Im realen Leben ist momentan die oberste Devise: Bloß nicht anstecken – also Maske aufziehen. An der Börse tut man sich da als Anleger zurzeit ungleich schwerer, um sich vor allgemeinen Euphorie zu schützen. Zu verlockend ist die Aussicht auf schnelle Gewinne. Und so schießen unter anderem die Aktien aus dem Bereich Erneuerbare Energien steil nach oben. Beispiel Energiekontor: Allein in den vergangenen sechs Monaten hat die Aktie nun um mehr als 200 Prozent an Wert gewonnen und die Marktkapitalisierung auf mehr als 977 Mio. Euro getrieben. Das entspricht etwa dem 18fachen des Eigenkapitals. Der langfristige Mittelwert für den Projektierer und Betreiber von Wind- und Solarparks liegt bei weniger als 6,5. Nun mag es alle mögliche Gründe für den Kursanstieg geben und mit Sicherheit zählt auch das verbesserte operative Geschäft dazu. So rechnet Energiekontor für 2020 mit einem Gewinn im zweistelligen Millionenbereich und stellt für die Folgejahre „noch wesentlich bessere Ergebnisse“ in Aussicht. Die eigentliche Erklärung für den massiven Schub in diesem Sektor – Energiekontor steht hier stellvertretend – sind jedoch die gewaltigen Mittelumschichtungen der institutionellen Investoren raus aus traditionellen Energiethemen und rein in alternative Stromsektoren. Freilich wandern die Gelder hier raus aus milliardenschweren Unternehmen und suchen Einlass bei den in der Regel wesentlich kleineren Renewables. Die Folge sieht man dann im Chart. Gesund ist das alles nicht und boersengefluester.de rechnet damit, dass die Ausgangstüren der Ökowerte bei einem Stimmungswechsel allesamt viel zu klein sind. Mit anderen Worten: Hier drohen erhebliche Kursrisiken. Dabei sei ausdrücklich gesagt, dass Energiekontor ein grundsätzlich sehr gutes Unternehmen mit stattlichen Reserven ist. Die mit Abstand zuversichtlichste Analysteneinschätzung stammt dabei von Warburg Research, die ein Kursziel von 67 Euro ausgeben. Aber selbst das ist mit 68,20 Euro nun überschritten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 149,87 | 110,19 | 63,70 | 146,61 | 156,52 | 187,57 | 241,80 | |
EBITDA1,2 | 49,59 | 40,62 | 38,85 | 65,38 | 81,71 | 99,79 | 135,55 | |
EBITDA-Marge3 | 33,09 | 36,86 | 60,99 | 44,59 | 52,20 | 53,20 | 56,06 | |
EBIT1,4 | 32,89 | 22,08 | 16,30 | 45,99 | 61,68 | 79,97 | 114,44 | |
EBIT-Marge5 | 21,95 | 20,04 | 25,59 | 31,37 | 39,41 | 42,64 | 47,33 | |
Jahresüberschuss1 | 11,89 | 6,68 | 0,24 | 20,43 | 36,21 | 44,54 | 83,32 | |
Netto-Marge6 | 7,93 | 6,06 | 0,38 | 13,93 | 23,13 | 23,75 | 34,46 | |
Cashflow1,7 | 4,44 | 45,43 | 13,34 | 17,88 | 61,99 | 138,65 | 144,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,82 | 0,46 | 0,02 | 1,43 | 2,52 | 3,16 | 5,93 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,40 | 0,40 | 0,80 | 0,90 | 1,00 | 1,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Deutschland |
Einschneidender und sichtbarer als gedacht fallen die Änderungen im Zuge der Aufspaltung der 4basebio AG in eine an der Londoner Alternativbörse AIM gelistete Einheit mit dem ehemaligen Stammgeschäft rund um Genomik und DNA sowie einem weiter in Deutschland beheimateten Ableger aus, der sich um Investments innerhalb des Biotech-Sektors kümmern soll. So sind Dr. Heikki Lanckriet (CEO) und David Roth (CFO) zum Jahresende aus der AG ausgeschieden und kümmern sich künftig um die Leitung des Genomik- und DNA-Geschäfts, was in der 4basebio SE gebündelt ist. Formal ist der Spin-off des Geschäfts bereits erfolgt, die Notizaufnahme an der AIM ist noch für Januar 2021 geplant. Für je sechs Aktien der bisherigen 4basebio AG bekommen Anleger dann eine Aktie der 4basebio SE ins Depot gebucht. Grundsätzlich hält boersengefluester.de das für eine clevere Sache. Freilich müsse auch wir einräumen, dass sich das Vorhaben noch nicht nachhaltig positiv im Aktienkurs niedergeschlagen hat. Um die neue Organisationsstruktur um AG und SE auch namentlich besser zu trennen, soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Januar 2021 die Umfirmierung der 4basebio AG in 2invest AG beschlossen werden.
Gleichfalls wird der künftige Investionsschwerpunkt im Wesentlichen auf die Bereiche Biotechnologie-, Life Science- und den IT-Sektor eingegrenzt. Darüber hinaus wird auch der Aufsichtsrat neu besetzt – wenig überraschend mit Personen aus dem Umfeld von Großaktionär Deutsche Balaton. Der wiederum hatte bereits vor wenigen Wochen Hansjörg Plaggemars zum Vorstand der künftigen 2invest AG ernannt. Plaggemars ist quasi einer Art Schweizer Taschenmesser für die Deutsche Balaton, so vielfältig sind seine Tätigkeiten. In der Nebenwerteszene ist er etwa durch die Tätigkeiten bei Altech Advanced Materials oder früher bei Biofrontera bekannt. Ehemals gehörte Plaggemars sogar dem Vorstand der Deutschen Balaton an und bekleidete zahlreiche Ämter innerhalb des Konzernverbunds. Jedenfalls ziehen die Heidelberger mit ihrem Anteil von offiziell 46,4 Prozent mehr denn je die Strippen bei 4basebio. Wer die 4basebio-Aktie im Depot hat, sollten engagiert bleiben.