An der Aixtron-Aktie scheiden sich die Geister. Die jüngsten Kursziele der Analysten haben eine Spannbreite von 17 Euro (Commerzbank) bis 8,50 Euro (Equinet). Kaum ein TecDAX-Papier kommt auf eine ähnlich große Schwankungsbreite. Da passt der Kursverlauf des Herstellers von Depositionsanlagen für die Halbleiterindustrie fast gar nicht ins Bild. Grund: Nach dem dramatischen Kursabsturz aus dem Jahr 2011, der die Notiz von rund 33 Euro auf weniger als 9 Euro führte, pendelt der Anteilschein grob zwischen 9 Euro und 13,50 Euro – seit mittlerweile fast drei Jahren. Momentan bewegt sich die Aixtron-Aktie wieder auf dem unteren Level. Kein Wunder, dass den Halbjahreszahlen der Aachener besondere Bedeutung beigemessen wurden.
So viel vorweg: Ein Befreiungsschlag gelang Aixtron nicht. Bei einem Umsatzplus von fünf Prozent auf 90,1 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2014 verringerte sich der operative Verlust von 86,1 auf 21,5 Mio. Euro. Die Auftragseingänge kletterten gegenüber dem ersten Halbjahr 2013 zwar um 26 Prozent auf 75,9 Mio. Euro. Doch verglichen mit dem Auftaktquartal des laufenden Jahres zeigte das zweite Viertel 2014 nahezu keine Veränderung. „Die Auslastungsraten der meisten führenden Hersteller von LEDs sind weiterhin hoch. Die zunehmend positivere Markteinschätzung der LED-Hersteller hat bisher jedoch noch nicht zu höheren Investitionen in neue Aixtron LED-Produktionsanlagen geführt“, räumt Vorstandschef Martin Goetzeler ein.
Keine Neuigkeiten gibt es auch beim Ausblick, der zuletzt für lange Gesichter an der Börse gesorgt hatte. Demnach rechnet Goetzeler für 2014 weiterhin mit Umsatzerlösen auf dem Vorjahresniveau von knapp 183 Mio. Euro sowie einem negativen Betriebsergebnis. Aufgrund der bereits angegangenen Kostensenkungsmaßnahmen wird das Minus jedoch unterhalb des Vorjahreswerts von annähernd 96 Mio. Euro liegen. Im Schnitt rechnen die Analysten derzeit mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 30 Mio. Euro. Als Mutmacher Richtung Börse verweist Aixtron auf die Konsolidierung unter den LED-Herstellern und führt den kürzlich angekündigten Zusammenschluss der taiwanesischen Firmen Formosa Epitaxy und Epistar an. „Dies ist ein Anhaltspunkt dafür, dass einige führende LED-Hersteller versuchen, ihre kurzfristigen Kapazitätsprobleme durch effizienteren Einsatz bestehender Kapazitäten zu lösen.“
Pluspukt für die Aixtron-Aktie bleiben die soliden Bilanzrelationen. Der Buchwert je Aktie verringert sich aufgrund der roten Zahlen zwar von 4,13 auf 3,94 Euro je Aktie. Dafür bewegt sich die Eigenkapitalquote mit 82 Prozent aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Bankschulden hat das Unternehmen nicht. Der Netto-Cash je Aktie liegt nach den Berechnungen von boersengefluester.de momentan bei 2,45 Euro. Das heißt: Rund ein Viertel des Aktienkurses ist durch liquide Mittel und Wertpapiere unterlegt. Die Marktkapitalisierung von gut 1,17 Mrd. Euro entspricht allerdings auch auf dem aktuellen Niveau noch immer einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von mehr als sechs. Aixtron ist also in der Pflicht, in den kommenden Jahren deutliche Erlös- und Umsatzverbesserungen zu erzielen. Kurzfristig könnte sich die Marke von 10 Euro – wieder mal – als günstige Einstiegsmarke für Trader erweisen. Die ersten Reaktionen der Investoren auf das Zahlenwerk fielen zumindest eher positiv aus. Für einen nachhaltigen Aufschwung ist jedoch eine echte Trendwende beim Auftragseingang notwendig.
Foto: Aixtron AG