Natürlich geht es an der Börse am Ende um harte Zahlen. Nicht vergessen sollten Anleger und Kunden aber auch, wie sich die Unternehmen in der Corona-Krise verhalten halten. Und da gefällt boersengefluester.de der mutige Weg von Klassik Radio-CEO Ulrich R. J. Kubak, eben nicht gleich die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken und auf sonstige staatliche Unterstützungen zu pochen, besonders gut. So hat Kubak das Team zusammengehalten und jede sich bietende Chance im Werbemarkt genutzt. Erschwerend kam hinzu, dass Klassik Radio auch Live-Konzerte veranstaltet, die 2020 allesamt abgesagt werden mussten. Für das laufende Jahr ist ab November eine Konzert-Tournee geplant. Zumindest denkbar, dass die Veranstaltungen stattfinden. Ansonsten kann man mit den jetzt vorgelegten Eckdaten für 2020 wohl zufrieden sein, auch wenn sie signifikant unter den – freilich extrm guten – Vergleichsdaten des Vorjahres liegen: Der Umsatz fiel um 20 Prozent auf 14,6 Mio. Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 1,5 Mio. Euro verlor um rund 46 Prozent gegenüber Vorjahr. Zum Halbjahr sah das Zahlenwerk jedenfalls deutlich düsterer aus. Noch nicht den erhofften Schwung – zumindest was die Summe der zahlenden Kunden angeht – scheint hingegen der Streamingdienst Klassik Radio Select (5,99 Euro pro Monat) zu haben. Hier sind wir gespannt auf das nächste Update. Laut den Aussagen auf der Hauptversammlung von Mitte 2020 bewegte sich die Zahl der Abonnenten im mittleren vierstelligen Bereich. Keine Frage: Als Spotify-Alternative für Klassik-Fans hat das Angebot grundsätzlich enormes Potenzial, so dass sich die Investitionen von bereits mehrerem Millionen Euro am Ende rentieren sollten. Auch wenn die Kursentwicklung der vergangenen drei Jahre wenig erbaulich war: Boersengefluester.de ist sicher, die Aktie deutlich unter Wert gehandelt wird.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 14,36 | 15,58 | 18,22 | 14,69 | 15,01 | 17,26 | 19,83 | |
EBITDA1,2 | 1,72 | 1,86 | 2,80 | 1,63 | 2,43 | 1,85 | 2,34 | |
EBITDA-Marge3 | 11,98 | 11,94 | 15,37 | 11,10 | 16,19 | 10,72 | 11,80 | |
EBIT1,4 | 1,52 | 1,52 | 2,24 | 1,00 | 1,75 | 0,89 | 1,38 | |
EBIT-Marge5 | 10,58 | 9,76 | 12,29 | 6,81 | 11,66 | 5,16 | 6,96 | |
Jahresüberschuss1 | 1,27 | 1,60 | 1,56 | 0,09 | 1,36 | 0,54 | 0,64 | |
Netto-Marge6 | 8,84 | 10,27 | 8,56 | 0,61 | 9,06 | 3,13 | 3,23 | |
Cashflow1,7 | 1,60 | 1,19 | 4,32 | 1,49 | 0,11 | 0,57 | 1,64 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,26 | 0,33 | 0,32 | 0,02 | 0,28 | 0,11 | 0,13 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,21 | 0,21 | 0,21 | 0,21 | 0,15 | 0,15 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Verrückt genug, dass man mittlerweile überhaupt auf die Idee kommt, solche Vergleiche anzustellen kann. Aber allein der annähernd 20prozentige Anteil der Deutsche Börse an der ebenfalls gelisteten Plattform Tradegate deckt die Marktkapitalisierung des DAX-Konzerns momentan zu immerhin 2,1 Prozent ab. Vor exakt einem Jahr lag diese Quote bei gerade einmal 0,4 Prozent. Konkret hat sich der Börsenwert der Deutschen Börse seitdem um neun Prozent auf 25.745 Mio. Euro verringert. Die Kapitalisierung der mehrheitlich zur Berliner Effektengesellschaft (BEG) gehörenden Tradegate AG Wertpapierhandelsbank schoss dagegen von 593 auf 2.733 Mio. Euro in die Höhe. Ein Gewinner des Handelsbooms ist die Deutsche Börse AG – zumindest kursmäßig – also eher nicht. Dagegen lachen sich die Aktionäre von Unternehmen wie Lang & Schwarz, BEG, flatexDEGIRO, wallstreet:online, mwb fairtrade, Baader Bank, sino oder eben Tradegate geradezu ins Fäustchen. Noch ein kleines Rechenspielchen: Bei Aktienkursen oberhalb von 73,33 Euro überschreitet der Börsenwert von flatexDEGIRO die Schwelle von 2 Mrd. Euro. Noch nicht so lange her, da galt selbst die Marke von 1 Mrd. Euro als tollkühne Vision von CEO Frank Niehage. Derweil wird die Aktie der BEG – trotz ihrer ebenfalls rasanten Performance – noch immer mit einem Abschlag von rund 30 Prozent auf den anteiligen Wert ihrer beiden wichtigsten Engagements Tradegate Quirin Privatbank gehandelt (siehe dazu auch Homepage der Berliner Effektengesellschaft HIER).