Dass selbst virtuelle Roadshows richtig Spaß machen können, bewies Jens Körner, der CEO von ad pepper media International, bei seiner von Montega organisierten Präsentation am 23. Juli 2020. Statt des bei vielen Vorständen noch immer üblichen Durchhechelns von Power Point-Folien, deren Inhalte so ohnehin in den Zwischenberichten stehen, verriet Jens Körner bei seinem Vortrag dermaßen viele Hintergrundinfos zum Geschäft des Spezialisten für Performance-Marketing, dass selbst langjährige Firmenkenner noch etwas gelernt haben dürften. Schade, dass ad pepper media ansonsten so selten auf Kapitalmarktveranstaltungen zu sehen ist. Kernaussage von Jens Körner: Ausgelöst durch COVID-19 findet derzeit innerhalb von drei bis sechs Monaten eine Transformation von offline zu online statt, die sonst noch viele Jahre gedauert hätte. Ein Trend, der für Körner unumkehrbar ist.
Bester Beweis: So toppte allein das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des zweiten Quartals 2020 – sonst kein besonders auffälliger Zeitraum – mit 1,68 Mio. Euro das EBITDA des für die Branche normalerweise alles entscheidenden vierten Quartals mit dem Weihnachtsgeschäft mehr als deutlich. Dabei lag die Messlatte im Abschlussviertel 20119 mit einem EBITDA von 1,36 Mio. Euro sogar ziemlich hoch. „Das war wie der Start einer Boeing“, sagt Körner mit Blick auf die rasante Geschäftsentwicklung ab April 2020. „Alles was im Bereich stay-at-home angesiedelt ist – wie etwas Haus und Garten – ging bei uns auch die Decke.“ Entsprechend zuversichtlich ist der Vorstand auch, dass für 2020 ein schönes Ergebnis herausspringt.
Ganz schwierig waren nur die Geschäfte mit Werbekunden aus gebeutelten Brachem wie der Touristik. Die kürzlich erstmals formulierte Prognose für 2020 sieht Erlöse von rund 24 Mio. Euro sowie ein EBITDA von etwa 4,5 Mio. Euro vor. Nachdem zum Halbjahr bereits ein EBITDA von 2,80 Mio. Euro in den Büchern steht, dürfte diese Vorschau ziemlich konservativ sein, selbst wenn das dritte Quartal – bedingt durch die allgemeine Urlaubszeit – wieder eine Beruhigung mit sich bringen sollte.
Stärkster Ergebnislieferant ist zurzeit die Tochter Webgains – ein überwiegend in Großbritannien und Deutschland aktives Affiliate-Marketing-Netzwerk, was allein im ersten Halbjahr 2020 mehr als 200 neue Kunden gewonnen hat. Mit Blick auf die Webgains-Zahlen für das dritte Quartal ist interessant zu wissen, dass bis zum ersten Quartal 2019 und auch noch im April 2019 Nike Deutschland zu den Kunden gehörte, was die Vergleichszahlen entsprechend erhöht hat. Ab dem dritten Quartal 2020 fällt dieser Basiseffekt aber komplett weg und sollte für entsprechend kräftigere Zuwachsraten sorgen. Weitere Detailinformation von Vorstand Jens Körner, die bislang an uns vorbeigegangen ist: Die 2017 – mit vergleichsweise viel Medienaufmerksamkeit – lancierte Partnerschaft zwischen Webgains und IBM Watson gibt es bereits seit rund 1 Jahr nicht mehr. Ziel der Kooperation war es, den Bereich Performance-Marketing mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz weiter zu optimieren. Dem Vernehmen nach geht Webgains mit seiner Plattform hier nun eigene Wege.
Ebenfalls interessant für boersengefluester.de ist die Interpretationshilfe für die Auswertung der Zahlen der Tochter ad pepper media. Hier hatten wir uns zuletzt schon gefragt, warum trotz der auf Konzernebene so guten Q2-Zahlen 2020, ausgerechnet bei der auf Zielgruppenkampagnen spezialisierten ad pepper media die Umsätze und Ergebnisse kräftig rückläufig waren. Die Erklärung: Das zweite Quartal 2019 war durch den Großauftrag eines sehr bekannten Karriere-Netzwerks (Tipp: XING war es nicht) extrem positiv beeinflusst. Bereinigt um diesen Sondereffekt wäre auch ad pepper media im zweiten Quartal 2020 entsprechend gewachsen. Herrlich ehrlich finden wir auch die Aussagen von CEO Jens Körner Richtung Börse: „Wir müssen den Aktienkurs nicht pushen. Wir haben genug Geld.“ Dem ist – bei rund 20 Mio. Euro Netto-Cash – im Grunde nicht viel hinzuzufügen.
Losgelöst vom Kapitalmarkt ist aber auch ad pepper nicht, sonst würde ad pepper media kaum die Gelegenheit für eine virtuelle Roadshow nutzen. Nur die Bewertung der Aktie überlässt er lieber den Analysten. Und hier hat Montega kürzlich mit einem Kursziel von 4,70 Euro für Schlagzeilen gesorgt. Aktuelle Notiz: 3,60 Euro. Das weitere Potenzial liegt also bei rund 30 Prozent. Richtig spannend könnte es freilich werden, wenn Axel Springer bzw. Großaktionär KKR sowie United Internet ihr Gemeinschaftunternehmen AWIN – so wie gemunkelt – an die Börse bringen würden. In diesem Fall wäre ad pepper als Vergleichsunternehmen definitiv ein indirekter Profiteur der dann aufgerufenen Bewertung. Regelmäßige Leser von boersengefluester.de (HIER) wissen freilich um diesen Trigger für die ad pepper-Aktie.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,72 | 20,27 | 21,79 | 25,62 | 27,65 | 24,87 | 21,75 | |
EBITDA1,2 | 2,21 | 1,35 | 3,51 | 6,56 | 4,38 | 1,28 | 0,02 | |
EBITDA-Marge3 | 11,81 | 6,66 | 16,11 | 25,60 | 15,84 | 5,15 | 0,09 | |
EBIT1,4 | 1,82 | 1,03 | 2,52 | 5,45 | 3,19 | 0,19 | -0,99 | |
EBIT-Marge5 | 9,72 | 5,08 | 11,57 | 21,27 | 11,54 | 0,76 | -4,55 | |
Jahresüberschuss1 | 1,14 | 0,54 | 1,92 | 4,34 | 2,56 | -0,25 | -0,70 | |
Netto-Marge6 | 6,09 | 2,66 | 8,81 | 16,94 | 9,26 | -1,01 | -3,22 | |
Cashflow1,7 | 3,10 | -1,52 | 6,48 | 3,38 | 2,21 | 1,93 | 1,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,01 | 0,06 | 0,17 | 0,08 | -0,04 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
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