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Ahlers: Weit weg vom Buchwert

Gewettet hätten wir darauf auf keinen Fall. Aber der Modeanbieter Ahlers zählte im Sommer 1999 tatsächlich zu den Gründungsmitgliedern im SDAX. Von ausgeprägter Dauer war die Partie allerdings nicht, bereits im September 2001 musste Ahlers seinen Indexplatz wieder räumen – unter anderem zusammen mit dem Zündkerzenhersteller Beru sowie dem AHAG Wertpapierhandelshaus. Anleger, die damals die Gelegenheit genutzt haben und ausgestiegen sind, haben aus Investorensicht alles richtig gemacht. Mit einem Börsenwert von zurzeit nur noch knapp 20 Mio. Euro liegt die Gesellschaft um rund 85 Prozent unter dem damaligen Niveau. Selbst zwischenzeitliche Investor Relations-Projekte wie die im Grunde sehr lobenswerte Zusammenlegung von Stamm- und Vorzugsaktien haben letztlich nichts gebracht. Zu groß ist der Druck im operativen Geschäft, zu schlecht waren häufig die Zahlen.

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Und hat Corona hat die Lage nochmals verschärft. Hinzu kommt, dass die Ahlers-Marken Otto Kern, Baldessarini, Pierre Cardin oder auch Pioneer Jeans längt nicht mehr die Strahlkraft früherer Tage versprühen. Andererseits ist es so, dass Ahlers nicht den Weg von Gerry Weber gehen und musste und die Misere aus eigener Kraft beheben will. Die Eigenkapitalausstattung ist noch immer als solide einzustufen, zudem bekamen auch die Herforder etliche staatliche Überbrückungshilfen. Lässt but not least hat die Gesellschaft mit „New Tomorrow“ ein umfangreiches Optimierungsprogramm aufgelegt. Zur Vitalisierung gehört auch eine deutliche Ausweitung der verschiedenen E-Commerce-Kanäle: von eigenen Webshops, über Plattformen wie Zalando oder OTTO bis hin zur Präsenz auf den Onlineseiten von Modehäusern wie etwa Peek & Cloppenburg. Am 23. Februar 2022 wird Ahlers den Abschlussbericht für das Geschäftsjahr 2020/21 (30. November) vorlegen.

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Bislang sieht die Planung Erlöse vor, die „bestenfalls“ in einem mittleren einstelligen Prozentbereich unterhalb des Vorjahreswerts von 151,6 Mio. Euro liegen. Der Konzernverlust soll sich durch die Corona-Hilfen hingegen um etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von minus 18,4 Mio. Euro verringern. Das ist erfreulich, macht für sich genommen aber noch keine knackige Investmentstory aus. Schon eher, dass bereits für 2021/22 ist mit wesentlichen Effekten aus dem New Tomorrow-Paket zu rechnen – so zumindest die Hoffnung von Vorstand Stella Ahlers (siehe dazu auch das Interview vom November 2021 auf fashiontoday HIER). Aber natürlich ist höchst unsicher, wie sich die Lage unter Corona tatsächlich entwickeln wird. Dafür gibt es die Aktie zurzeit aber auch für nicht einmal einem Drittel des Buchwerts an der Börse zu haben.

Das Abwärtsrisiko sollte entsprechend limitiert sein. Ein erheblicher Malus in dem Titel bleiben die extrem überschaubaren Handelsumsätze. Grundsätzlich halten wir die Aktie – trotz des formal großen Streubesitzanteils von rund 47 Prozent – sogar für einen potenziellen Delisting-Kandidaten. Mehrheitlich ist das Unternehmen im Familienbesitz. Das wiederum muss Anleger nicht zwingend abschrecken, wie viele andere Beispiele gezeigt haben. Wer den Titel noch im Depot hat, sollte also engagiert bleiben. Vielleicht gelingt der Aktie ja so etwas wie ein Überraschungs-Comeback. Höchste Zeit wird es allemal.

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Foto: Pixabay


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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.