Kaum vorstellbar, aber wahr: Im August 2000 war Aixtron in der Spitze mal mit ungefähr 5,80 Mrd. Euro bewertet. Von dieser astronomischen Summe ist nicht mehr viel übrig geblieben – auf gerade einmal 412 Mio. Euro ist die Marktkapitalisierung mittlerweile geschrumpft. Und nach den jüngsten Enttäuschungen um einen radikal zusammengestrichenen Großauftrag aus China bleibt der Titel mehr denn je ein Hoffnungswert. Dabei hat das TecDAX-Unternehmen mit seinen Zahlen für 2015 besser abgeschnitten als zu erwarten war. Bei leicht gestiegenen Erlösen von 197,76 Mio. Euro kam Aixtron – vor Abzug von Zinsen und Steuern – auf ein Ergebnis von Minus 26,73 Mio. Euro. 2014 stand noch ein Betriebsverlust von 58,31 Mio. Euro zu Buche. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich von -0,56 auf -0,26 Euro. „Auf dem Weg zurück zur Profitabilität konnten wir im vergangenen Geschäftsjahr wichtige, wenn auch nicht alle Meilensteine erreichen“, resümiert Vorstandschef Martin Goetzler. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass es bei der Dividende erneut eine Nullrunde geben wird.
Für das Gesamtjahr stellt der Spezialmaschinenbauer für Anwendungen im LED-Bereich Erlöse zwischen 170 und 200 Mio. Euro in Aussicht. Sämtliche Ertragskennzahlen – von EBITDA bis zum Nettoergebnis – werden 2016 jedoch negativ bleiben. Skeptisch stimmt auch die Einschränkung von Goetzler, wonach er die „leichte Verbesserung der Ertragslage“ unter anderem an das Erreichen des oberen Endes der Umsatzspanne knüpft. Ein positives EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bleibt das Ziel für 2017. Unterm Strich wird Aixtron damit aber auch im kommenden Jahr wohl noch deutlich rote Zahlen schreiben. Immer wieder aufkeimende Befürchtungen, wonach Aixtron – trotz der soliden Bilanz – eine größere Kapitalerhöhung zur Stärkung der Finanzierungskraft durchführen könnte, sind demnach nicht komplett vom Tisch. Zumindest mit Blick auf eine externe Bankenfinanzierung macht Goetzler jedoch erneut deutlich, dass dies kein Thema sei. Hintergrund: Aixtron ist frei von Finanzverbindlichkeiten und weist zum Jahresende 2015 liquide Mittel sowie Festgelder von mehr als 209 Mio. Euro aus. Die Eigenkapitalquote beträgt stattliche 82 Prozent. Der Buchwert je Aktie beträgt 3,52 Euro. Mit anderen Worten: Zurzeit wird die Aixtron-Aktie gerade einmal mit dem Eigenkapital bewertet. Historisch ist das ein extrem niedriger Wert – allerdings ging es dem Unternehmen früher auch wesentlich besser. Für ein Investment in Aixtron ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis als alleiniges Kriterium jedoch sicher nicht ausreichend.
Unter Ertragsgesichtspunkten müssen Investoren dagegen schon sehr weit nach vorn blicken, um zu halbwegs vernünftigen Einschätzungen zu kommen. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser kalkulieren für 2018 mit einem EBITDA von 10,6 Mio. Euro. Selbst inklusive des aktuellen Nettofinanzguthabens käme der TecDAX-Titel damit aber noch immer auf einen stattlichen Bewertungsfaktor von rund 19. Zur Ehrenrettung sei gesagt: Treffsichere Ergebnisschätzungen sind bei Aixtron beinahe nicht möglich. Entweder alles läuft in die falsche Richtung oder der Zug nimmt richtig Fahrt auf. Kein Wunder, dass die Aktie noch immer prominent auf der Liste der Shortspekulanten vertreten ist. Zudem hat eine amerikanische Anwaltskanzlei Anfang Januar 2016 eine Schadenersatzklage gegen Aixtron eingereicht, die im Zusammenhang mit der ad-hoc-Mitteilung vom Dezember über den eingedampften Großauftrag von San’an Optoelectronics steht. Momentan gehen die Juristen von Aixtron zwar davon aus, dass die Klage keinen Erfolg haben wird, ein möglicher Risikofaktor sind solche Scharmützel mit US-Investoren jedoch allemal. Per saldo halten sich Chancen und Risiken bei Aixtron für uns etwa die Waage. Daher lautet die Einschätzung von boersengefluester.de: Halten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 230,38 | 268,81 | 259,63 | 269,25 | 428,95 | 463,17 | 629,88 | |
EBITDA1,2 | 22,65 | 51,41 | 49,14 | 44,39 | 108,81 | 113,56 | 168,38 | |
EBITDA-Marge3 | 9,83 | 19,13 | 18,93 | 16,49 | 25,37 | 24,52 | 26,73 | |
EBIT1,4 | 4,93 | 41,47 | 39,00 | 34,84 | 98,98 | 104,70 | 156,77 | |
EBIT-Marge5 | 2,14 | 15,43 | 15,02 | 12,94 | 23,08 | 22,61 | 24,89 | |
Jahresüberschuss1 | 6,53 | 45,86 | 32,48 | 34,47 | 94,84 | 100,47 | 145,19 | |
Netto-Marge6 | 2,83 | 17,06 | 12,51 | 12,80 | 22,11 | 21,69 | 23,05 | |
Cashflow1,7 | 70,09 | 12,95 | 42,81 | -39,16 | -13,49 | 37,14 | -47,29 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,06 | 0,41 | 0,29 | 0,31 | 0,85 | 0,89 | 1,29 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,11 | 0,30 | 0,31 | 0,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Foto: Aixtron SE