Der eigentlich spannende Termin steht am 21. Juli 2021 an. Dann wird Jens Körner, CEO von ad pepper media International auf der Montega-Plattform connect die am 15. Juli veröffentlichten Vorabzahlen zum zweiten Quartal erläutern. Mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von knapp 1,04 Mio. Euro hat der Spezialist für Performance-Marketing – für normale Verhältnisse – zwar ein immer noch ungewöhnlich hohes Betriebsergebnis erzielt. Im Zuge der Corona-Ausbreitung sind die Geschäftszahlen von ad pepper zwischenzeitlich aber derart durch die Decke gegangen, dass das jetzt für Q2 2021 ausgewiesene EBITDA der niedrigste Wert aus den vergangenen sechs „Corona-Quartalen“ ist. Bezogen auf das direkte Vergleichsquartal von 2020 ist das EBITDA um immerhin knapp 38,5 Prozent zurückgefallen. Zum Halbjahr steht ein um knapp 16,5 Prozent auf 2,34 Mio. Euro geschmolzenes EBITDA zu Buche.
Ist die Rekordjagd also vorbei? Nun: So pauschal lässt sich das nicht sagen. Zunächst einmal war ein Abflachen der Kurve ohnehin zu erwarten – sowohl saisonal, als auch was den Einfluss von COVID-19 anbelangt. Zudem hängt das Ausmaß des Ergebnisrückgangs auf Konzernebene stark mit der weiterhin rückläufigen Entwicklung bei der auf Leadgenerierung spezialisierten-Tochter ad pepper zusammen. Begründet werden die hinter den Erwartungen gebliebenen Zahlen von ad pepper mit dem „zögerlichen Buchungsverhalten von Großkunden im deutschen Markt“. Konkrete Namen nennt Vorstand Jens Körner in der Regel zwar nicht. Allerdings wurde zuletzt darüber getuschelt, dass das Karrierenetzwerk LinkedIn weiter auf die Bremse tritt. Nun: Die Verwendung des Plurals deutet darauf hin, dass es wohl noch andere Klienten gibt, von denen sich die Nürnberger mehr versprochen hatten.
Die gute Nachricht ist derweil, dass die beiden anderen Beteiligungen ad agents (Performance-Agentur) und Webgains (Affiliate Marketing) ergebnistechnisch weiter wachsen oder im Fall von Webgains – zumindest bereinigt um einen Sonderfaktor von 626.000 Euro – stabil sind. Hintergrund des Ergebnisrückgangs bei Webgains im zweiten Quartal 2021 um knapp 48 Prozent auf 818.000 Euro sind in erster Linie vergleichsweise niedrige Auflösungen nicht ausgezahlter Affiliate-Guthaben von Kunden. Dieser positiv wirkende Effekt war im zweiten Quartal 2020 ungewöhnlich hoch. Bei diesen turnusmäßigen Ausbuchungen von Verbindlichkeiten sind deutliche Schwankungen freilich an der Tagesordnung und lassen kaum direkte Rückschlüsse aufs operative Geschäft zu.
Eher untergegangen ist nach Auffassung von boersengefluester.de auch der ansprechende Erlösausblick von netto rund 7 Mio. Euro für das dritte Quartal 2021. Offenbar rechnet ad pepper media mit Nachholeffekten oder auch Neugeschäft mit Branchen abseits des E-Commerce-Sektors, die zuletzt keine Corona-bedingte Sonderkonjunktur zu verzeichnen hatten. Insgesamt bleibt unser Investmentszenario voll intakt. Und wenn die Bewertung der Aktie bei Kursen um 6,50 Euro aus unserer Sicht interessant war, dann ist sie es auf dem aktuellen Niveau von 5,50 Euro – entsprechend einer Marktkapitaliiserung von gut 118 Mio. Euro – umso mehr. Dafür reicht schon ein flüchtiger Blick Richtung New York, wo das Affiliate-Marketing Startup Impact – in gewisser Weise durchaus mit Webgains vergleichbar – zuletzt eine Finanzierungrunde über 150 Mio. Dollar auf Basis einer Gesamtbewertung von 1,5 Mrd. Dollar durchgeführt hat (siehe dazu den Online-Artikel auf TechCrunch HIER). Für das kommende Jahr ist dann sogar ein IPO geplant.
Bemerkenswert: Dem Vernehmen nach kam Impact zuletzt “nur” auf Brutto-Erlöse von gut 100 Mio. Dollar. So gesehen fügt sich auch das Fazit der neuesten Montega-Studie (Kursziel: 8,10 Euro) ins Bild: „Insgesamt geben die vorläufigen Q2-Zahlen ein gemischtes Bild ab. Da für uns jedoch das Wachstum bei Webgains im Fokus der Equity Story steht und wir davon überzeugt sind, dass die Schwäche bei ad pepper media nur temporär ist, bewerten wir die aktuelle Underperformance als gute Kaufgelegenheit.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,72 | 20,27 | 21,79 | 25,62 | 27,65 | 24,87 | 21,75 | |
EBITDA1,2 | 2,21 | 1,35 | 3,51 | 6,56 | 4,38 | 1,28 | 0,02 | |
EBITDA-Marge3 | 11,81 | 6,66 | 16,11 | 25,60 | 15,84 | 5,15 | 0,09 | |
EBIT1,4 | 1,82 | 1,03 | 2,52 | 5,45 | 3,19 | 0,19 | -0,99 | |
EBIT-Marge5 | 9,72 | 5,08 | 11,57 | 21,27 | 11,54 | 0,76 | -4,55 | |
Jahresüberschuss1 | 1,14 | 0,54 | 1,92 | 4,34 | 2,56 | -0,25 | -0,70 | |
Netto-Marge6 | 6,09 | 2,66 | 8,81 | 16,94 | 9,26 | -1,01 | -3,22 | |
Cashflow1,7 | 3,10 | -1,52 | 6,48 | 3,38 | 2,21 | 1,93 | 1,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,01 | 0,06 | 0,17 | 0,08 | -0,04 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
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