Den für die Einschätzung der Aktie normalerweise maßgeblichen Konzernabschluss wird Weng Fine Art (WFA) zwar erst im August 2023 vorlegen. Einige interessante Details lassen sich aber auch aus den Infos zu den jetzt veröffentlichten AG-Zahlen ableiten. So steht zur Hauptversammlung (HV) am 21. August 2023 im Industrie-Club Düsseldorf eine um 5 Cents auf 0,11 Euro je Aktie gekürzte Dividende auf der Agenda. Bezogen auf den aktuellen Kurs entspricht das einer Dividendenrendite von allerdings nur knapp 1,2 Prozent. Das war schon mal deutlich mehr bei dem Kunsthandelsunternehmen. Die klassischen Kennzahlen wie Umsatz und Ergebnis aus der Gewinn- und Verlustrechnung sind allesamt stark rückläufig, allerdings sollten sich Investoren auch von diesen Minuszeichen nicht mehr sonderlich beeindrucken lassen. Im Aktienkurs dürften die schleppenden Geschäfte des Vorjahrs längst enthalten sein. Zudem gibt es Anzeichen, dass sich das Umfeld für den für WFA relevanten Teil des Kunstmarkts bereits wieder bessert, auch wenn der allgemeine Zinszyklus sowie die gesamtwirtschaftliche Situation schwierig bleiben.
„Das Management erwartet den Turnaround des Marktes erst für das Jahr 2024, ist aber zuversichtlich, dass Umsätze und Erträge in der gesamten WFA-Gruppe schon im zweiten Halbjahr 2023 wieder ansteigen werden“, betont das Unternehmen. Hinzu kommt, dass es ohnehin vielmehr darauf ankommt, wie WFA neue Projekte wie Weng Art Invest oder auch innovative Fondslösungen wie etwa die zuletzt mit arttrade konzipierte Token-Variante (HIER) auskömmlich monetarisieren kann. Zudem geht es in Bezug auf das weitere Vorgehen mit der Kernbeteiligung Artnet auf die entscheidende Meile. Auffällig: Vom offenen Disput der vergangenen Quartale schwenken die Beteiligten beinahe schon auf einen Kuschelkurs um. „Die Dialoge haben sich in den letzten Wochen durchweg positiv entwickelt. Die Verwaltung der WFA ist daher zuversichtlich, in den nächsten Wochen zu einer grundsätzlichen Übereinkunft kommen zu können. Insgesamt hält die WFA Artnet für das potenziell derzeit strategisch wichtigste Unternehmen im internationalen Kunstmarkt“, betonen die Monheimer um Vorstand Rüdiger K. Weng. Die nahende HV wird also hochgradig spannend. Einen konkreten Termin für die Hauptversammlung von Artnet gibt derweil noch nicht, auf dem Finanzkalender der Berliner steht weiterhin nur „August 2023“.
Mit dem Aufzug nach unten geht es seit dem selbst veranlassten Abschied aus dem Münchner m:access-Segment sowie dem Xetra-Handel mit dem Aktienkurs von Aurelius Equity Opportunities. Im Tief knickte die Notiz seit Ende Juni 2023 um fast 40 Prozent ein. Das entspricht einem Verlust an Börsenwert von rund 190 Mio. Euro. Aktuelle Marktkapitalisierung beim Kurs von gut 12 Euro: Ziemlich genau 330 Mio. Euro. Damit wird die Gesellschaft nur zu rund 55 Prozent des Buchwerts und etwas mehr als einem Drittel des per Ende Dezember 2022 ausgewiesenen Substanzwerts (NAV) gehandelt. Keine Frage: Die formale Einstellung der Börsenaktivitäten, gehandelt wird die Aktie nur noch im Freiverkehr der Börsen München (bis Ende Dezember 2023) und Hamburg, hat womöglich manchen institutionellen Investor auf dem falschen Fuß erwischt und zu Verkäufen sowie der anschließenden Kurspanik geführt – auch wenn der m:access-Rückzug von Aurelius bereits Ende Januar 2023 kommuniziert wurde. Insofern kann der heftige Chartverlauf im Juli eigentlich nur überraschen. Und auch das seit Juli ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm 2023 (es lief über Xetra) taugt als hinreichende Erklärung kaum.
Auffällig ist zwar, dass sich auch der Aktienkurs der langjährigen Beteiligung HanseYachts im freien Fall befindet und auf keine guten Neuigkeiten (über die bekannte Prognosesenkung für 2022/23 hinaus) schließen lässt. Allerdings dürfte der Hanse-Crash seit März 2023 den Portfoliowert von Aurelius „nur“ um rund 23 Mio. Euro belastet haben. Ansonsten fielen die Konzernzahlen von Aurelius Equity Opportunities zumindest bis Ende Q1 vergleichsweise robust aus. Zu der für den 20. September 2023 angesetzten Hauptversammlung steht eine Dividende von 0,50 Euro in der Planung, zudem soll es ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 26 Mio. Euro geben. Gerade auf dem aktuellen Niveau sind das attraktive Rahmenbedingungen – zumindest so Aurelius beide Vorhaben in die Tat umsetzt. In die Karten schauen lässt sich die Gesellschaft da allerdings nicht. Zwar befindet sich ein Großteil der Aktien formal im Streubesitz, doch Firmengründer und ebenfalls noch Großaktionär Dirk Markus wird alles daran setzen, dass die Kursdelle wieder ausgebügelt wird. Wer mit den für institutionelle Anleger meist schwierigen Downlisting-Rahmenbedindungen kein Problem hat, findet in der Aktie momentan jedenfalls eine heiße antizyklische Gelegenheit.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.998,35 | 2.902,94 | 3.612,00 | 1.932,90 | 2.560,80 | 2.995,00 | 2.543,60 | |
EBITDA1,2 | 272,56 | 65,72 | 80,30 | 167,60 | 249,70 | 154,40 | 309,80 | |
EBITDA-Marge3 | 9,09 | 2,26 | 2,22 | 8,67 | 9,75 | 5,16 | 12,18 | |
EBIT1,4 | 202,00 | 11,69 | -84,20 | 222,70 | 115,80 | 29,40 | 181,10 | |
EBIT-Marge5 | 6,74 | 0,40 | -2,33 | 11,52 | 4,52 | 0,98 | 7,12 | |
Jahresüberschuss1 | 484,49 | -39,52 | 18,27 | 121,60 | 151,80 | 78,70 | 384,40 | |
Netto-Marge6 | 16,16 | -1,36 | 0,51 | 6,29 | 5,93 | 2,63 | 15,11 | |
Cashflow1,7 | -132,16 | -50,00 | -76,10 | 227,50 | 42,90 | -41,50 | -3,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 5,98 | -1,43 | -3,43 | 3,62 | 4,86 | 2,99 | 14,21 | |
Dividende8 | 5,00 | 3,00 | 0,00 | 1,00 | 1,50 | 0,05 | 0,06 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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