Man muss auch vernünftig bleiben. Um gut 15 Prozent hat die Aktie von ad pepper media International im laufenden Jahr an Wert gewonnen. Das entspricht etwa der Performance des SDAX – ist also nicht komplett losgelöst von der allgemeinen Börsenlage. Sicher: Im Frühjahr lag der Titel auch schon mal um fast 40 Prozent vorn und war damit klarer Outperformer. In der Zwischenzeit sind aber die Kurse von etlichen Unternehmen, die durch Corona als E-Commerce-Profiteure nach oben gespült wurden, deutlich eingeknickt. Die Aktionäre von Home24, Westwing oder auch der Global Fashion Group können einen Lied davon singen. Gemessen an dieser Gruppe sieht der Aktienchart von ad pepper media International sogar recht stabil aus. Das wiederum liegt in erster Linie daran, dass die Bewertung des Experten für Performance-Marketing in keiner Phase fundamental abgehoben war und jetzt entsprechend sogar wieder ein echter Schnapper ist.
Über die kürzlich gemeldeten Vorabzahlen für das dritte Quartal 2021 hatte boersengefluester.de bereits in kompakter Form berichtet (HIER). Auf der Montega-Plattform Connect lieferte CEO Jens Körner nun die Hintergrund-Infos dazu. Kurz zur Einordnung: Auf Konzernebene steht nach neun Monaten ein Zuwachs bei den Netto-Erlösen von 13,6 Prozent auf 20,40 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fällt dagegen um 17,5 Prozent auf knapp 3,56 Mio. Euro zurück. Grund für diese Schere ist in erster Linie die maue Entwicklung bei der auf Leadgenerierung und E-Mail-Marketing spezialisierten Tochter ad pepper. Noch immer reißen die nicht mehr vorhandenen Umsätze mit dem ehemaligen Großkunden eines Karrierenetzwerks ein dickes Loch ins Budget. Und Jens Körner hat auch keine große Hoffnung, dass der Xing-Wettbewerber im Abschlussquartal als Kunde nennenswert zurückkehrt.
Darüber hinaus spürt ad pepper aber auch Kürzungen bei Kunden aus dem Automobilbereich. „Wir hängen am Tropf der Lieferketten“, sagt Körner. Soll heißen: Wenn die Hersteller aufgrund fehlender Chips kaum Autos vom Band lassen, wird auch keine extra Werbung dafür geschaltet. Immerhin bekommt ad pepper nur dann Geld, wenn die Autos nicht nur verkauft, sondern auch geliefert werden. Und genau diese Effekte der durcheinander gewirbelten Logistikströme treffen nun auch ad pepper – was man so bislang nicht unbedingt auf dem Schirm hatte. Doch Vorstand Körner sieht hierin eher ein temporäres Problem: „Wir fühlen uns gut gerüstet. ad pepper wird den Anschluss finden. Da bin ich ganz sicher.“ In den beiden anderen Bereichen ad agents (Performance-Agentur) und Webgains (Affiliate-Plattform) läuft es derweil durchweg prima. Beide Töchter haben im dritten Quartal 2021 ihre Ergebnis gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum deutlich gesteigert.
Soweit der status quo: Für das vierte Quartal 2021 stellt Körner Netto-Erlöse von bis zu 8 Mio. Euro in Aussicht, verglichen mit 7,65 Mio. Euro im Vorjahr. Zwar ist Körner eher für konservative Prognosen bekannt, aber mit Sicherheit spiegeln sich in der Vorschau auch die aktuellen Rahmenbedingungen wider. Beim Blick über den Tellerrand hinaus dürften für die ad pepper-Gruppe Themen wie strategische Beratungen – aufbauend auf den mehr oder weniger allgemein verfügbaren Mediadaten – perspektivisch an Bedeutung gewinnen. „Die Zukunft gehört der Interpretation der Daten“, sagt Körner. Das ist insofern eine gute Nachricht für Investoren, weil sich hier in der Regel sehr lukrative Margen erzielen lassen.
Allerdings sind diese Projekte eher punktueller Art und lassen sich kaum planen. „Die Umsätze können dadurch volatiler werden“, sagt Körner. Zudem erfordern solche Tätigkeiten zusätzliche Anforderungen an die Mitarbeiter, was sich tendenziell auch in steigenden Personalaufwendungen zeigen dürfte. Angesichts der breiten Diskussion um die Inflation bei vielen Dingen des täglichen Lebens ist ohnehin zu erwarten, dass es zu Lohnanpassungen kommen wird. „Wir zeigen annähernd Rekordergebnisse. Das weckt Begehrlichkeiten bei den Gehaltsverhandlungen“, weiß auch Körner. Nun: Unterm Strich sollte das die Ertragskraft von ad pepper media International nicht wirklich aus der Balance bringen.
Letztlich bewegt sich die Gesellschaft in intakten Wachstumsmärkten und bleibt ein klarer Profiteur der Digitalisierung. Stützen kann sich ad pepper media dabei auf die unverändert super robuste Bilanz mit einer Liquidität von zuletzt gut 23 Mio. Euro. Die Analysten von Montega siedeln den fairen Wert der Aktie momentan bei etwas mehr als 8 Euro, womit den Titel noch über erhebliches Potenzial verfügt. Für boersengefluester.de ist ad pepper media jedenfalls ein Papier, bei dem man sich als Anleger entspannt zurücklehnen kann. Die Arbeit erledigt das Team um Jens Körner. „Wir ackern weiter für das vierte Quartal“, so die Schlussbotschaft des Managers auf der Montega-Call.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 18,72 | 20,27 | 21,79 | 25,62 | 27,65 | 24,87 | 21,75 | |
EBITDA1,2 | 2,21 | 1,35 | 3,51 | 6,56 | 4,38 | 1,28 | 0,02 | |
EBITDA-Marge3 | 11,81 | 6,66 | 16,11 | 25,60 | 15,84 | 5,15 | 0,09 | |
EBIT1,4 | 1,82 | 1,03 | 2,52 | 5,45 | 3,19 | 0,19 | -0,99 | |
EBIT-Marge5 | 9,72 | 5,08 | 11,57 | 21,27 | 11,54 | 0,76 | -4,55 | |
Jahresüberschuss1 | 1,14 | 0,54 | 1,92 | 4,34 | 2,56 | -0,25 | -0,70 | |
Netto-Marge6 | 6,09 | 2,66 | 8,81 | 16,94 | 9,26 | -1,01 | -3,22 | |
Cashflow1,7 | 3,10 | -1,52 | 6,48 | 3,38 | 2,21 | 1,93 | 1,24 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,01 | 0,06 | 0,17 | 0,08 | -0,04 | -0,05 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
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