Am 10. Dezember 2014 findet im Frankfurter MesseTurm die außerordentliche Hauptversammlung (HV) der Beteiligungsgesellschaft Altira Group statt – normalerweise kein großes Ding. Auf dem Aktionärstreffen sollen jedoch zwei bemerkenswerte Punkte beschlossen werden: Zum einen will Altira die im Sommer 2013 abgesegnete Ermächtigung zum Delisting der eigenen Aktie wieder rückgängig machen. Zum anderen soll die Firma in FinLab AG umbenannt werden. Neuer Geschäftszweck soll der „Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Anteilen oder Beteiligungen aller Art, insbesondere Beteiligungen an deutschen und ausländischen Gesellschaften aus der Finanzdienstleistungs- und Medienbranche” sein. Außerdem stehen die Schaffung eines neues Genehmigten Kapitals sowie ein Aktienoptionsprogramm auf der Agenda. FinLab klingt ein wenig nach FinTech – und tatsächlich gibt es enge Anknüpfungspunkte zu der von dem Kulmbacher Unternehmer Bernd Förtsch kontrollierten FinTechGroup. Valide Angaben zur aktuellen Aktionärsstruktur von Altira sind Fehlanzeige. Selbst auf den Bafin-Seiten gibt es keine Angaben. Die ebenfalls Förtsch zurechenbare Lion Capital AG hält laut Halbjahresbericht jedoch mehr als 25 Prozent an Altira. Zudem ist Altira mit 47 Prozent bei Heliad Equity Partners engagiert, die wiederum 20,51 Prozent (vor der kürzlich angekündigten Kapitalerhöhung) an der FinTech Group (Flatex, XCOM, CeFDex, Aktionärsbank) besitzt. Nebenwertekenner sind schon jetzt sehr gespannt, wie die neuformierte Altira künftig in das Getriebe der FinTech Group integriert wird.
Bewertungstechnisch ist Altira hoch interessant: Allein das Paket an Heliad deckt den gegenwärtigen Börsenwert zu 88 Prozent ab. Die Kapitalisierung von Heliad wiederum ist gegenwärtig zu 66 Prozent durch den Depotposten FinTech Group bestimmt. Zudem ist Heliad unter anderem noch mit knapp 9,7 Prozent an dem Tourneeveranstalter und Ticketvertreiber DEAG beteiligt. Letzlich ist Altira damit eine Art zweite Ableitung, um indirekt und mit gebremstem Risiko von einem möglichen Kursanstieg der FinTech Group zu partizipieren. Sehr positiv sehen wir die Abkehr von den Delistingplänen. Diese waren ursprünglich an ein Abfindungsangebot an die freien Aktionäre in Höhe des gewichteten Durchschnittskurses der vergangenen drei Monate geknüpft. „Ein solches Angebot wurde bislang nicht an die Aktionäre gerichtet und ist nach derzeitiger Kenntnis auch nicht zu erwarten”, heißt es nun in der Einladung zur außerordentlichen HV. Die Altira-Aktie hat sich zuletzt bereits sehr stark entwickelt – allein im November ging es um 28 Prozent nach oben. Wer den Titel im Depot hat, sollte aber unbedingt investiert bleiben. Wir glauben, dass hier noch was geht. Die enge Verzahnung der „FinHeli”-Gesellschaften ist dabei Chance und Risiko zugleich. Dessen sollten sich Investoren bewusst sein. Zudem ist die Altira-Aktie extrem markteng.
Noch bis zum 8. Dezember läuft die Kapitalerhöhung von United Labels. Der Vermarkter von Textilien und Geschenkartikeln mit Comic-Motiven will bis zu 2,1 Millionen Anteilscheine zum Preis von je 1,55 Euro platzieren. Dadurch würde sich das gegenwärtig noch 4.200.000 Aktien umfassende Kapital signifikant erhöhen. Boersengefluester.de hatte mehrfach über die Finanzierungspläne, den überraschend niedrig gewählten Platzierungspreis sowie die verklausulierte Gewinnwarnung zum Neun-Monats-Abschluss berichtet. Auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum – also unmittelbar zum Start der Kapitalerhöhung – ließ Vorstandschef Peter Boder durchblicken, dass bereits rund die Hälfte der jungen Aktien untergebracht seien. Eine bemerkenswerte Aussage: Boder hatte sich verpflichtet, 410.000 Aktien aus der Kapitalerhöhung zu zeichnen. Demnach würde sich der Firmengründer – bezogen auf seine Bezugsrechte – zu gut einem Drittel an der Maßnahme beteiligen. Aktien, für die bestehende Anleger ihr Bezugsrecht nicht ausüben, werden von Close Brothers Seydler „im Rahmen einer Privatplatzierung institutionellen Anlegern im Inland und europäischen Ausland zum Erwerb angeboten” – wie es offiziell heißt. Interessant ist der Hinweis von Boder aus dem Grund, weil er im Prinzip nur den Schluss zulässt, dass es bereits einen (oder mehrere) Investor(en) geben muss, der die nicht von Boder bezogenen Stücke übernimmt. Möglicherweise nimmt dieser Adressenkreis sogar noch ein wenig mehr zu, immerhin besteht die Möglichkeit eines Überbezugs. Zumindest eine Randnotiz wert ist der Umstand, dass Boder zwar 410.000 junge Aktien zu je 1,55 Euro zeichnet, in den vergangenen Monaten aber regelmäßig durch Aktienverkäufe – fast 330.000 Stück zu einem Durchschnittskurs von gut 2,40 Euro – aufgefallen ist. Theoretisch kann er die Verkaufserlöse also locker dafür einsetzen, seinen ursprünglichen Depotbestand leicht zu toppen – und am Ende sogar noch Geld übrig zu behalten. Je nach Ausgang der Kapitalerhöhung dürfte sein Aktienanteil an United Labels künftig zwischen 40 und 48 Prozent liegen. Momentan kommt er laut der Firmenhomepage auf eine Quote von 57,03 Prozent. Nach Abschluss der Kapitalerhöhung werden wir eine Neueinschätzung des Small Caps vornehmen. Unsere zuletzt eher vorsichtige Haltung hat sich jedoch als richtig erwiesen. Im November hat das Papier spürbar an Wert verloren.
Erstaunlich fest präsentiert sich seit einigen Tagen der Aktienkurs der EQS Group. Immerhin zog die Notiz des Spezialisten für die Verbreitung von Investor-Relations-Informationen vom Tief bei 25 Euro auf mittlerweile fast 30 Euro an. Dabei waren die Neun-Monats-Zahlen der Münchner gar nicht mal so überragend. Im dritten Quartal verharrte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit 0,73 Mio. Euro beinahe exakt auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahresquartals. Immerhin: Vorstandschef Achim Weick zeigte sich „sehr zuversichtlich”, dass EQS die avisierten Ziele für Umsatz (15 bis 16 Mio. Euro) und EBIT ( 2,0 bis 2,3 Mio. Euro) im Gesamtjahr 2014 erreichen wird. Vermutlich handelt es sich also um eine Art Erleichterungsrally, denn angesichts des fortgesetzten Trends von Wechseln in weniger stark regulierte Börsensegmente oder gar Delistings bricht EQS im heimischen Stammgeschäft ein wichtiges Geschäft weg. Um dem gegenzuwirken, forcieren die Münchner die internationale Expansion. Insbesondere Asien gilt als Hoffnungsträger, doch der Aufbau der Präsenz erfordert zunächst einmal erhebliche Investitionen. Dennoch: EQS Group bleibt ein sehr solide finanziertes Unternehmen mit – allerdings durchaus sportlichen – Aktienkennzahlen. Der Börsenwert von 35 Mio. Euro korrespondiert mit einem Eigenkapital von 14,9 Mio. Euro – bei einer Bilanzsumme von 23,15 Mio. Euro. Die Nettofinanzverbindlichkeiten belaufen sich auf etwa 2,4 Mio. Euro. Das 2015er-KGV auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de beträgt knapp 18. Sollte EQS die Dividende für 2015 konstant bei 0,75 Euro pro Anteilschein belassen, ergäbe sich eine Rendite von etwa 2,5 Prozent. Wir bleiben dabei: Wer den Titel im Depot hat, sollte ihn dort belassen. Für Neuengagements ist uns das Papier ein wenig zu hoch bewertet.