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Fuchs Petrolub: 100 Millionen Euro für die Aktie

Aktienrückkaufprogramme sind eine gute Sache – und so spendeten die Börsianer Ende November 2013 auch bei Fuchs Petrolub Applaus. Damals kündigte das Unternehmen an, für bis zu 100 Mio. Euro eigene Anteilscheine zu erwerben, um sie dann anschließend einzudampfen. Finanziell können sich die Mannheimer die Kurspflege locker leisten. Allein das Nettofinanzguthaben lag zum Ende des dritten Quartals bei gut 121 Mio. Euro. Doch die Sache ist nicht ganz so einfach. Der Schmierstoffhersteller hat nämlich zwei Aktiengattungen im Umlauf: Stämme und Vorzüge. Eine Ungleichbehandlung kam für Fuchs Petrolub offenbar nicht in Betracht und so deckelte das Unternehmen das maximale Volumen auf jeweils eine Million Stück pro Gattung.

Vor dem Start des Aktienrückkaufs notierte die im MDAX enthaltene Vorzugsaktie bei 64,30 Euro. Die mit einem Stimmrecht versehenen Stämme kosteten 54,70 Euro. Von beiden Aktiengattungen gibt es gleich viel – jeweils 35.490.000 Stück. Unterschiedlich ist jedoch die Aktionärsstruktur: Während sich die stimmrechtslosen Vorzüge komplett im Streubesitz befinden, hat die Familie Fuchs bei den Stämmen mit 52 Prozent das Sagen. Mittlerweile hat die Gesellschaft bereits rund 48 Mio. Euro in den Aktienrückkauf gesteckt und dabei genau gleich viel Stämme und Vorzüge gekauft. Da die Vorzüge aber etwas teurer sind, entfallen von dem bislang investierten Betrag knapp 54 Prozent auf die Stämme. Vorläufiges Ergebnis: Die Stämme kosten jetzt 60,75 Euro, die Vorzüge 70,55 Euro. Nun lassen sich die Einflussfaktoren der Kursentwicklung nicht auf den Aktienrückkauf reduzieren. Dennoch ist auffällig, dass die 10 Euro Differenz zwischen beiden Gattungen geblieben sind.

 

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Geneigte Investoren fragen sich derweil, warum Fuchs Petrolub überhaupt die teureren und dazu auch noch stimmrechtslosen Vorzüge kauft. Ökonomisch sinnvoller wäre es, das Rückkaufprogramm komplett auf die Stämme zu begrenzen und damit den Kursabstand zwischen beiden Gattungen zu verringern. Richtig laut klatschen würden die Börsianer, wenn es dann in einem zweiten Schritt auch noch zu einer Zusammenlegung beider Aktiengattungen gekommen wäre. Zu diesem Plan konnte sich die Familie Fuchs dann aber wohl doch nicht hinreißen lassen. Kein Wunder: Im Zuge einer solchen Maßnahme wäre ihr Stimmrechtsanteil auf 26 Prozent geschrumpft.

Um die Investor-Relations-Klaviatur beidhändig zu spielen, hat die Gesellschaft aber noch eine weitere Maßnahme angekündigt. Auf der kommenden Hauptversammlung am 7. Mai 2014 soll die Ausgabe von Berichtigungsaktien im Verhältnis 1:1 beschlossen werden. Etwas flapsig wird in diesem Zusammenhang häufig auch von Gratisaktien gesprochen. Dabei gibt es nichts umsonst. Bilanziell gesehen wird durch die Umwandlung von Rücklagen in gezeichnetes Kapital die Aktienstückzahl erhöht – in diesem Fall um den Faktor zwei. Der Wert des Unternehmens bleibt davon unberührt – also findet das Korrektiv über einen halbierten Aktienkurs statt. Letztlich ist es ein reiner Psychoeffekt nach dem Motto: Mit zwei 50-Euro-Scheinen in der Tasche fühlt man sich besser als mit einer 100-Euro-Note. Bei Fuchs Petrolub könnte das sogar auf positive Resonanz bei einigen Anlegern stoßen, immerhin hat der Titel den optisch achthöchsten Kurs aus dem MDAX. Teurer sind zurzeit nur Rational, Brenntag, Kabel Deutschland, Wacker Chemie, RTL Group und Fielmann. Leicht komisch wirkt die Kombination aus Aktienrückkauf und Berichtigungsaktien aber dennoch. Grund: Zunächst werden Anteilscheine vom Unternehmen eingezogen, um dann später wieder viel mehr Papiere auszugeben.

 

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Zunächst einmal stehen allerdings die vorläufigen Zahlen für 2013 an. Nach neun Monaten 2013 verzeichnete der MDAX-Konzern ein Gewinnplus von knapp sechs Prozent auf 165,6 Mio. Euro. Dabei betonte Vorstandschef Stefan Fuchs: „Wir erwarten organisches Umsatzwachstum sowie Ergebnissteigerungen. Dabei müssen wir davon ausgehen, dass die Entwicklung der Wechselkurse das organische Umsatzwachstum aufzehrt.“ Für eine Aktie mit einem KGV von über 20, klingt das nicht sonderlich dynamisch. Zwar gehört Fuchs zur Crème de la Crème auf dem heimischen Kurszettel. Doch nach vielen Jahren dauerhaften Kursanstiegs wird der Spielraum nach oben immer geringer. Verständlich, dass Fuchs zusätzliche Maßnahmen wie das Rückkaufprogramm sowie die Ausgabe von Berichtigungsaktien angeht. Doch boersengefluester.de bleibt dabei: Noch sinnvoller wäre die Zusammenlegung beider Aktiengattungen.

 

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Bildmaterial © copyright FUCHS PETROLUB AG

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.

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