Natürlich sollte man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen – schon gar nicht das von Politikern. Bei der Pressekonferenz von Olaf Scholz und dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi am 20. Dezember 2021 (HIER) musste boersengefluester.de aber unweigerlich an einen Spezialwert aus unserer Datenbank aus denken. Immerhin sagte Draghi beim Antrittsbesuch des deutschen Bundeskanzlers: „Wir wollen die Zusammenarbeit im Bereich der Technologie und der Forschung verbessern. Ich denke auch an gemeinsame europäische Projekte in sehr wichtigen Themen wie Wasserstoff, Mikroelektronik und Batterien für elektrische Wagen.“ Italien, Deutschland, Wasserstoff: Da war doch was? Richtig. Der (noch immer) mit einem formalen AG-Sitz in Heidelberg ausgestattete Wasserstoffspezialist Enapter entwickelt über die frühere ACTA mit Sitz in Pisa Elektrolyseure und will diese Geräte künftig in einer neuen Fabrik im Münsterland zur Serienproduktion bringen. Boersengefluester.de hatte ausführlich berichtet (HIER).
Insgesamt eine perfekte europäische Kooperation in Sachen Klimaschutzlösung, die sogar bis ins englische Königreich strahlt. Ganz kurzfristig steht freilich erst einmal der Ausgang der nachgelagerten Kapitalerhöhung auf der Agenda. Massive wirtschaftliche Effekte sind hieraus jedoch nicht zu erwarten, da die eigentliche Transaktion mit großen institutionellen Investoren längst in trockenen Tüchern ist. Selbst wenn Enaper schon jetzt mit einem Börsenwert von etwas mehr als 560 Mio. Euro luftig bewertet ist: Die Investmentstory rund um CEO Sebastian-Justus Schmidt ist extrem spannend. Wenn alles hinhaut, könnte hier tatsächlich etwas Großes entstehen. Doch so einfach planbar ist die Zukunft leider nicht, trotz aller politischer Unterstützung. Entsprechend ist der Titel auch ein reinrassiger Hot Stock, der nur für sehr risikobereite Anleger in Frage kommt.
Damit war nicht unbedingt zu rechnen, immerhin hatte das Management von Sto zuletzt eine ganze Litanei an Belastungsfaktoren um höhere Rohstoffkosten sowie steigende Frachtaufwendungen aufgeführt. Nun aber hebt der Bauzulieferer seine Prognose für 2021 – insbesondere auf der Ergebnisseite – trotzdem doch recht deutlich an: Demnach kalkuliert Sto für das laufende Jahr bei Erlösen von 1.590 Mio. Euro mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zwischen 113 und 128 Mio. Euro. Das sind an beiden Eckpunkten jeweils 15 Mio. Euro EBIT mehr als bislang vermutet. Beim Umsatz hingegen beträgt der Aufschlag „nur“ 12 Mio. Euro. Neben einer allgemein guten Geschäftsentwicklung mit einem günstigen Produktmix, wirken sich insbesondere die „im Zeitablauf erheblich intensivierten Ergebnissicherungsmaßnahmen“ vorteilhaft aus. Zudem weist der Anbieter von Dämmstoffen und sonstigen Baumaterialien aber auch darauf hin, dass „kostenintensive strategische Maßnahmen“ verschoben wurden. Mit anderem Worten: Sofern Sto diese Projekte nicht ganz auf Eis legt, werden die Belastungen nachgelagert kommen. Trotzdem sind es natürlich gute Nachrichten, die der SDAX-Konzern kurz vor Weihnachten parat hat. Zudem dürfte nun kaum ein Zweifel mehr daran bestehen, dass Sto die Dividende zur nächsten Hauptversammlung im Juni 2022 nicht mindestens stabil bei 5 Euro je Vorzugsaktie hält.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.277,40 | 1.332,37 | 1.398,23 | 1.433,00 | 1.590,53 | 1.787,39 | 1.718,03 | |
EBITDA1,2 | 117,32 | 113,19 | 138,21 | 186,50 | 192,54 | 194,51 | 192,27 | |
EBITDA-Marge3 | 9,18 | 8,50 | 9,88 | 13,01 | 12,11 | 10,88 | 11,19 | |
EBIT1,4 | 83,97 | 81,90 | 85,88 | 120,79 | 124,47 | 129,68 | 126,50 | |
EBIT-Marge5 | 6,57 | 6,15 | 6,14 | 8,43 | 7,83 | 7,26 | 7,36 | |
Jahresüberschuss1 | 55,82 | 53,81 | 56,32 | 80,67 | 94,66 | 89,09 | 85,76 | |
Netto-Marge6 | 4,37 | 4,04 | 4,03 | 5,63 | 5,95 | 4,98 | 4,99 | |
Cashflow1,7 | 86,48 | 80,68 | 116,96 | 177,18 | 111,40 | 95,31 | 170,92 | |
Ergebnis je Aktie8 | 8,68 | 8,39 | 9,09 | 12,60 | 14,46 | 14,06 | 13,43 | |
Dividende8 | 4,09 | 4,09 | 4,09 | 5,00 | 5,00 | 5,00 | 5,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |