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Ergomed: Neue Aktien für Haemostatix

Stephen Stamp, seit Jahresbeginn Finanzvorstand bei Ergomed, hatte es von Anfang an klar kommuniziert. Neben den normalen Aufgaben eines CFO, sollte er das Healthcare-Unternehmen mit Hauptlisting in London in Sachen Akquisitionen voranbringen. Jetzt meldet Ergomed Vollzug und die kündigt die Übernahme von Haemostatix an. Die nicht börsennotierte Gesellschaft war ursprünglich eine Ausgliederung der Universität von Leicester – der Stadt, die den so überraschenden englischen Fußballmeister 2016 stellt – und hat sich auf die Entwicklung von Präparaten zur Blutungskontrolle bei Operationen spezialisiert. Im Geschäftsjahr 2014/15 (31. März) erzielte das Forschungsunternehmen keine Erlöse, kam aber auf operative Verluste von umgerechnet gut 1,5 Mio. Euro. Das am weitesten fortgeschrittene Produkt von Haemostatix, PeproStat, befindet sich kurz vor Start der klinischen Phase IIb. Für Ergomed – boersengefluester.de hatte die Gesellschaft Mitte April erstmals kurz vorgestellt – passt Haemostatix perfekt in die strategische Ausrichtung: Einerseits führt Ergomed Dienstleistungen für die Pharmafirmen bei der Medikamentenentwicklung durch und ist hier in gewisser Weise mit dem TecDAX-Konzern Evotec vergleichbar. Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen aber auch als „Co-Developer“ an ihrer Meinung nach aussichtsreichen Wirkstoffentwicklungen. Der Haemostatix-Deal ist jetzt insofern ein Novum für Ergomed, weil die Gruppe ihr Entwicklungsportfolio erstmals über eine Komplettübernahme ausbaut. Miroslav Reljanovic, der Vorstandsvorsitzende von Ergomed ist aber sicher, dass Haemostatix „ein großes Upside-Potenzial“ für Ergomed bedeutet.

 

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Zur Finanzierung des Deals wird Ergomed das bislang in 28.750.000 Stücke eingeteilte Aktienkapital um 6.433.350 Stücke zum Preis von je 140 Pence erhöhen. Der Bruttomittelzufluss beträgt dementsprechend 9 Mio. Pfund – umgerechnet sind das knapp 11,4 Mio. Euro. Netto dürften davon etwa 10,6 Mio. Euro übrig bleiben – so die für den 23. Mai 2016 einberufene Hauptversammlung dem Übernahmeplan zustimmt. Das Bezugsrecht für Altaktionäre ist ausgeschlossen. Dem Unternehmen liegen jedoch Zeichnungszusagen von Investoren vor. Optional kann die Finanzierungsrunde noch um weitere bis 2.875.000 Aktien aufgestockt werden, was den Nettoerlös auf 15,5 Mio. Euro türmen würde. Bewertet wird Haemostatix auf (schuldenfreier Basis) zunächst mit 8 Mio. Pfund 10,1 Mio. Euro). Je nach den künftigen Erfolgen, könnte sich dieser Preis aber nochmals um bis zu 20 Mio. Pfund (25,3 Mio. Euro) erhöhen. Ganz offensichtlich gilt es die Anleger aber noch von der Vorteilhaftigkeit der Übernahme zu überzeugen, wie ein Blick auf den Kurs-Chart zeigt. Offenbar sorgen sich die Investoren um die Ertragsseite. Dabei hat es sich Ergomed weiter auf die Fahnen geschrieben, auf EBITDA-Basis profitabel sein zu wollen. Immerhin: Um die Zahlen besser transportieren zu können, plant die Gesellschaft ihr Reporting umzustellen und will künftig über beide Segmente (Services und Co-Development) getrennt berichten.

Ein Investment in der Ergomed-Aktie ist nicht frei von Risiken, auch wenn es bestimmt sehr viele Biotechs mit einem ungünstigeren Chance-Risiko-Mix gibt. Mit einer Marktkapitalisierung von – selbst auf Basis der erhöhten Aktienzahl – nicht einmal 60 Mio. Euro ist der Titel zudem ein relativ kleiner Wert, der bei vielen Fondsmanagern vermutlich durchs Raster fällt. Andererseits bietet das Unternehmen eine knackige Wachstumsstory mit Airbag. Gut möglich nämlich, dass durch die geplante Segmentberichterstattung das vergleichsweise stabile Servicegeschäft stärker als bislang für einen Sicherheitspuffer sorgt. Für den Kick in Sachen Aktienkurs wäre dann der Bereich „Co-Development“ zuständig.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.