Die Präsentation von Maik Krämer auf dem von Montega organisierten Hamburger Investorentag (HIT) war ein Pflichttermin für boersengefluester.de. Immerhin gibt es nicht so fürchterlich viele Gelegenheiten, den Finanzvorstand des Tapetenherstellers A.S. Création auf Kapitalmarktkonferenzen zu sehen. Interessant ist A.S. Création aus Anlegersicht insbesondere deshalb, weil die Gesellschaft überaus günstig bewertet ist: So ist die Marktkapitalisierung von zurzeit 75 Mio. Euro nur halb so groß wie der für 2021 zu erwartende Umsatz. Dabei soll das Betriebsergebnis in einer Range zwischen 9 und 11 Mio. Euro ankommen. Abzüglich der im Bestand befindlichen eigenen Aktien und bereinigt um die Netto-Liquidität von zuletzt rund 11 Mio. Euro, beträgt der Unternehmenswert (Enterprise Value) gar nur etwas weniger als 58 Mio. Euro – und das bei einem von Finanzvorstand Krämer für das laufende Jahr in Aussicht gestelltem Überschuss zwischen 6,0 und 7,5 Mio. Euro.
Das cashbereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt also deutlich im einstelligen Bereich. Allerdings räumt Krämer auf dem HIT ein, dass der Ausblick noch immer „sehr unsicher“ sei. Während der harten Phase des Corona-Lockdowns gehörte A.S. Création zwar zu den Gesellschaften, die von den massig vorgenommenen Verschönerungsmaßnahmen der eigenen vier Wände profitierten. Fraglich ist allerdings, wie lange dieser Trend anhält. Denn insbesondere das zweite Quartal 2021 blieb klar hinter den eigenen Erwartungen zurück. Entsprechend bleibt abzuwarten, ob es sich nur um eine Sommerdelle handelt und die Heimwerker in den Herbst- und Wintermonaten wieder aktiver werden. „Wir fahren auf Sicht“, sagt Krämer. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt auch die Entwicklung der Rohstoffpreise, die zuletzt ebenfalls auf die Ertragskraft gedrückt haben. Hier steuern die Gummersbacher zwar mit Einsparmaßnahmen entgegen. Komplett abfedern lassen sich die gestiegenen Kosten aber nicht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 143,33 | 134,49 | 141,06 | 144,87 | 145,64 | 133,99 | 121,22 | |
EBITDA1,2 | -9,27 | 3,18 | 10,22 | 9,93 | 11,41 | -2,42 | 2,84 | |
EBITDA-Marge3 | -6,47 | 2,36 | 7,25 | 6,85 | 7,83 | -1,81 | 2,34 | |
EBIT1,4 | -15,81 | -2,89 | 4,50 | 4,43 | 5,71 | -8,55 | -2,09 | |
EBIT-Marge5 | -11,03 | -2,15 | 3,19 | 3,06 | 3,92 | -6,38 | -1,72 | |
Jahresüberschuss1 | -17,77 | -5,98 | 14,13 | 1,45 | 3,87 | -5,38 | -1,42 | |
Netto-Marge6 | -12,40 | -4,45 | 10,02 | 1,00 | 2,66 | -4,02 | -1,17 | |
Cashflow1,7 | 3,23 | 3,32 | -2,14 | 7,01 | 0,04 | -2,50 | 3,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | -6,45 | -2,17 | 5,13 | 0,53 | 1,40 | -1,95 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,90 | 0,90 | 0,90 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Regional betrachtet bleibt Deutschland für A.S. Création die wichtigste Absatzregion, der größte Hebel liegt freilich in einem Comeback der – gemessen an der potenziellen Nachfrage – so wichtigen osteuropäischen Länder. Insbesondere das neue Werk in Belarus spielt eine zentralen Rolle bei der Belieferung des russischen Markts mit preislich konkurrenzfähigen Tapeten. Als Benchmark für die um Sondereffekte aus Währungsumrechnungen bereinigte EBIT-Marge sieht CFO Maik Krämer den Bereich um zehn Prozent. Eine ambitionierte Vorgabe, denn in diesen Regionen war A.S. Création schon ewig nicht mehr unterwegs. Immerhin: Zuletzt machte das adjustierte Ergebnis vor Zinsen und Steuern bereits wieder um die sechs Prozent vom Umsatz aus. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Krämer.
Erklärtes Ziel ist es dabei, vom Gewinn nach Steuern rund 45 Prozent als Dividende auszuschütten. Mit Blick auf die kommende Hauptversammlung könnte somit eine leicht heraufgesetzte Dividende von 0,95 Euro je Anteilschein möglich sein. Das wiederum würde beim aktuellen Aktienkurs von 25 Euro auf eine überdurchschnittliche Rendite von brutto 3,8 Prozent hinauslaufen. Geeignet ist die im streng regulierten Prime Standard gelistete Aktie damit insbesondere für renditeorientierte Anleger. Aber auch sonst gefällt uns die Investmentstory recht gut. Und klar, dass CFO Maik Krämer auf dem HIT Werbung in eigener Sache macht: „Wir glauben an das Comeback der Tapete.“ Hauptabsatzkanal für A.S. Création ist derweil der stationäre Fachhandel. Der eigene Online-Tapetenshop steht noch nicht so sehr im Absatzfokus, hat entsprechend noch erkleckliches Potenzial.
Foto: A.S. Creation AG