Die Investmentstory von Syzygy ist im Grunde recht einfach: Das auf die Entwicklung digitaler Ökosysteme spezialisierte Unternehmen verfügt – selbst wenn es in den vergangenen Jahren einige Rückschläge gab – über ein vergleichsweise stabiles operatives Geschäft und zahlt zudem regelmäßig attraktive Dividenden. Die Bilanzqualität ist überdurchschnittlich gut, darüber hinaus bietet die durch den Großaktionär WPP dominierte Eigentümerstruktur so etwas wie eine eingebaute Fantasie auf eine mögliche neuerliche Übernahmeofferte. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für ein defensives Investment, entsprechend hat boersengefluester.de die Aktie Ende November 2022 auch ausführlich vorgestellt (HIER). Nun haben die Bad Homburger ihre Eckdaten für das abgelaufene Jahr vorgelegt – mit allerdings doch gemischten Resultaten.
Starten wir mit den positiven Dingen: Zur Hauptversammlung am 11. Juli 2023 schlägt das Unternehmen eine um 2 Cent auf 0,22 Euro je Aktie heraufgesetzte Dividende vor. Damit bringt es die Syzygy-Aktie auf eine Rendite von immerhin 4,2 Prozent. Ebenso erfreulich der Umsatzanstieg von 17,4 Prozent auf 70,60 Mio. Euro. In Aussicht gestellt hatte Syzygy-Finanzvorstand Erwin Greiner hier zuletzt einen Anstieg von rund 15 Prozent, dies im Hintergrundgespräch mit uns aber als konservative Einschätzung bezeichnet. Bei der um mögliche Firmenwertabschreibungen oder auch Effekte aus Aktienoptionen bereinigten EBIT-Marge lag die Messlatte für 2022 in einer Bandbreite von 8 bis 10 Prozent. Geworden sind es nun 8,9 Prozent – was in absoluten Zahlen einem bereinigten EBIT von 6,29 Mio. Euro entspricht. Damit hat Syzygy also auch in dieser Disziplin die Erwartungen erfüllt.
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Was boersengefluester.de allerdings – zumindest in diesem Ausmaß – nicht auf dem Schirm hatte, sind die von CFO Erwin Greiner jetzt vorgenommenen Firmenwertabschreibungen von 11,40 Mio. Euro. Bezogen auf den zuletzt in der Q3-Bilanz veröffentlichten Goodwill von 54,24 Mio. Euro entspricht das einer Korrektur von immerhin 21 Prozent des Geschäftswerts. Das Ausmaß überrascht uns schon allein insofern, weil Syzygy nach Ablauf der ersten neun Monate 2022 diesbezüglich noch nahezu keinen Handlungsbedarf gesehen hat. Es gab lediglich ein paar minimale Korrekturen, die allerdings eher währungsbedingt waren. Den jetzigen Kahlschlag begründet Syzygy maßgeblich mit dem deutlich gestiegenen Zinsniveau sowie den damit verbundenen höheren Diskontierungssätzen für die Wertermittlung der vier Geschäftseinheiten different (Strategieberatung), Syzygy Performance (Performance-Marketing), Unique Digital UK (Großbritannien) und Ars Thanea (Design-Agentur, Polen).
Schwer zu sagen, ob es sich in erster Linie um eine Art pauschale Wertberichtigung handelt oder sich die Maßnahme doch eher auf Einzelebene bewegt. Auf Nachfrage von boersengefluester.de betonte Syzygy jedoch, dass „mehrere Gesellschaften“ aus der Gruppe von der Bilanzmaßnahme betroffen sind. Zur Einordnung: Vom gesamten Geschäfts- und Firmenwert entfielen Ende 2021 beinahe drei Viertel auf different und Syzygy Performance.
Auf die Frage, warum die Wertberichtigungen erst im Abschlussquartal vorgenommen wurden, teilt uns der Vorstand mit: „Bei der Syzygy Group werden Firmenwerte mindestens einmal jährlich (Q4) sowie ergänzend bei Anhaltspunkten für eine Wertminderung von der Gesellschaft einem Werthaltigkeitstest unterzogen. Die Beurteilung der Werthaltigkeit der Geschäfts- oder Firmenwerte ist komplex und erfordert zahlreiche Schätzungen und Ermessensentscheidungen, vor allem hinsichtlich der Höhe der zukünftigen Zahlungsmittelüberschüsse, der Wachstumsrate für die Prognose der über den Detailplanungszeitraum hinausgehenden Cashflows und des zu verwendenden Diskontierungszinssatzes, der sich nochmals im Dezember erheblich veränderte.“
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Alle weiteren Infos will das Unternehmen mit Vorlage des Geschäftsberichts Ende März geben. Der Kapitalmarkt zeigt sich von den Neuigkeiten bislang vergleichsweise unbeeindruckt. Scheint also, als wenn die Investmentstory nicht sonderlich angekratzt ist durch die Sonderabschreibungen, auch wenn unterm Strich für 2022 ein Fehlbetrag von 7,54 Mio. Euro stehen wird. Spannend wird insbesondere auch, wie Syzygy das deutlich nach oben auf der Agenda gerückte Thema Zukäufe angehen wird. „Das organische Umsatz-Wachstum zeigt, dass wir im Feld der Digitalisierung gut positioniert sind. Entsprechend optimistisch schauen wir in die Zukunft. So erwägen wir neue strategische Spielräume in den Blick zu nehmen und unser Serviceportfolio auszubauen“, sagt CEO Franziska von Lewinski. Inklusive einer anorganischen Verstärkung könnte das bislang für 2023 avisierte Umsatzwachstum von etwa 6 bis 8 Prozent bei einer EBIT-Marge zwischen 9 und 10 Prozent am Ende also nochmals ganz anders aussehen.
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Foto: Clipdealer