Richtig Spaß macht seit Jahresbeginn die Aktie von Koenig & Bauer. Mittlerweile türmt sich das Kursplus des Druckmaschinenherstellers auf fast 57 Prozent. Die Börsianer stimmen sich darauf ein, dass der Traditionskonzern nach dem umfassenden Fitnessprogramm nicht nur den Turnaround schafft, sondern auch wieder vorzeigbare Renditen erwirtschaften wird. Für 2014 meldeten die Würzburger schon mal Erlöse von 1,1 Mrd. Euro sowie ein Ergebnis vor Steuern von 5,5 Mio. Euro. In Aussicht gestellt hatte Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann einen Umsatz zwischen 1,0 und 1,1 Mrd. Euro sowie ein „zumindest ausgeglichenes” Ergebnis vor Steuern. Demnach hat der Manager Wort gehalten. Wesentlich wichtiger ist allerdings der Ausblick: So rechnet Bolza-Schünemann bei einem „ähnlichen Umsatz” wie 2014 mit einer Marge von bis zu zwei Prozent – bezogen auf den Gewinn vor Steuern. Demnach könnte Koenig & Bauer im laufenden Jahr auf ein Bruttoergebnis von etwa 20 Mio. Euro kommen. Abzüglich Steuern sollte ein Ergebnis je Aktie von rund 1 Euro in Reichweite gelangen – nach 0,03 Euro für 2014. Damit wird der Titel sogar wieder unter KGV-Aspekten beherrschbar. Ein Zustand, der zuletzt im Jahr 2007 zu beobachten war. Seitdem hat Koenig & Bauer entweder um die Nulllinie herum abgeschlossen (2009, 2010, 2011, 2012 und 2014) oder aber herbe Verluste produziert (2008: -87,1 Mio. Euro / 2013: -138,1 Mio. Euro). Trotzdem steht die Gesellschaft bilanziell noch sehr ordentlich da: Der Buchwert je Aktie beläuft sich zurzeit auf 13,75 Euro. Übermäßig teuer ist der Anteilschein von Koenig & Bauer also immer noch nicht, selbst wenn der Chart kurzfristig eine Überhitzung signalisiert. Allerdings: Vor Ausbruch der Finanzkrise wurde das Papier zu Kursen um 25 Euro gehandelt. Da sah allerdings auch die Druckwelt noch ein wenig anders aus. Das von Kepler Chevreux zuletzt genannte Ziel von 17 Euro für den ehemaligen SDAX-Wert bietet aber ebenfalls noch ein ansehnliches Potenzial. Verglichen mit dem Anteilschein von Heidelberger Druckmaschinen bietet Koenig & Bauer derzeit jedenfalls die bessere Investmentstory – und das nicht nur bezogen auf die Bilanzqualität. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass sich der Kurs von “HeidelDruck” Mitte Februar bei rund 2 Euro stabilisieren konnte und seitdem ebenfalls wieder Fahrt aufgenommen hat.
Manchmal verzapfen Nachrichtenagenturen einen ziemlichen Schmarrn, wenn es um Berichterstattung geht. Beispiel Patrizia Immobilien: „Die Ankündigung von Gratisaktien anstelle einer Bardividende missfällt den Aktionären von Patrizia Immobilien: Die Titel weiten ihre Verluste aus und verlieren 2,3 Prozent auf 16,10 Euro”, heißt es zum Wochenauftakt. Richtig ist zwar, dass der SDAX-Wert am Montag leicht an Boden verlor. An der Ankündigung des Unternehmens, auch für 2014 keine Bardividende zu zahlen, sondern erneut die Ausgabe von Berichtigungsaktien im Verhältnis 1:10 vorzuschlagen, lag das Kursminus aber bestimmt nicht. Schließlich führen die Augsburger diese Form der Dividendenpolitik bereits zum vierten Mal durch. Demnach wird der Hauptversammlung am 25. Juni 2015 erneut die Umwandlung von Kapitalrücklagen in Grundkapital vorgeschlagen. Konkret würde sich die Zahl der Aktien diesmal von 69.385.030 auf 76.323.533 Stück erhöhen. Zwar wird in diesem Zusammenhang immer wieder von „Gratisaktien” gesprochen – verschenkt wird aber nichts. Daher kommen Investoren auch hier nicht um einen Dividendenabschlag herum, nur heißt es diesmal anders. Die Aktie wird „ex Berichtigungsaktien” gehandelt.
Erklärung: Beim aktuellen Kurs von 16,20 Euro kommt das Immobilienunternehmen auf eine Marktkapitalisierung von 1.124,04 Mio. Euro. Da sich der Wert der Gesellschaft durch die Ausgabe der zusätzlichen Aktien nicht einfach so ändern kann, schließlich fließt kein Cash ab und die wirtschaftlichen Perspektiven bleiben ebenfalls gleich, wird an anderer Stelle korrigiert – und zwar beim Aktienkurs. Um auch bei 76.323.533 Aktien auf einen Börsenwert von 1.124,04 Mio. Euro zu kommen, muss der Aktienkurs bei der Umsetzung auf 14,73 Euro (gerundet) fallen. Das entspricht – bezogen auf den gegenwärtigen Kurs – einem Rückgang von 9,09 Prozent. Ein Beispiel: Ein Anleger, der derzeit 250 Patrizia-Aktien im Gegenwert von 4.050 Euro im Depot hat, würde nach Umsetzung der Maßnahme zwar über einen Bestand von 275 Anteilscheinen verfügen – aber ebenfalls mit einem Gegenwert von 4.050 Euro. Wichtig ist allerdings, dass die Ausgabe von Berichtigungsaktien keine steuerlichen Folgen für den Privatanleger hat. Die Gesamtperformance seit Einführung der Berichtigungsaktien ist dabei sehr ansehnlich: Ein Anleger, der am 20. Juni 2012 (dem Tag der Hauptversammlung für 2011) zum damaligen Schlusskurs von 3,75 Euro 1.000 Patrizia-Aktien für 3.750 Euro gekauft hat, hat jetzt 1.331 Anteile im Gegenwert von 21.562 Euro im Depot. Damit wird allerdings auch deutlich, dass die Patrizia-Aktie schon eine ziemliche Rally hinter sich hat. Das engt den Spielraum nach oben ein, selbst wenn die bereits genannten Vorabzahlen für das abgelaufene Jahr sehr ordentlich aussahen. Per saldo ist der Titel für boersengefluester.de aber immer noch kaufenswert.
Gleich mehrfach hatten wir zuletzt auf Geratherm Medical hingewiesen. Die Performance des Small Caps kann sich sehen lassen: In den vergangenen sechs Monaten gewann der Anteilschein des Medizintechnikunternehmens um rund 22 Prozent an Wert, was sich exakt mit der Entwicklung des SDAX deckt. Nun hat Geratherm vorläufige Zahlen für 2014 vorgelegt: Bei einem Erlösplus von elf Prozent auf 18,7 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 0,79 auf knapp 2,42 Mio. Euro voran. Der Gewinn je Aktie kletterte von 0,27 auf 0,34 Euro. Gerechnet hatte boersengefluester.de mit einem etwas höheren Umsatz, dafür fielen die Daten zum Gewinn jedoch besser aus als von uns vermutet. Die Dividende wird das Unternehmen aus Geschwenda in Thüringen dennoch nur leicht von 0,24 auf 0,25 Euro erhöhen. Hier hatten wir uns ein etwas deutlicheres Signal erhofft. Innerhalb der einzelnen Produktbereiche zeigt sich derweil das gewohnte Bild: Healthcare Diagnostic (Fieberthermometer, Blutdruckmessgeräte, Schnelltests) stellt mit einem Anteil am Konzernerlös von 65 Prozent und einem Beitrag zum Gesamt-EBIT von 77 Prozent noch immer das mit Abstand wichtigste Segment dar. Doch die neu formierten Bereiche Respiratory (Lungenfunktionstests), Wärmesysteme und Cardio/Stroke (Schlaganfallfrüherkennung) holen rasant auf. Bis auf Cardio/Stroke sind zudem alle Sektoren EBIT-positiv und hieven entsprechend den Konzerngewinn in die Höhe.
Die Transformation vom „Fieberthermoterhersteller” zum Anbieter höherwertiger Medtechprodukte hat also erkennbare Konturen. Für das erste Quartal 2015 stellt Vorstandschef Gert Frank einen „deutlich zweistelligen Umsatz- und Ertragszuwachs” in Aussicht. Auch das ist keine sonderliche Überraschung. Die Vorlage des Geschäftsberichts ist für den 23. April angesetzt. Bereits am 14. April wird Frank auf dem Aktienforum der Solventis Wertpapierhandelsbank am Frankfurter Flughafen präsentieren. Boersengefluester.de wird vor Ort sein. Per saldo sind wir mit der aktuellen Entwicklung zufrieden und gehen davon aus, dass die Notiz die gegenwärtige Konsolidierungsphase um 9 Euro beenden wird und sich unserem Kursziel von 11 Euro weiter nähert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21,03 | 21,52 | 19,85 | 27,47 | 23,94 | 25,85 | 20,96 | |
EBITDA1,2 | 1,77 | 2,80 | 2,35 | 4,35 | 2,31 | 3,55 | 4,27 | |
EBITDA-Marge3 | 8,42 | 13,01 | 11,84 | 15,84 | 9,65 | 13,73 | 20,37 | |
EBIT1,4 | 0,63 | 1,99 | 1,05 | 3,04 | 0,59 | 2,07 | 2,55 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | 9,25 | 5,29 | 11,07 | 2,46 | 8,01 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 0,22 | 0,83 | 0,29 | 1,90 | 0,33 | 1,08 | 1,67 | |
Netto-Marge6 | 1,05 | 3,86 | 1,46 | 6,92 | 1,38 | 4,18 | 7,97 | |
Cashflow1,7 | 2,47 | 1,35 | 1,54 | 3,92 | 0,92 | 2,79 | 1,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | 0,23 | 0,11 | 0,41 | 0,02 | 0,19 | 0,21 | |
Dividende8 | 0,47 | 0,40 | 0,25 | 0,40 | 0,12 | 0,15 | 0,10 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |