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Balda: Die etwas andere Aktie

Bereits Mitte April hatte Balda seine Aktionäre darauf eingestimmt, dass die Belastungen aus den laufenden Rechtsstreitigkeiten im laufenden Geschäftsjahr vermutlich kein positives Ergebnis vor Zinsen  und Steuern (EBIT) zulassen werden – trotz einer unerwartet dynamischen Umsatzentwicklung. Nun belegt der Hersteller von Kunststoffprodukten für den Einsatz im Medizinbereich, dem Automobilsektor oder für die Produktion von  Brillengestellen seine Einschätzung mit dem kompletten Neun-Monats-Bericht. Demnach erzielte Balda bei einem Erlösplus von gut 21 Prozent auf 61,86 Mio. Euro ein Betriebsergebnis von minus 766.000 Euro. Die Sonderbelastungen ausgeklammert, ergibt sich hingegen ein EBIT von plus 1,6 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr bleibt die Gesellschaft aus Bad Oeynhausen bei ihrer zuletzt aktualisierten Einschätzung, wonach mit Erlösen zwischen 80 und 82 Mio. Euro zu rechnen sei. An der Börse kann der ehemalige SDAX-Konzern mit diesem Szenario jedoch schon seit geraumer Zeit nicht punkten. Seit Jahresbeginn hat der Anteilschein um gut zehn Prozent an Wert verloren, während der Small-Cap-Index im selben Zeitraum um mehr als 19 Prozent in die Höhe geschossen ist. Dabei betonen Firmenkenner regelmäßig, dass allein das Nettofinanzguthaben von Balda– zurzeit sind es knapp 3,20 Euro je Aktie – den gegenwärtigen Kurs von 2,70 Euro signifikant übersteigt. Darüber hinaus ist die Gesellschaft noch Eigentümerin einer Immobilie in Malaysia. Summa summarum gibt es das operative Geschäft also zum Nulltarif.

 

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Mit den drohenden Zahlungen an die Verkäufer der US-Tochter C. Brewer lässt sich der enorme Abschlag jedoch nur zum Teil erklären, selbst wenn es hier um einige Millionen Dollar geht. Viel mehr im Zentrum steht die Frage, welche Werte Balda mit seiner strategischen Neuausrichtung schaffen kann. Mit Sicht auf zwei Jahre scheint uns ein operatives EBIT zwischen 2 und 3 Mio. Euro auf Konzernebene eine realistische Hausnummer. Gemessen am Umsatz von mehr als 80 Mio. Euro ist das allerdings eine eher überschaubare Rendite. Vorstandschef Oliver Oechsle will den Expansionskurs daher auch via Akquisitionen forcieren – insbesondere im Bereich Medizintechnik. Zuletzt hat sich Balda bereits mit einem Dosiersystem für die Einnahme von flüssigen Medikamenten verstärkt. Oben auf der Agenda steht zudem die weitere Internationalisierung, auch wenn es schwierig ist, hier die richtigen Ziele zu finden, schließlich ist Balda ein gebranntes Kind. „Nachdem wir im Zuge dieser Bestrebungen ein potentielles neues Partnerunternehmen intensiv überprüft haben, kam die Transaktion jedoch wegen unterschiedlicher Risikobewertungen zwischen Käufer- und Verkäuferseite nicht zustande”, sagt Oechsle. Gegenwärtig erzielt Balda 45 Prozent der Erlöse in Europa – der Rest entfällt auf die USA. Gut zu wissen: Auch die Belastungen dieser gescheiterten Übernahme sind im Wesentlichen im dritten Quartal verbucht.

Grundsätzlich befindet sich Balda für boersengefluester.de auf dem richtigen Weg. Die Schatten der Vergangenheit holen das Unternehmen aber immer noch ein. Und langjährige Auseinandersetzungen vor dem Kadi sind überhaupt nicht nach dem Geschmack der Investoren. Davon können Aktionäre von Gesellschaften wie Porsche oder Deutsche Bank ein Lied singen. Hier sollte schnellstens eine für beide Seiten vernünftige Lösung her. Gespannt verfolgen die Anleger die Fortschritte an der Akquisitionsfront. Schließlich ist es perspektivisch nicht sonderlich sinnvoll, das Unternehmen als Geldschrank mit angeschlossener Pipetten- und Brillenfertigung zu positionieren. Auch wenn der Chart bescheiden aussieht. Die Analysten von First Berlin hatten zuletzt ihr Kursziel von 4,40 Euro bestätigt und ihre Kaufen-Empfehlung bekräftigt. Fundamental lässt sich dagegen wohl nichts sagen.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.