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Mutares: Zweite Hälfte muss sehr viel besser laufen

Der Chart sieht wirklich fürchterlich aus. Seit Jahresbeginn ist der Mutares-Aktienkurs nun um fast ein Drittel in die Tiefe gerauscht. Selbst unter Berücksichtigung der Dividende von 0,60 Euro pro Anteilschein bleibt ein Minus von 28,5 Prozent. Keine Frage: Von diesem Small Cap hatte sich boersengefluester.de eine deutlich bessere Performance erhofft. Bitter ist der Kursverlauf auch deswegen, weil vergleichbare Beteiligungsunternehmen oder Industrie-Holdings wie Aurelius Equity Opportunities, Bavaria Industries Group, MBB oder auch Blue Cap zum Teil sehr stramm an Wert gewonnen haben. Maßgeblichen Einfluss auf den Kursrutsch bei Mutares hat die Entwicklung bei dem Portfoliounternehmen EUPEC Pipecoatings. Die auf Beschichtungen von Öl- und Gaspipelines spezialisierte Gesellschaft musste zuletzt einen empfindlichen Rückschlag einstecken, denn der Wettbewerber Wasco Coatings hat von der Nord Stream 2 AG den Zuschlag für die Betonummantelung der Rohre für die Nord Stream 2-Pipeline erhalten. Bei dieser Order geht es um zwei Stränge mit einer Länge von jeweils gut 1.200 Kilometer. Insgesamt sollen in Mukran bei Sassnitz auf Rügen bis zu 90.000 Rohre ummantelt und gelagert werden. Von 2008 bis 2012 hatte EUPEC noch sämtliche Betonbeschichtungen für die Gaspipelines des Nord-Stream 1-Projekts in der Ostsee geliefert.

Die Analysten der Baader Bank hatten das Kursziel für die Mutares-Aktie aufgrund dieser Entscheidung vor wenigen Wochen um 18 Prozent auf 20 Euro gesenkt. Komplett abgeschrieben hat EUPEC das Projekt jedoch nicht und hofft dank des eigenen Produktionsstandorts in Mukran doch noch irgendwie partizipieren zu können. Hilft aber alles nichts: Für 2016 kalkuliert EUPEC mit einem signifikanten Rückgang der Erlöse und einem deutlich niedrigeren operatives Ergebnis als 2015. Noch immer angespannt ist zudem die Liquiditätssituation bei der seit Anfang 2012 zu Mutares gehörenden GeesinkNorba Group (GNG) – einem Hersteller von Müllfahrzeugen. Zwar rechnet Jens Becker, der neue Vorstandschef von GNG, mit einer wesentlichen Verbesserung des operativen Ergebnisses. Vollständig gesichert ist die Fortführung des Niederländisch-Schwedischen Teilkonzerns aber noch nicht. Insgesamt blickt der Mutares-CEO Axel Geuer jedoch zuversichtlich in die Zukunft: „Die Mehrzahl der Beteiligungen entwickelt sich sehr positiv, insbesondere die Beteiligungen STS Acoustics, Artmadis, A+F, Zanders und Norsilk.“

 

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Zudem hat Mutares im ersten Halbjahr 2016 kräftig in den Ausbau des Teams und der Infrastruktur investiert. Darüber hinaus kündigt Geuer bis Jahresende noch „mindestens eine weitere Akquisition“ an. Risikobereite Anleger können also auf einen positiven Newsflow im weiteren Jahresverlauf spekulieren. Auch geht der Manager davon aus, dass auf Konzernebene am Jahresende ein positives Ergebnis stehen wird – sowohl operativ als auch auch unterm Strich. Zur Einordnung: Zum Halbjahr rutschte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) der Münchner von 12,9 auf gerade einmal 4,0 Mio. Euro ab. Summa summarum blieb sogar ein Fehlbetrag von 7,07 Mio. Euro stehen – nach einem Überschuss von 1,56 Mio. Euro in der entsprechende Vorjahresperiode.

Trotz aller Zuversicht für die Verbesserung der Zahlen in der zweiten Jahreshälfte sowie den verbesserten Strukturen innerhalb der Gesellschaft und einer möglichen Akquisition: Größter Hoffnungsträger auf eine Kurswende bleibt unserer Meinung nach die niedrige Bewertung der Aktie. Auf dem gegenwärtigen Niveau von 12 Euro bringt das Unternehmen gut 186 Mio. Euro auf die Waagschale. Dem steht zur Jahresmitte ein Substanzwert (Net Asset Value) 310,9 Mio. Euro – entsprechend 20,06 Euro – entgegen. Letztlich wird die Aktie also mit einem Discount von 40 Prozent auf den NAV gehandelt. Ein potenzieller Kurstreiber könnte auch die Dividendenpolitik sein. Dem Vernehmen nach will sich Mutares weiterhin als attraktiver Renditewert positionieren. Zumindest nach jetzigem Stand, geht boersengefluester.de allerdings von einer signifikanten Kürzung gegenüber der Vorjahresausschüttung von 0,60 Euro je Aktie aus. Bei einer Halbierung des Satzes auf 0,30 Euro würde die Rendite derzeit 2,5 Prozent betragen. Hier lassen wir uns aber gern positiv überraschen von Mutares. Die Analysten von Baader haben derweil ihre Kaufen-Einschätzung mit Kursziel 20 Euro bestätigt und setzen ihre Hoffnungen ebenfalls auf das zweite Halbjahr.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.