euro vor. Insbesondere bei der Rentabilität muss die Gesellschaft also Abstriche machen. Das hört sich jetzt nicht alles richtig knackig an, andererseits beträgt der Börsenwert von LS telcom nur noch etwas mehr als 20 Mio. Euro. Auf diesem Niveau müssten die Chancen eigentlich überwiegen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 27,59 | 27,62 | 32,33 | 25,80 | 31,59 | 47,27 | 41,71 | |
EBITDA1,2 | -1,51 | 2,16 | 6,50 | 2,17 | 6,07 | 8,72 | 6,15 | |
EBITDA-Marge3 | -5,47 | 7,82 | 20,11 | 8,41 | 19,22 | 18,45 | 14,75 | |
EBIT1,4 | -4,97 | -1,71 | 2,44 | -2,69 | 1,14 | 3,09 | 1,03 | |
EBIT-Marge5 | -18,01 | -6,19 | 7,55 | -10,43 | 3,61 | 6,54 | 2,47 | |
Jahresüberschuss1 | -4,76 | -2,01 | 2,44 | -2,51 | 0,09 | 1,83 | -0,14 | |
Netto-Marge6 | -17,25 | -7,28 | 7,55 | -9,73 | 0,29 | 3,87 | -0,34 | |
Cashflow1,7 | -0,67 | 1,97 | 4,66 | 7,02 | 6,17 | 4,94 | 5,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,85 | -0,37 | 0,33 | -0,38 | -0,02 | 0,34 | -0,04 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Da hilft auch keine Schönfärberei. Die schwachen Zahlen von Cyan für das Auftaktquartal 2020 sowie die revidierte Umsatzplanung für 2021 sind definitiv unerfreuliche Nachrichten für den in erster Linie auf den Telekomsektor ausgerichteten IT-Sicherheitsspezialisten. Andererseits muss man sich schon fragen, ob der Kursrückgang von rund 35 Prozent – entsprechend einem Verlust an Börsenwert von mehr als 56 Mio. Euro – innerhalb von vier Tagen nicht doch eine Spur zu heftig ausgefallen ist. Nun: Zu allem Überfluss platzten die Nachrichten von Cyan auch noch mitten in die Chaos-Tage bei Wirecard, was insofern eine Belastung ist, weil beide Unternehmen vor knapp einem Jahr eine Kooperation geschmiedet haben, mit dem Ziel, die Endgeräte der Kunden von Banken und FinTechs gegen Cyberkriminalität zu schützen. Im Geschäftsbericht 2019 von Cyan wird der DAX-Konzern bereits als Großkunde bezeichnet. Der Umsatzanteil mit Wirecard dürfte bei rund 15 Prozent liegen. Inwiefern der Deal zurzeit in der Schwebe ist, lässt sich freilich kaum beurteilen. Auf der Habenseite von Cyan steht dafür, dass die Kooperation mit AON offenbar gut gestartet ist und die durch COVID-19 ausgelösten Verzögerungen bei Vertragsverhandlungen sowie Marktstarts von Produkten von temporärer Natur sein sollten. „Das mit Abstand wichtigste Projekt von cyan bleibt die Produkteinführung bei Orange Frankreich, die weiterhin im zweiten Halbjahr 2020 erfolgen soll“, betont die Gesellschaft. Die Analysten vom Bankhaus Lampe setzen das Kursziel nun bei 22 Euro an. Das ist zwar spürbar niedriger als bislang, aber immer noch weit über der aktuellen Notiz. Nun: Der Weg bis zum Ziel bei Cyan ist weiter und kurvenreicher als gedacht. Aber nach Auffassung von boersengefluester.de sollte es sich lohnen, dabei zu bleiben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 3,59 | 20,01 | 26,75 | 21,29 | 8,48 | 3,80 | 4,72 | |
EBITDA1,2 | 1,63 | 3,40 | 11,67 | -5,06 | -12,32 | -4,36 | -4,47 | |
EBITDA-Marge3 | 45,40 | 16,99 | 43,63 | -23,77 | -145,28 | -114,74 | -94,70 | |
EBIT1,4 | 1,46 | 0,37 | 5,53 | -11,04 | -18,06 | -7,01 | -7,01 | |
EBIT-Marge5 | 40,67 | 1,85 | 20,67 | -51,86 | -212,97 | -184,47 | -148,52 | |
Jahresüberschuss1 | 1,24 | -0,11 | 4,53 | -9,27 | -13,88 | -14,71 | -20,72 | |
Netto-Marge6 | 34,54 | -0,55 | 16,93 | -43,54 | -163,68 | -387,11 | -438,98 | |
Cashflow1,7 | -0,05 | 3,66 | -5,83 | -8,71 | -9,50 | -6,87 | -4,01 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,01 | 0,49 | -0,95 | -1,30 | -0,99 | -1,10 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |