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ad pepper media: Ein Hauch von Überraschungsei

Als Experte rund um digitales Marketing sollte ad pepper media International eigentlich auch die Investor-Relations-Klaviatur beherrschen. Doch scheinbar hat die indirekt von dem Unternehmer Gunther Oschmann (Müller Medien Gruppe) kontrollierte Gesellschaft keine ausgeprägte Lust, transparent zu kommunizieren. Anders können wir es uns nicht erklären, dass mit der Vorlage der Eckdaten für 2018 eine erneut veränderte Umsatzdefinition herangezogen wird – ohne exlizite Erläuterung. Jedenfalls passt der jetzt gemäß IFRS 15 präsentierte Netto-Umsatz von 20,27 Mio. Euro nicht zu den in den ersten drei Quartalen ausgewiesenen Netto-Erlösen von insgesamt 27,64 Mio. Euro.

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Vielleicht checkt es boersengefluester.de auch einfach nicht. Aber ein paar Sätze der Erläuterung hätten sicher nicht geschadet, was der genaue Unterschied zwischen der aktuellen und der zuvor gewählten Definition von Netto-Umsatz ist. So bleibt ein Hauch von Überraschungsei. Losgelöst davon kann die Gesellschaft auch nicht mit dem Hinweis punkten, dass das 2018er-EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 1,35 Mio. Euro „eines der besten Ergebnisse in der 20-jährigen Geschichte der Gesellschaft“ ist. Der Grund ist simpel: Zwar hatte der Vorstand die Investoren bereits Mitte Oktober darauf eingestimmt, wonach es „nicht mehr wahrscheinlich“ sei, dass ad pepper 2018 ein EBITDA mindestens auf dem 2017er-Niveau von 2,21 Mio. Euro erzielen würde. Einen derart deutlichen Spannungsabfall von annähernd 39 Prozent hatte jedoch niemand jemand auf der Agenda.

 

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Die Nürnberger selbst verweisen auf die schwächere Entwicklung der Segmente ad agents (Performance-Marketing-Agentur) und Webgains (Affiliate-Marketing), während ad pepper media (Lead Generierung) kräftige Zuwächse zeigt. Zudem führen sie „weitere Investitionen in Sales, Marketing und Technologie, sowie Einmaleffekte durch Sonderaufwendungen“ für die Gewinnschmelze an. Valide isolieren lassen sich die Effekte für uns gegenwärtig nicht, so dass wir vorerst bei unserer Einschätzung bleiben, dass es in erster Linie operativ längst nicht so gut lief, wie ursprünglich erhofft. Das wiederum ist angesichts diverser Hiobsbotschaften aus der Werbebranche nicht komplett überraschend. Andererseits wurde in der Szene immer wieder getuschelt, dass ad pepper eben doch ein ganz anständiges Schlussquartal gehabt haben müsste. Nun: Messen lassen muss sich eine Aktie immer am Preis – und der sieht bei ad pepper media International zurzeit sehr attraktiv aus.

Immerhin verfügt die schuldenfreie Gesellschaft – bei einem Börsenwert von derzeit knapp 52 Mio. Euro – allein über liquide Mittel von 20,5 Mio. Euro. Sollte das Unternehmen, wie mitunter kolportiert, sich möglicherweise von einer der drei Töchter – etwa ad agents – trennen, könnte der Cash-Bestand schnell auf 40 Mio. Euro klettern. Bei einer solchen Konstellation müsste der Vorstand über ein kräftiges Aktienrückkaufprogramm normalerweise zumindest intensiv nachdenken. Wir sind also gespannt, was sich bei ad pepper in den kommenden Quartalen tun wird. Für frischen Wind könnte zudem ein möglicher Börsengang der von Axel Springer und United Internet fusionierten Online-Marketing-Tochter Awin sorgen. Hier dürften jedenfalls ganz andere Preise aufgerufen werden.

 

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Foto: Pixabay


 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.