Kursmäßig klammert sich die Aktie von 4basebio seit Wochen eng an die Marke von 2 Euro. Verwunderlich ist das nicht, schließlich entspricht dieser Preis exakt der in der erweiterten Annahmefrist noch bis 20. Oktober 2020 laufenden Offerte der mehrheitlich zur Deutschen Balaton gehörenden Beteiligungsgesellschaft Sparta. Laut den aufgelaufenen Meldungen aus dem Bundesanzeiger wurden Sparta innerhalb der regulären Frist gut 1,3 Millionen 4basebio-Aktien – entsprechend gerade einmal rund 2,54 Prozent des aktuellen Kapitals – angedient. Inklusive der Stücke, die die Deutsche Balaton in den vergangenen Tagen noch außerbörslich und börslich gekauft hat, summiert sich der Anteil damit auf auf mittlerweile 32,52 Prozent. Just in dieser Endphase des Übernahmeangebots meldet sich nun die auf die DNA-Herstellung spezialisierte 4basebio AG mit weiteren Details zur geplanten Abspaltung des Stammgeschäfts mit Notizaufnahme an der Londoner Alternativbörse AIM.
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Demnach wollen die Heidelberger auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 3. November 2020 die für den Spin-off notwendigen Kapitalmaßnahmen auf die Schiene setzen. Geplant ist, dass Aktionäre vermutlich bereits im Dezember für je sechs Anteilscheine an der 4basebio AG eine Aktie an der 4basebio SE ins Depot gebucht bekommen. Derzeit firmiert diese – übrigens von der börsennotierten Foris AG gekaufte – SE noch unter dem Kunstnamen Atrium 180. Europäische VV SE und verfügt über ein in 120.000 Namensaktien eingeteiltes Grundkapital, die sich zu 100 Prozent im Eigentum der AG befinden. Künftiger Firmensitz der SE wird Cardiff sein. Nach der Transaktion sollen 70 Prozent der SE-Aktien über das Spin-off an die bisherigen Investoren verteilt sein – 30 Prozent werden im Eigentum der 4basebio AG bleiben. Nach erfolgter Transaktion soll dann in einem zweiten Schritt das Kapital der AG in einem Verhältnis 9 zu 1 zusammengelegt werden. Regelmäßiger Zweck einer solchen Maßnahme ist es wiederum die freie Kapitalrücklage – etwa für künftige Dividendenausschüttungen – zu stärken. Daneben wird ein Teil der frei verfügbaren Barmittel von zuletzt 85 Mio. Euro genutzt, um die neue britische Einheit angemessen mit Kapital auszustatten. Konkrete Beträge wurden hier allerdings noch nicht genannt.
Was bedeutet das nun alles für Privatanleger? Angenommen, jemand besitzt momentan 2.700 4basebio-Aktien im Gegenwert von 5.400 Euro. In einem ersten Schritt würde er dann 450 Papiere an der neuen Gesellschaft ins Depot gebucht bekommen. Vermögenstechnisch würde sich zunächst einmal nichts ändern, die 5.400 Euro würden sich nur in einem anderen Verhältnis auf die AG- und die SE-Aktien verteilen. Ein Indiz für die avisierte Gewichtung ist, dass 4basebio den Aktionären, die nicht bei dem Deal mitmachen wollen und Widerspruch auf der HV protokollieren lassen, anbietet, die neuen SE-Aktien zu je 1,30 Euro abzukaufen. Hieraus abgeleitet würde sich ein rechnerischer Wert für die AG-Aktie von 1,78 Euro ergeben. Berechnung: ((1,783 Euro x 2.700 AG-Aktien) + (1,30 Euro x 450 SE-Aktien)) = 5.400 Euro. Anschließend käme dann die Kapitalherabsetzung 9:1, wodurch sich der Beispielbestand des Anlegers an AG-Aktien von 2.700 auf 300 Stück reduzieren würde.
Da auch bei dieser Bilanzmaßnahme zunächst kein realer Wert geschaffen oder vernichtet wird, müsste sich der Aktienkurs der AG um den Faktor neun erhöhen. Aufbauend auf den 1,783 Euro, wären das dann rund 16 Euro. Die Spekulation geht nun dahin, dass abgespaltenen Einheit an der Londoner AIM ein höherer Wert zugemessen wird, als der sich in der jetzigen Konstellation ergebende rein rechnerische Kurs.
Auf Seiten der Konzernbilanz der 4basebio-Gruppe wiederum wird sich die im Gezeichneten Kapital erfasste Zahl der Aktien von 51.733.386 auf 5.748.154 verringern. Da die gesamte Höhe des Eigenkapitals unangetastet bleibt, wandert die Differenz von knapp 46 Mio. Euro in die Kapitalrücklage, die damit auf mehr als 60 Mio. Euro wachsen würde. Ob die Heidelberger tatsächlich auch Dividenden ausschütten wollen oder nur die bilanztechnische Voraussetzung dafür schaffen wollen, lässt sich derzeit schwer abschätzen. Insgesamt steht boersengefluester.de der gesamten Transaktion aber positiv gegenüber. Immerhin gibt sie der Investmentstory von 4basebio einen neuen Dreh. Sofern unsere Berechnungen stimmen, wäre die neue britische SE allerdings spürbar kleiner als bislang von uns vermutet. Die eigentliche Musik würde jedenfalls weiter in der AG spielen, die vermutlich zu einer Beteiligungsgesellschaft im Biotechsektor umgebaut werden dürfte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,80 | 1,17 | 1,05 | 68,42 | 2,08 | 3,59 | 10,74 | |
EBITDA1,2 | -2,90 | -0,74 | -0,90 | 56,30 | -0,79 | 2,94 | 9,94 | |
EBITDA-Marge3 | -37,18 | -63,25 | -85,71 | 82,29 | -37,98 | 81,89 | 92,55 | |
EBIT1,4 | -4,06 | -3,08 | -3,80 | 56,29 | -0,80 | -22,12 | 0,43 | |
EBIT-Marge5 | -52,05 | -263,25 | -361,91 | 82,27 | -38,46 | -616,16 | 4,00 | |
Jahresüberschuss1 | -3,26 | -0,30 | -2,65 | 55,07 | -1,89 | -21,04 | 1,58 | |
Netto-Marge6 | -41,79 | -25,64 | -252,38 | 80,49 | -90,87 | -586,07 | 14,71 | |
Cashflow1,7 | -2,89 | -0,16 | 1,10 | -7,83 | -33,02 | 15,86 | 8,67 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,72 | -0,09 | -0,45 | 9,58 | -0,33 | -3,66 | 0,27 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Nexia |