Post für die Aixtron-Aktionäre von der chinesischen Grand Chip Investment (GCI): Das Übernahmeangebot zu 6 Euro je Aktie laufe – vorbehaltlich einer gesetzlichen Verlängerung – am 7. Oktober 2016 aus. „Aktionäre sollten ihre Depotbank unverzüglich kontaktieren, um diese Gelegenheit nicht zu versäumen“, schreibt GCI. Die chinesische Firma weist noch einmal darauf hin, um welch kräftigen Aufschlag es sich bei der Offerte im Vergleich zu den Kursen von vor dem Bekanntwerden des Angebots handele. Eine Bedingung für die Transaktion sei das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 60 Prozent. Werden die Anteilseigner des Spezialmaschinenbauers das Angebot annehmen?
Viele Aktionäre von Aixtron werden mit GCI scheinbar nicht richtig warm. Zuletzt hatte die Zeitung „Die Welt“ geschrieben, dass der chinesische Staat hinter GCI stecken könnte. Immerhin scheint es von dem chinesischen Geschäftsmann Liu Zhendong, der einen Anteil von 51 Prozent am Investmentfonds Fujian Grand Chip Investment – der Mutter von GCI – hält, weder Fotos noch nähere Details zu seiner Person zu geben. Aixtron-Chef Martin Goetzeler, der angesichts der schwierigen Lage des Unternehmens großes Interesse an einer Übernahme durch GCI hat, kontert: „Herrn Liu kenne ich seit einem halben Jahr. Wir haben uns mehrfach getroffen, sowohl in Deutschland als auch in China.“ „Für mich ist er ein Geschäftsmann mit Wertvorstellungen und genauen Ideen, wie sich Aixtron in Zukunft entwickeln soll.“. GCI soll Aixtron vor allem das dringend notwendige Kapital für die teure Forschung und Entwicklung zur Verfügung stellen und den wichtigen Weg nach China ebnen. Die Firma produziert Anlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern für Anwendungen wie LEDs, Laser und Speicherchips.
Aixtron braucht dringend eine kräftige Umsatzausweitung, denn auf Basis des aktuellen Niveaus steckt der Konzern trotz der jüngsten Verbesserungen weiter tief in den roten Zahlen. Immerhin sind die Umsätze im zweiten Jahresviertel um 59 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 34,1 Mio. Euro nach oben geschossen. Gleichzeitig verringerte sich der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) deutlich. Dennoch stand ein Minus von 8,2 Mio. Euro zu Buche. Allerdings bleibt das Umfeld in der Branche schwierig, weshalb Goetzeler bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im August gewarnt hatte, dass der Konzern die EBITDA-Erwartung für 2017 überprüfe. „Aufgrund von Unsicherheiten hinsichtlich notwendiger Zukunftsausgaben für bestimmte Produktgruppen, möglicher Restrukturierungsaufwendungen oder Konsequenzen als Folge der Transaktion, wird der Vorstand die Entwicklung des EBITDA für 2017 überprüfen“, heißt es in der offizielle Pressemitteilung. Bislang geht der Konzern noch von einem „positiven“ EBITDA aus. Das könnte sich aber einmal mehr als zu optimistisch herausstellen.
Der US-Konkurrent Veeco stößt in das gleiche Horn wie Aixtron. So will Veeco-Chef John R. Peeler mit einer massiven Restrukturierung das Kostenniveau stark senken, damit der Konzern ab einem Quartalsumsatz von 75 bis 80 Mio. Dollar den Break-even erreichen kann. Offensichtlich rechnet Peeler nicht mit einer baldigen Geschäftsbelebung, hatte er doch bereits für das dritte Quartal einen Umsatz von lediglich 70 bis 85 Mio. Dollar in Aussicht gestellt. Losgelöst davon: Trotz aller Probleme von Aixtron sind GCI laut deren Angaben bislang lediglich 7,61 Prozent der Aixtron-Aktien angetragen worden. Vor dem Hintergrund erscheint eine Übernahme sehr unwahrscheinlich. Umso bemerkenswerter ist es, dass der Aktienkurs mit rund 5,50 Euro nicht deutlich niedriger steht als die Offerte von GCI von sechs Euro.
Allerdings deutet auch der aktuelle Kurs an, dass die Offerte nicht erfolgreich sein dürfte. Warum sollte jemand seine Aktien derzeit für 5,50 Euro an der Börse verkaufen, wenn er in wenigen Wochen 6 Euro von GCI bekommen könnte? Viele Aixtron-Aktionäre gehen damit ein Vabanque-Spiel ein. Denn wenn GCI die mögliche Übernahme abblasen sollte, könnte der Aixtron-Kurs kräftig nach unten rauschen. Und immer wieder kolportierte Gerüchte um eine mögliche Gegenofferte haben sich bislang als haltlos erwiesen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 230,38 | 268,81 | 259,63 | 269,25 | 428,95 | 463,17 | 629,88 | |
EBITDA1,2 | 22,65 | 51,41 | 49,14 | 44,39 | 108,81 | 113,56 | 168,38 | |
EBITDA-Marge3 | 9,83 | 19,13 | 18,93 | 16,49 | 25,37 | 24,52 | 26,73 | |
EBIT1,4 | 4,93 | 41,47 | 39,00 | 34,84 | 98,98 | 104,70 | 156,77 | |
EBIT-Marge5 | 2,14 | 15,43 | 15,02 | 12,94 | 23,08 | 22,61 | 24,89 | |
Jahresüberschuss1 | 6,53 | 45,86 | 32,48 | 34,47 | 94,84 | 100,47 | 145,19 | |
Netto-Marge6 | 2,83 | 17,06 | 12,51 | 12,80 | 22,11 | 21,69 | 23,05 | |
Cashflow1,7 | 70,09 | 12,95 | 42,81 | -39,16 | -13,49 | 37,14 | -47,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | 0,41 | 0,29 | 0,31 | 0,85 | 0,89 | 1,29 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,11 | 0,30 | 0,31 | 0,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |