Bis Mitte 2017 war Berentzen eine der knackigsten Aktien aus dem heimischen Spezialwertebereich. Doch dann bekam die Investmentstory des Getränkekonzerns Kratzer. Insbesondere das Geschäftsmodell der auf Orangenpressen spezialisierten Tochter Citrocasa erwies sich als längst nicht so kugelsicher wie gedacht. Aber auch sonst knirschte es an diversen Stellen im operativen Geschäft und der seit Juni 2017 als Vorstand tätige Oliver Schwegmann musste nach nicht einmal drei Monaten im Amt eine Gewinnwarnung aussprechen. Das hat viel Vertrauen am Kapitalmarkt gekostet – bis heute. So notiert die Berentzen-Aktie gegenwärtig um etwa 50 Prozent niedriger als vor etwa 1,5 Jahren. Noch fruchtet die Vision von Schwegmann, aus Berentzen einen integrierten, schlagkräftigen Getränkeinkubator zu formen, nicht wirklich an der Börse. Und vermutlich wird es auch noch eine Weile brauchen, bis die Gesellschaft aus Haselünne wieder ein Hingucker aus Börsensicht wird. „Berentzen ist stabil. Unser Anspruch ist es jetzt, Berentzen auch wieder aufregender zu machen“, sagt Schwegmann mit Blick auf die Börsenstory. Dementsprechend ist der Manager im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de kaum zu bremsen, wenn es um die vielen angestoßenen organisatorischen Veränderungen sowie die erhöhte Schlagzahl beim Launch innovativer Getränke geht.
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In den Zahlen hat sich das bislang schon ein Stück weit niedergeschlagen, zumindest ist das – allerdings um Sondereffekte bereinigte – operative Ergebnis nach neun Monaten 2018 um knapp 20 Prozent auf 6,0 Mio. Euro vorangekommen. Ob es Berentzen damit gelingen wird, eher den oberen Bereich der eigenen EBIT-Prognose von 9,6 bis 10,6 Mio. Euro zu touchieren, ist schwer zu prognostizieren. Entscheidend wird – wie immer – das Geschäft zu Weihnachten und Silvester. Immerhin kündigt Schwegmann für 2019 eine Reihe neuer Getränke an, und auch bei den Saftpressen von Citrocasa gibt es wichtige Neuerungen, etwa im Bereich der Reinigung der Geräte. Keine Frage: Hier steht Berentzen unter Zugzwang, Wettbewerber wie etwa Zumex schlafen nicht. Wichtig wird zudem, dass die Streitigkeiten mit dem Citrocasa-Distributor in den USA kein Dauerclinch werden. Insgesamt geht es dem Vorstand darum, dass Berentzen sich – auch dem Kapitalmarkt gegenüber – wieder als ganzheitlicher Getränkekonzern präsentiert und eben keine reine Orangensaft-Story ist – und schon gar nicht komplett alkoholfrei.
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Am Ende sind es dann doch auch die Berentzen-Dauerbrenner wie Puschkin, diverse Mixgetränke und Schnapsklassiker oder eben das Erfrischungsgetränk Mio Mio, die das Gesamtbild formen. Und wer hätte es gedacht? Auch das Spirituosengeschäft in der Türkei entwickelt sich wieder richtig gut. Eher schadlos hält sich Berentzen zudem im Geschäft mit Zweitmarken an den Einfuhrzöllen der EU auf Bourbon Whiskey. Auf der Habenseite steht zudem die relativ moderate Bewertung der Aktie. Immerhin wird der Titel gerade einmal mit dem 3,1fachen der Relation von Enterprise Value (Börsenwert plus Netto-Finanzschulden) zu dem für 2018 zu erwartenden Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) gehandelt. Und sollte das im General Standard gelistete Unternehmen zur nächsten Hauptversammlung die Dividende wieder auf das 2016er-Niveau von 0,25 Euro je Anteilschein hieven, käme der Titel sogar auf eine sehr vorzeigbare Dividendenrendite von 3,9 Prozent. Bei einer unveränderten Ausschüttung von 0,22 Euro wären es immerhin noch 3,4 Prozent. Eine gute Halten-Position ist die Berentzen-Aktie damit allemal.
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Foto: Berentzen-Gruppe AG
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