Verdammt ruhig war es in den vergangenen Monaten um 3W Power – einem ehemals ganz heiß diskutierten Titel – geworden. Dabei hat der über seine Tochter AEG Power Solutions tätige Anbieter von unterbrechungsfreien Stromsystemen seit dem Bilanzschnitt eine Menge getan, um das Geschäft wieder auf Vordermann zu bringen. Anfang Februar schloss die Gesellschaft etwa den Verkauf der beiden Töchter Fluxpower GmbH aus der Nähe von Erlangen sowie der italienischen Primetech ab. Mit dem Erlös aus dieser Transaktion hat 3W Power jetzt eine Rückkaufofferte an die Gläubiger der Anleihe 2014/19 (WKN: A1ZJZB) initiiert – ein sehr positiver Schritt, wie boersengefluester.de findet. Immerhin könnte sich das Volumen des Bonds durch diese Transaktion von 50 auf 45 Mio. Euro reduzieren – was eine spürbare Entlastung für das Zinsergebnis mit sich bringen würde. Bis 2019 könnte sich allein dieser Effekt auf bis zu 1,7 Mio. Euro türmen. Keine Frage: 3W Power ist noch immer ein reinrassiger Hot Stock mit enormen Risiken, aber eben auch Chancen. Die Marktkapitalisierung beträgt knapp 40 Mio. Euro. Noch immer agiert die Gesellschaft tief in der Verlustzone. Doch Fortschritte sind auf jeden Fall zu erkennen. In zwei bis drei Jahren will 3W Power auf eine EBITDA-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Relation zum Umsatz) von immerhin zehn Prozent kommen. Boersengefluester.de hat sich bei dem Vorstandsvorsitzenden Jeffrey Casper nach dem Stand der Restrukturierung, den weiteren strategischen Schritten, der Rückzahlung der Anleihe sowie den Perspektiven für die Aktie von 3W Power erkundigt.
Herr Casper, dürfen Anleger nach schweren und verlustreichen Jahren in 2016 nun endlich mit dem nachhaltigen Turnaround bei AEG Power Solutions rechnen?
Jeffrey Casper: Der Erfolg des nachhaltigen Turnarounds hängt aus unserer Sicht von diversen Faktoren ab: Diese beinhalten die kontinuierliche Kosten- und Effizienzoptimierung durch verbesserte Prozesse sowie eine positive Entwicklung im Sales-Bereich. Nicht zu vernachlässigen ist zudem die weitere Entwicklung von Produkten, die auf die Bedürfnisse des Markts zugeschnitten sind. Außerdem stellt eine stärkere Fokussierung auf den Bereich Service ebenfalls einen wichtigen Faktor für einen erfolgreichen Turnaround dar.
Sind schwarze Zahlen für das erste Halbjahr 2016 bereits ein Thema?
Eine Anpassung der Einsparungen wurde durch die im Jahr 2015 begonnenen Kostenreduzierungspläne erreicht. Wir haben unsere Kosten und Reduzierungspläne im Jahr 2015 eingeleitet, welche sich in das Jahr 2016 fortziehen. Auch wenn wir endlich wieder Perspektiven sehen: Eine schwarze Null zum Halbjahr ist noch etwas ambitioniert. Wir arbeiten aber daran diese so schnell wie möglich zu erreichen, was nicht nur von uns, sondern auch von den Marktgegebenheiten abhängt.
In der jüngsten Mitteilung wurde die mittelfristige Perspektive eines zweistelligen Umsatzwachstums und einer EBITDA-Marge von zehn Prozent in Aussicht gestellt. Welchen Zeitraum dürfen Anleger in diesem Zusammenhang unter „Mittelfristig“ verstehen?
Es ist zu erwarten, dass die mittelfristige Perspektive eines zweistelligen Umsatzwachstums in den kommenden zwei bis drei Jahren eintritt.
Verläuft die Umsetzung des jüngsten Sparprogramms im Umfang von rund 10 Mio. Euro nach Plan? Wann wird die Umsetzung abgeschlossen sein, und ab welchem Zeitpunkt werden die Einsparungen voll wirksam?
Die Umsetzung des Sparprogramms wird zum Ende des dritten Quartals 2016 voll wirksam. Wir arbeiten stetig daran, die Betriebsausgaben weiter zu reduzieren.
[shortcodedisplaychart isin=”LU1072910919″ ct=”1Y” cwidth=”595″ cheight=”350″]
Kann sich 3W Power im laufenden Jahr nun endlich voll auf das operative Geschäft konzentrieren oder sind weitere Anpassungen auf der Kostenseite erforderlich?
Das Unternehmen hat sich immer auf das operative Geschäft konzentriert, zum Beispiel haben wir Sales- und Servicemanager ausgetauscht und Ingenieure und Vertriebsmanager für folgende Regionen eingestellt: UK, Deutschland, Frankreich, Dubai, Osteuropa, Spanien und Italien.
Ist es realistisch, dass 3W Power die Mittel für die Rückzahlung der Anleihe im Jahr 2019 bis dahin aus dem operativen Geschäft erwirtschaften kann?
Der Plan ist eine Reduzierung der Nettoverschuldung und der Aufrechterhaltung der langfristigen Finanzierung des Unternehmens. Wir sind zuversichtlich, eine entsprechende Refinanzierung für die Anleihe – die erst in drei Jahren zur Rückzahlung ansteht – darzustellen.
Im Herbst 2015 wurde eine Wandelanleihe ausgegeben um Wachstumsmärkte in Asien, Afrika und Nordamerika zu erschließen. Ab wann darf man durch diese Maßnahme mit ersten Umsätzen aus neuen Märkten rechnen?
Wir haben bereits Umsätze aus den neuen Märkten generiert und werden die entsprechenden Zahlen dazu im Laufe des aktuellen Geschäftsjahrs kommunizieren.
[financialinfobox wkn=”A114Z9″]
Ist die Gesellschaft nach dieser jüngsten Kapitalmaßnahme für die kommenden Jahre nun durchfinanziert?
Sicherlich sind wir gut aufgestellt, jedoch hängt dieses auch von einer entsprechenden Entwicklung in den Märkten ab.
Wie läuft das Geschäft nach dem erneuten Ölpreiseinbruch in der für die AEG PS wichtigen Öl- und Gas-Sparte? Sind hier zukünftig weitere Risiken bzw. Rückgänge zu erwarten?
Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis sein Tiefstand mehr oder minder erreicht hat. Da viele unserer Kunden in diesem Segment eher in Dekaden denken als in einzelnen Quartalen, rechnen wir daher eher mit einer Verschiebung als mit einer Stornierung von Aufträgen.
Wie sieht das zukunftsträchtige Geschäftsfeld im Bereich der Energiespeicher aus?
Wir sehen den Bereich der Energiespeicher als ein dynamisches und faszinierendes Geschäftsfeld. Wir haben ein einzigartiges Know-how, das seit Jahren in dem Segment verankert ist.
Ist hier Wachstum zu erwarten oder fokussiert sich 3W voll auf das Kerngeschäft mit Industrie USV-Anlagen und Leistungselektronik?
Wir konzentrieren uns hauptsächlich auf die unterbrechungsfreien Stromsysteme (UPS).
In welchen Bereichen sehen Sie das größte Wachstumspotential für die Zukunft?
Wie bereits erwähnt, sehen wir das größte Wachstumspotential eindeutig bei den unterbrechungsfreien Stromsystemen (UPS). Diese sind tief in der Historie des Unternehmens verankert. Aus diesem Grund sehen wir in diesem Bereich unsere größten Stärken und wollen diesen weiter ausbauen. Des Weiteren sehen wir ein großes Wachstumspotenzial ebenfalls in den Bereichen Services, Kerngeschäftsfeldern und in kritischen Infrastrukturen.
Denken Sie, dass die AEG Power Solutions nach erfolgreichem Turnaround ein Übernahmeziel für einen größeren Konzern darstellen könnte? Oder ist es das Ziel des Managements, eigenständig zu bleiben?
Wir sehen uns nicht als ein Übernahmeziel. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf unser operatives Geschäft und die weitere Entwicklung des Unternehmens.
Der Aktienkurs notiert noch immer nahe dem Allzeittief. Sind hier zukünftig vermehrt Investor-Relations-Aktivitäten, wie zum Beispiel Roadshows oder die Teilnahme an Konferenzen zu erwarten?
Die operative Entwicklung veranlasst uns jetzt wieder stärker in die Öffentlichkeit zu gehen. Deshalb kann mit mehr IR-Maßnahmen gerechnet werden.
[basicinfoboxsc isin=”LU1072910919″]
Jeffrey Casper ist seit November 2014 Vorstandsvorsitzender (CEO) von 3W Power. Bereits 2012 wurde er zum Finanzvorstand (CFO) der AEG Power Solutions Gruppe – der operativen Tochter der Holding 3W Power – ernannt. Zuvor war er als Executive Vice President für die Bereiche Corporate Finance, Strategie und Unternehmensentwicklung zuständig. Casper ist seit September 2009 im Unternehmen und verantwortete die Umwandlung von AEG Power Solutions zu einem börsennotierten Unternehmen. Zudem leitete er die Rekapitalisierung des Unternehmens durch die Herausgabe einer 100 Millionen Euro Anleihe. Vor seiner Tätigkeit bei AEG Power Solutions war Jeffrey Casper Direktor bei der Investment-Bank UBS abgestellt. Während der sechsjährigen Tätigkeit arbeitete er an zahlreichen Transaktionen, die ein Volumen von mehr als 20 Mrd. Euro hatten und verschiedene Länder, Industrien und Produktgruppen abdeckten. Casper erwarb einen MBA an der Harvard Business School und einen BA in Geschichte an der Universität von Utah.
Fotos: 3W Power