Einen Chart mit hohem Frustfaktor bieten zurzeit leider viele Aktien – nicht nur aus dem Spezialwertebereich. Bei LPKF Laser & Electronics ist das Drama 2023 jedoch besonders ausgeprägt. Die Notiz entwickelt sich wie mit dem Lineal gezogen seit Monaten Richtung Süden. Bezogen auf das Anfang 2021 erreichte Hoch summiert sich der Kursverlust mittlerweile auf knapp 80 Prozent. Der Börsenwert des ehemaligen TecDAX-Unternehmens beträgt nur noch weniger als 175 Mio. Euro. Immerhin gibt es nun einen ersten Lichtblick bei dem in der Lasertechnologie und Präzisionsmechanik tätigen Unternehmen: So liegen die Zahlen für das dritte Quartal 2023 mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 2,67 Mio. Euro klar im oberen Bereich der avisierten Bandbreite von minus 1 bis plus 3 Mio. Euro. Gleiches gilt für den Umsatz von 32,97 Mio. Euro. Entsprechend keimt Hoffnung bei den Investoren auf, dass die zuletzt mit dem Halbjahresbericht etwas reduzierte Prognose für das Gesamtjahr offenbar doch zu erreichen ist.
Demnach soll bei Erlösen zwischen 125 bis 135 Mio. Euro eine EBIT-Marge von 3 bis 7 Prozent – entsprechend einem EBIT von knapp 4 bis gut 9 Mio. Euro – realistisch sein. Zum Vergleich: Nach neun Monaten 2023 zeigt LPKF bei Erlösen von 80,89 Mio. Euro noch ein EBIT von minus 4,32 Mio. Euro. „Unser Fokus liegt jetzt darauf, die anstehenden Auslieferungen im vierten Quartal gut zu bewältigen“, sagt CEO Klaus Fiedler. Die Analysten setzten derweil darauf, dass die Gesellschaft 2023 auf ein EBIT von mindestens 5,5 Mio. Euro zusteuert. Selbst wenn LPKF nach Q3 noch deutlich in den roten Zahlen agiert: Offenbar besteht Raum für eine positive Überraschung. Zudem bleibt der Vorstand bei seiner Aussage, dass mittelfristig eine „attraktive zweistellige“ EBIT-Marge möglich ist.
Mit entscheidend wird sein, ob sich die von LPKF entwickelte LIDE-Technologie (Laser Induced Deep Etching) zur Bearbeitung von dünnem Glas in der Halbleiter- oder auch Display-Industrie wie erhofft durchsetzen wird. Die Hoffnungen sind groß, doch in der Realität handelt es sich um einen zähen Prozess. Zumindest bewertungstechnisch ist die LPKF-Aktie schon jetzt hoch interessant: Der Titel wird gerade einmal zum Doppelten des Buchwerts gehandelt. Das KGV auf Basis der Ergebnisschätzungen für 2025 sollte bei maximal 10 liegen. Da kann man als Investor normalerweise nicht mehr viel falsch machen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 102,07 | 119,96 | 140,03 | 96,24 | 93,57 | 123,70 | 124,34 | |
EBITDA1,2 | 11,63 | 14,88 | 26,94 | 14,84 | 9,60 | 15,12 | 12,81 | |
EBITDA-Marge3 | 11,39 | 12,40 | 19,24 | 15,42 | 10,26 | 12,22 | 10,30 | |
EBIT1,4 | 3,95 | 6,82 | 19,25 | 7,54 | 0,06 | 6,78 | 3,69 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,69 | 13,75 | 7,83 | 0,06 | 5,48 | 2,97 | |
Jahresüberschuss1 | 1,15 | 8,04 | 13,15 | 5,34 | -0,11 | 1,66 | 1,75 | |
Netto-Marge6 | 1,13 | 6,70 | 9,39 | 5,55 | -0,12 | 1,34 | 1,41 | |
Cashflow1,7 | 9,57 | 11,51 | 48,04 | 3,97 | 7,92 | 8,50 | -3,37 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,05 | 0,33 | 0,54 | 0,22 | 0,00 | 0,06 | 0,07 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,10 | 0,10 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Dass der Wind gedreht hat, bekommt sogar der Spezialmaschinenbauer Aixtron zu spüren – wenn auch in moderater Form: So liegen die Auftragseingänge im dritten Quartal 2023 mit 118,5 Mio. Euro um rund 17 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresniveau. An der Börse sorgt das – wie bei den meisten anderen Unternehmen auch – für Ernüchterung. Doch bei Aixtron sehen wir die grundlegenden operativen Trends weiterhin als intakt an. Hinzu kommt, dass es Sondereffekte auf der Nachfrageseite im Zuge der nun vollständig eingeführten G10-Produktfamilie gibt. Insgesamt bestätigt der MDAX-Konzern jedenfalls seine erst im Sommer leicht heraufgesetzte Prognose für den Auftragseingang zwischen 620 und 700 Mio. Euro. Um zumindest in der Mitte der Vorschau anzukommen, bräuchte es im Abschlussquartal 2023 einen Auftragseingang von rund 225 Mio. Euro. Das wäre zwar deutlich mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, aber eben doch machbar. Immerhin wurde G10 erst im September gelauncht.
Bezogen auf Umsatz und EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) bleibt es ebenfalls bei dem nach Q2 heraufgesetzten Ausblick, wonach bei Erlösen zwischen 600 und 660 Mio. Euro mit einer EBIT-Marge zwischen 25 und 27 Prozent auszugehen ist. In absoluten Zahlen entspricht das einem Betriebsergebnis von in der Mitte etwa 165 Mio. Euro. Zum Vergleich: Nach den ersten neun Monaten 2023 kommt Aixtron auf ein EBIT von 93,4 Mio. Euro. Die Analysten tippen zurzeit darauf, dass die Gesellschaft aus Herzogenrath eher die Mitte der Prognosen schaffen wird. Soweit ist alles in Ordnung, selbst wenn die Aussichten für 2024 zurzeit kaum valide abschätzbar sind.
Per saldo gehört Aixtron zwar zu den großen Erfolgsstorys aus dem heimischen High-Tech-Maschinenbau. Fakt ist allerdings auch, dass der Börsenwert von Aixtron trotz der jüngsten Kurskorrektur noch immer mehr als 3,2 Mrd. Euro beträgt. Viel Raum für Enttäuschungen gibt es da einfach nicht. Wer den Titel im Depot hat, kann aber investiert bleiben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 230,38 | 268,81 | 259,63 | 269,25 | 428,95 | 463,17 | 629,88 | |
EBITDA1,2 | 22,65 | 51,41 | 49,14 | 44,39 | 108,81 | 113,56 | 168,38 | |
EBITDA-Marge3 | 9,83 | 19,13 | 18,93 | 16,49 | 25,37 | 24,52 | 26,73 | |
EBIT1,4 | 4,93 | 41,47 | 39,00 | 34,84 | 98,98 | 104,70 | 156,77 | |
EBIT-Marge5 | 2,14 | 15,43 | 15,02 | 12,94 | 23,08 | 22,61 | 24,89 | |
Jahresüberschuss1 | 6,53 | 45,86 | 32,48 | 34,47 | 94,84 | 100,47 | 145,19 | |
Netto-Marge6 | 2,83 | 17,06 | 12,51 | 12,80 | 22,11 | 21,69 | 23,05 | |
Cashflow1,7 | 70,09 | 12,95 | 42,81 | -39,16 | -13,49 | 37,14 | -47,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | 0,41 | 0,29 | 0,31 | 0,85 | 0,89 | 1,29 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,11 | 0,30 | 0,31 | 0,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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