Ein klein wenig sentimental wurde es am Ende der Präsentation von Berentzen-CEO Frank Schübel am 10. Mai auf der Frühjahrskonferenz der DVFA dann doch. Das lag freilich nicht an den Quartalszahlen zum Auftaktviertel, die lagen mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,6 Mio. Euro voll im Rahmen der Erwartungen. Zudem ist Q1 sowieso das saisonal schwächste Quartal für den Getränkehersteller, die Kursrelevanz hält sich also in Grenzen. Bewegender waren die Abschiedsworte von Schübel, der seinen Vorstandsvertrag aus persönlichen Gründen nicht verlängert hat (siehe dazu den Beitrag von boersengefluester.de HIER) und den es nach der Hauptversammlung am 19. Mai 2017 in den Aufsichtsrat zieht. Nun sind Wechsel auf Vorstandsebene nicht zwangsläufig außergewöhnlich, aber Schübel ist ein charismatischer Typ, der Berentzen durch eine geänderte und vor allen Dingen bodenständigere Strategie zurück auf die Spur gebracht hat. Zudem ist Schübel in Investorenkreisen das Gesicht der Berentzen-Aktie gewesen.
Er selbst würde sich die Erfolge der vergangenen Jahre allerdings nie allein ans Revers heften und verweist regelmäßig auf die Teamarbeit mit Finanzvorstand Ralf Brühöfner: „Ich bin der Außenminister, er der Innenminister. Einen Kanzler haben wir nicht.“ Künftig wird Brühöfner, der bereits seit 2011 bei Berentzen ist, stärker den IR-Part übernehmen. Neuer Vorstand wird der frühere L’Oréal-Manager Oliver Schwegmann. Größere strategische Änderungen sind eher nicht zu erwarten. Letztlich übernimmt Schwegmann ein gut bestelltes Haus. Gemessen an den Fundamentaldaten sieht die Berentzen-Aktie beim aktuellen Kurs von knapp 11 Euro noch immer vergleichsweise moderat bewertet aus. Die Analysten von ODDO Seydler siedeln das Kursziel gegenwärtig bei 12,50 Euro an. Die Marktkapitalisierung der Berentzen-Gruppe beträgt knapp 104 Mio. Euro – bei einem für das laufende Jahr vom Vorstand prognostizierten EBIT zwischen 11,2 und 12,4 Mio. Euro. Wichtig: Durch die Ablösung der teuren Anleihe von 2012 (Zinssatz: 6,5 Prozent) wird sich ab 2018 allein das Finanzergebnis von zuletzt gut minus 4 Mio. Euro um mindestens 2 Mio. Euro verbessern.
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Stattliches Wachstumspotenzial verspricht weiterhin das Geschäft mit den Apfelsinenpressen der Linzer Vorzeigetochter Citrocasa. Vermutlich noch wichtiger für den Konzern ist jedoch, dass sich das Standing von Berentzen gegenüber dem Handel mit dem Turnaround markant verbessert hat. „Wir sind wieder ein respektierter Lieferant“, sagt Schübel. Das gilt auch für die Position am Kapitalmarkt, zumal das Unternehmen aus Haselünne aufgrund der dreistelligen Marktkapitalisierung auch für immer mehr institutionelle Investoren interessant wird. Boersengefluester.de bleibt bei der Kaufen-Einschätzung für den Titel.
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Fotos: pixabay, Berentzen-Gruppe AG
Frank Schübel trat im November 2012 in den Vorstand der Berentzen-Gruppe Aktiengesellschaft mit Sitz in Haselünne ein. Zuvor war als Geschäftsführer für die Molkerei Weihenstephan tätig und hatte Führungspositionen bei der Deutschen Bahn AG und der Nestlé AG inne. Am 3. Januar 2017 gab Berentzen bekannt, dass Schübel seinen noch bis Ende Oktober laufenden Vorstandsvertrag nicht verlängern wird. Plan ist, dass Schübel nach der Hauptversammlung am 19. Mai 2017 in den Aufsichtsrat von Berentzen wechselt.