Für Gewinnwarnungen ist naturgemäß nie ein guter Zeitpunkt. Wenn die drastische Reduzierung der Prognosen für 2022 aber – wie jetzt bei Enapter – direkt an den Abschluss von umfangreichen Kapitalmaßnahmen erfolgt, ist es aus Investorensicht nochmals ärgerlicher. So kappt der Anbieter von Elektrolyseuren zur Herstellung von Wasserstoff seine Umsatzerwartung für das laufende Jahr von zuvor knapp 45 Mio. Euro auf nun nur noch 15,6 Mio. Euro. Als Ursache nennt Enapter Qualitätsprobleme bei Zuliefererbauteilen einzelner Komponenten, durch die sich der Produktionsstart des neuen Elektrolyseurs 4.0 auf vermutlich September 2022 verschiebt. Erst Anfang März hatte Enapter via Pressemitteilung auf die Einführung der vierten Gerätegeneration hingewiesen und gleichzeitig auf das hohe Interesse hingewiesen. „Schon vor der offiziellen Markteinführung liegen mehr als 400 Kundenbestellungen für das neue Gerät vor“, hieß es damals.
So gesehen ist es durchaus ein enormer Rückschlag, wenn es gleich zu Beginn zu derartigen Problemen kommt. Mit Blick auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) rechnet der Vorstand für 2022 nun mit minus 12,5 Mio. Euro – das sind etwa 3,8 Mio. Euro mehr Betriebsverlust, als bislang in Aussicht gestellt wurden. Schwer abzuschätzen, ob die fehlenden Erlöse im kommenden Jahr nachgeholt werden können oder sich die potenziellen Kunden anderweitig entscheiden werden. Keine Frage: Bei einer gerade erst beginnenden Unternehmensstory wie Enapter ist ein linearer Verlauf denkbar unwahrscheinlich. Trotzdem hat die Gesellschaft in Sachen Prognosequalität eindeutig an Standing verloren. So gesehen hat der Kapitalmarkt zuletzt doch wieder mal ein feines Näschen bewiesen, denn von ihren früheren Höchstkursen hat sich auch die Enapter-Aktie deutlich entfernt.
Umso wichtiger, dass die Gesellschaft die Produktion möglichst schnell in der gewünschten Qualität hochfahren kann. Losgelöst davon bleibt die übergeordnete Investmentstory, wonach Enapter beim Neubau der Fabrikanlagen im münsterländischen Saerbeck wie geplant vorankommt und so den Dreh zum Serienfertiger schafft.
Alles richtig gemacht haben bei Dr. Hönle nur die Anleger, die den Klebstoffboom im Jahr 2018 ausgenutzt haben und bei Kursen um die 80 Euro ausgestiegen sind. Seitdem läuft es bei dem Spezialisten für UV-Technologien und Spezialklebstoffen – etwa für den Einsatz in der Smartphone-Produktion – alles andere als rund. Selbst Hoffnungsträger wie Geräte zur Luftentkeimung zum Schutz vor Corona-Viren verkaufen sich schlechter als gedacht. Kein Wunder, dass der Aktienkurs vom Top um beinahe drei Viertel an Wert verloren hat. Mitte Mai hatte der Aufsichtsrat daher beschlossen, die Suche nach einem neuen CEO, der sich um die strategische Ausrichtung des Hönle-Konzerns kümmern soll, einzuleiten. Eigentlich eine gute Ausgangssituation für ein Neuinvestment, zumal die Aktie zu nur etwas mehr als den Buchwert gehandelt wird. Mit der neuerlichen Umsatz- und Gewinnwarnung für 2021/22 (30. September) ist aber klar, dass kaum mit schnellen Ergebnisverbesserungen zu rechnen ist.
Insbesondere die hohen Energiepreise sowie die Situation bei der Teilebeschaffung machen dem Unternehmen zu schaffen. Zudem schlagen die Aufwendungen im Zusammenhang mit der personellen Neuaufstellung ins Kontor. So rechnet der Vorstand für 2021/22 jetzt nur noch mit einem Umsatz zwischen 125 und 130 Mio. Euro (zuvor: 130 bis 140 Mio. Euro) sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 9 bis 11 Mio. Euro – nach bislang 14 bis 17 Mio. Euro. Im kommenden Geschäftsjahr soll es dann wieder aufwärts gehen, eine konkrete Prognose gibt es aber noch nicht. Am 5. August steht zunächst einmal der Neun-Monats-Bericht an. Stärkstes Argument für ein Festhalten an der Hönle-Aktie ist die allgemein moderate Bewertung. Zudem bleibt die Hoffnung auf eine Schärfung künftigen Produktaufstellung. Andererseits wird es wohl noch eine Zeit dauern, bis die Gesellschaft wieder nachhaltig Vertrauen am Kapitalmarkt aufgebaut hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 101,93 | 126,49 | 107,75 | 93,88 | 115,17 | 126,50 | 106,34 | |
EBITDA1,2 | 18,14 | 33,84 | 20,32 | 14,71 | 13,85 | 15,40 | 0,33 | |
EBITDA-Marge3 | 17,80 | 26,75 | 18,86 | 15,67 | 12,03 | 12,17 | 0,31 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 30,69 | 17,00 | 8,10 | 0,35 | -10,10 | -9,42 | |
EBIT-Marge5 | 14,92 | 24,26 | 15,78 | 8,63 | 0,30 | -7,98 | -8,86 | |
Jahresüberschuss1 | 10,41 | 21,73 | 12,40 | 5,61 | -4,86 | -11,90 | -10,93 | |
Netto-Marge6 | 10,21 | 17,18 | 11,51 | 5,98 | -4,22 | -9,41 | -10,28 | |
Cashflow1,7 | 12,15 | 27,88 | 23,06 | 16,61 | 1,13 | -6,00 | 3,14 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,89 | 3,84 | 2,26 | 1,02 | -0,80 | -2,20 | -1,82 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,80 | 0,80 | 0,50 | 0,20 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |