Das ging nun aber ganz schnell und ist eine heftige Nachricht: Der Vorstand der Hansa Group hat beim Amtsgericht in Duisburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung wegen Zahlungsunfähigkeit gestellt. Erst am Abend des 7. Juli meldete der Hersteller von Reinigungsmitteln, dass die geplanten Maßnahmen zu bilanziellen Sanierung nicht wie erwartet vorankommen. Kurzerhand wurden die beiden Vorstände Thomas Pfisterer und Herr Dominik Müser vor die Tür gesetzt und mit Bernd Depping ein Sanierungsexperte als Firmenlenker engagiert. Die Börse reagiert darauf mit einem Kurssturz von rund einem Drittel auf im Tief 0,78 Euro. Anschließen konnte die Notiz aber wieder über die Marke von 0,90 Euro zurückerobern. Auf diesem Niveau kommt die Gesellschaft mit Sitz in Genthin (Sachsen-Anhalt) auf einen Börsenwert von fast 50 Mio. Euro. Dementsprechend groß ist nun der Korrekturbedarf angesichts der neuesten Entwicklung. Hier kann die Devise für Privatanleger nur lauten: Rette sich wer kann!
Und schon wieder wird ein Unternehmen vom Kurszettel verschwinden. So soll die zu gut 94 Prozent im Besitz von Siemens befindliche Cycos AG delistet werden. Die Gesellschaft ist ein Spezialist für vernetzte Kommunikationslösungen in Unternehmen und war seit vielen Jahren zumindest unter dem Aspekt der Garantiedividende von 0,34 Euro ein interessantes Investment für Nebenwerteanleger. Die garantierte Ausschüttung wird wohl auch künftig gezahlt – so es keinen Squeeze-out gibt. Der Malus des fehlenden Börsenhandels wiegt jedoch schwer. Letztlich kommt die Cycos-Aktie damit nur noch für langjährige Investoren in Frage, die ohnehin nicht an einem Verkauf interessiert sind. Der Cycos-Vorstand geht davon aus, dass der Delistingbeschluss sechs Monate nach der Veröffentlichung durch die Börsengeschäftsführung wirksam wird. Hintergrund der Delistingwelle ist ein Gerichtsbeschluss, wonach Unternehmen sich vereinfacht vom Börsenhandel zurückziehen können. Abenteuerliche Argumentation der Juristen: Ob eine Aktie nun börsennotiert ist oder nicht, macht keinen großen Unterschied. Nun: Die Praxis sieht komplett anders aus. Die meisten Titel verlieren mit der Ankündigung massiv an Wert – mitunter um bis zu 30 Prozent. Boersengefluester.de hat eine Tabelle mit den aktuellen Delisting-Kandidaten zusammengestellt. Sie finden unsere informative Übersicht HIER.
Um immerhin fast 40 Prozent verlor die Curasan-Aktie im vergangenen Dreivierteljahr an Wert. Die Mixtur aus schlechten Zahlen, einem verschobenen Vorstandswechsel und dem offenen Ende des Rechtsstreits um Schadensersatzforderungen gegenüber dem Medtechkonzern Stryker zehren am Nervenkostüm der Anleger. Immerhin: Aktuell bildet die Notiz einen schönen Boden aus und macht sogar erste Anstalten eines Richtungswechsels gen Norden. Für 2014 rechnet der Spezialist für regenerative Medizin im Knochen- und Gewebebereich erneut mit roten Zahlen im Bereich von 1,0 bis 1,5 Mio. Euro. Der Börsenwert von Curasan beträgt rund 13,5 Mio. Euro. Die Experten von Warburg Research halten das für viel zu wenig. Sie geben ein Kursziel von 3 Euro – das entspricht einer Marktkapitalisierung von 21,9 Mio. Euro – aus. Knapp die Hälfte der Aktien befindet sich im Streubesitz. Ankeraktionär, mit einem Anteil von rund 26 Prozent, ist der nur noch bis Jahresende als Vorstand im Amt bleibende Hans Dieter Rössler. Offen ist, was langfristig mit seinem Papieren geschehen wird. Für boersengefluester.de hätte es durchaus Charme, wenn ein potenter Investor bei Curasan einsteigt – etwa nach dem Vorbild Impreglon. Kurzfristig könnte die Notiz dagegen jederzeit von einer möglichen Schadensersatzzahlung durch Stryker profitieren. Auf dem jetzigen Niveau sollten Anleger nicht mehr verkaufen. Vielmehr gehört das Papier allmählich auf die Watchlist.
Wie an einer Schnur gezogen, bewegt sich der Aktienkurs von Villeroy & Boch nach oben. Allein seit Mitte April 2014 hat sich die Vorzugsaktie von 11 Euro auf zuletzt 14,60 Euro verteuert. Unter der Annahme, dass die nicht notierten Stämme den gleichen Kurs hätten wie die Vorzüge, kommt der Hersteller von Badkeramik und Tischzubehör auf einen Börsenwert von 410 Mio. Euro. Das entspricht immerhin dem 2,7-fachen des Buchwerts. Zum Vergleich: Die vor dem Börsenabschied stehende WMF-Aktie (VZ) wird mit einem KBV von 2,3 gehandelt. Für 2014 geht die Gesellschaft bislang von einem Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent aus. Demnach ist mit Erlösen in einer Spanne von knapp 768 bis gut 782 Mio. Euro zu rechnen. Beim operativen Ergebnis gibt sich das Management betont zurückhaltend und stellt lediglich eine Verbesserung von mehr als fünf Prozent in Aussicht. Am 18. Juli wird Villeroy & Boch den Halbjahresbericht vorlegen. Spürbaren Einfluss auf das Ergebnis hat dabei ein im zweiten Quartal realisierter Ertrag aus dem Immobilienverkauf in Schweden. Nach der super Performance stuft boersengfluester.de das SDAX-Papier auf Halten zurück. Das bisherige Hoch bei rund 16 Euro aus dem Jahr 2007 rückt zunehmend in Blickweite. Diese Hürde signifikant zu überschreiten, dürfte nicht ganz einfach werden.
Noch bis zum 21. Juli 2014 läuft die ambitionierte Kapitalerhöhung von UMT United Mobility Technology. Der Anbieter von mobilen Bezahllösungen über Smartphones will bis zu 10.000.000 neue Anteilscheine zu je 1,50 Euro platzieren. Anleger können einen Überbezug anmelden – also mehr Aktien kaufen als ihnen via Bezugsrecht (1:1) zusteht. Bislang hat die Notiz der Münchner die Finanzierungsrunde erstaunlich gut weggesteckt. Dabei bewegt sich der Ausgabepreis der jungen Papiere sehr dicht am aktuellen Aktienkurs. Ein Abrutschen unter die Marke von 1,50 Euro wäre da wenig förderlich. Zeitlich gut abgepasst ist die Nachricht von UMT, dass sie künftig mit dem türkischen Fußballclub Galatasaray im Bereich digitale Kundenbindungsprogramme kooperieren wollen. „Diese Zusammenarbeit ist eine sehr gute Basis, um auch zukünftig weitere europäische Spitzenclubs für unsere iPAYst Plattform gewinnen zu können”, sagt UMT-Vorstandschef Albert Wahl. Boersengefluester.de schätzt die Meldung der Münchner als positiv ein. Mit Blick auf den Einsatz der iPAYst-Technologie warten die Investoren jedoch auf einen deutlich wichtigeren Abschluss. Den größten Hebel – wenn auch bei spürbar kleineren Margen – hätte UMT im Zuge einer Partnerschaft mit einem Volumenanbieter aus der Finanzdiesntleistungsbranche. Für boerengefluester.de kommen hier in erster Linie die Kreditkartengesellschaften in Betracht. Es bleibt dabei: Die UMT-Aktie ist eine ganz heiße Wette. Sollte iPAYst ein Erfolg werden, wäre wohl auch die Marktkapitalisierung von gut 35 Mio. Euro (bei unterstellter Vollplatzierung der Kapitalerhöhung) nicht zu hoch gegriffen. Andererseits besteht ein enormes Risiko, dass sich das Produkt nicht durchsetzt. Immerhin: Mit dem Galatasaray-Deal hat UMT ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. Und wie aus gut informierten Kreisen zu hören ist, soll das erst der Anfang gewesen sein.
Ein überzeugendes Chartbild liefert der Aktienkurs von Intershop schon lange nicht mehr ab. Seit der Hauptversammlung am 12. Juni 2014 kam die Notiz nun zusätzlich unter Druck und testet momentan die Marke von 1,50 Euro. Immerhin: Ende 2013 hat sich diese Region als tragfähiger Boden erwiesen. Letztlich spiegelt die maue Performance der vergangenen Wochen aber die Unsicherheit über die Konditionen der zu erwartenden Kapitalerhöhung wider. Zwar wurde der geplante zusätzliche Ermächtigungsrahmen auf dem Aktionärstreffen von der Opposition gestrichen. Doch noch immer hat der E-Commercespezialist ein Genehmigtes Kapital von bis zu 7,5 Millionen Aktien. Zu dicht am aktuellen Kurs dürfte die Maßnahme kaum zu platzieren sein. Dabei wäre die Gesellschaft aus Jena auf der anderen Seite auf einen möglichst hohen Mittelzufluss angewiesen. Ein schwer zu lösender Knoten: Die Investoren streiken mit Blick auf die zu erwartende Kapitalerhöhung. Die Kapitalerhöhung wiederum lässt angesichts des wenig attraktiven Kursniveaus auf sich warten. Boersengefluester.de bleibt dennoch bei seiner Kaufen-Einschätzung. Die Intershop-Aktie wird gerade einmal zum Doppelten des Buchwerts gehandelt. Und sollte es gelingen, aus Intershop wieder ein – wie Finanzvorstand Ludwig Lutter es formuliert – „echtes Produktunternehmen zu machen“, wird sich die Börsenbewertung komplett anders darstellen. Bis dahin werden allerdings noch einige Quartale ins Land ziehen. Ein weiterer Trigger für den Aktienkurs wäre eine Veränderung in der Aktionärsstruktur. Bislang fehlen allerdings jegliche Anzeichen, wie sich Großinvestor Ebay positionieren wird. Das Thema dürfte demnächst jedoch intensiver diskutiert werden. Immerhin wurde auf der Intershop-HV eine Prüfung der Geschäftsbeziehungen zu Ebay beschlossen. Nächster offizieller Termin ist der 6. August 2014. dann veröffentlicht Intershop den Halbjahresbericht.