Da konnten wir so viel nachbohren, wie wir wollten: Uwe Knoke, CEO der 3U Holding, hat uns im Hintergrundgespräch nicht verraten, wie hoch der Dividendenvorschlag zur Hauptversammlung (HV) am 15. Mai 2023 denn nun sein wird. Dabei steht die mit so viel Spannung erwartete Entscheidung dem Vernehmen nach unmittelbar bevor. Hintergrund ist, dass die Beteiligungsgesellschaft im vergangenen Herbst ihre lange Zeit als IPO-Kandidat gehandelte Software-Tochter weclapp am Ende an die niederländische Exact Group verkauft hat und dafür im Gegenzug einen Netto-Mittelzufluss von mehr als 150 Mio. Euro verbuchen konnte. Zur Einordnung: Das ist nur etwas weniger als der gesamte Börsenwert der Marburger von zurzeit 164 Mio. Euro. Und da sich der 3U-Vorstand sehr frühzeitig auf eine angemessene Beteiligung der Aktionäre an dem Verkaufserlös verständigt hat, gelten seitdem Flüsterschätzungen zwischen 1,50 und etwas mehr als 2,00 Euro je Anteilschein als potenzielle Dividendenvorschläge. Das wiederum würde die Aktie auf eine Rendite deutlich oberhalb von 30 Prozent hieven.
Um weniger erfahrene Anleger vor falschen Erwartungen zu bewahren. Ein „Free Lunch“ ist diese Rendite nicht, denn mit der Auszahlung der Dividende nach der HV wird auch der Aktienkurs um den Ausschüttungsbetrag gekürzt. Steuerliche Aspekte einmal ausgeklammert, netto ändert sich and er Vermögenssituation des einzelnen Investors zunächst einmal nichts. In diesem Zusammenhang bestätigt uns IR-Manager Joachim Fleïng übrigens auch, dass die Ausschüttung nicht aus dem steuerlichen Einlagekonto erfolgen wird – salopp gesagt also der ganz normalen Besteuerung unterliegen wird und nicht wie die normale Dividende aus den Vorjahren „steuerfrei“ ist. Losgelöst von der zeitlich befristeten Dividendenstory der 3U Holding, sollten sich Anleger nach Auffassung von boersengefluester.de ohnehin eher mit der neuen Investmentstory von 3U beschäftigen. Grundsätzlich agiert die Gesellschaft in den drei Bereichen ITK (Informations- und Telekommunikationstechnik), Erneuerbare Energien sowie SHK (Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik). Allesamt interessante Sektoren, die von wichtigen Megatrend profitieren.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 46,89 | 47,94 | 54,45 | 61,05 | 55,94 | 62,66 | 52,35 | |
EBITDA1,2 | 6,67 | 6,72 | 10,10 | 11,55 | 11,27 | 165,59 | 5,23 | |
EBITDA-Marge3 | 14,22 | 14,02 | 18,55 | 18,92 | 20,15 | 264,27 | 9,99 | |
EBIT1,4 | 2,99 | 2,71 | 5,50 | 5,94 | 6,76 | 161,09 | 1,64 | |
EBIT-Marge5 | 6,38 | 5,65 | 10,10 | 9,73 | 12,08 | 257,09 | 3,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,21 | 2,15 | 4,40 | 3,96 | 4,04 | 159,40 | 3,10 | |
Netto-Marge6 | 2,58 | 4,48 | 8,08 | 6,49 | 7,22 | 254,39 | 5,92 | |
Cashflow1,7 | 6,65 | 0,60 | 4,68 | 4,78 | -9,46 | 16,54 | 0,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,06 | 0,11 | 0,09 | 0,08 | 4,26 | 0,07 | |
Dividende8 | 0,02 | 0,03 | 0,04 | 0,05 | 0,05 | 3,20 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Sehr viel stärker als bislang wird aber insbesondere der Bereich SHK – und hier in erster Linie der Online-Haustechnikshop Selfio – ins Zentrum der Investor Relations-Aktivitäten rücken. „Das hat Prio 1 für die Kapitalmarktstory“, sagt Vorstand Uwe Knoke. „Wenn es das Umfeld zulässt, wollen wir Selfio an die Börse bringen.“ Nimmt man die weclapp-Transaktion als Blaupause, könnte freilich auch ein Komplettverkauf ein Thema sein. Um das Geschäft mit Wärmepumpen und Lüftungssystemen für Börsianer noch attraktiver zu machen, will die 3U Holding allein im laufenden Jahr einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in den Bereich SHK investieren. Dazu gehören Unternehmenskäufe, personelle Verstärkungen, Produktinnovationen und eben auch eine verbesserte Infrastruktur in Sachen Lagergebäude.
„Dreh- und Angelpunkt ist das Thema Skalierung. Wir müssen möglichst schnell auf einen Umsatz von mehr als 100 Mio. Euro kommen“, sagt Uwe Knoke. Das wiederum ist schon deshalb ambitioniert, weil 3U hier zurzeit erst auf ein knapp ein Drittel der Zielgröße kommt. Mit zunehmendem Volumen soll sich dann auch die etwas angespannte Renditeausbeute von zuletzt rund 17 Prozent auf eine Größenordnung nördlich von 20 Prozent Grossmarge verbessern. Rein sentimenttechnisch bewegt sich die 3U Holding im Wärmetechnikbereich in einem ganz starken Markt mit viel politischer Unterstützung. Daraus lässt sich sicher eine prima Börsenstory bauen. Zudem haben die Marburger mit weclapp bereits bewiesen, dass sie in der Lage sind, Unternehmen erfolgreich aufzubauen.
Gerade in institutionellen Investorenkreisen wird die Entwicklung mittlerweile mit deutlichen größerem Interesse verfolgt – und das zunehmend auch auf internationaler Basis. Boersengefluester.de wird die weitere Entwicklung daher eng verfolgen. Insbesondere die Zeit rund um die Dividendenausschüttung dürfte jedoch von erhöhter Volatilität im Kurs gekennzeichnet sein, da es es durchaus aus eine vorteilhafte steuerliche Option für schon sehr langjährig engagierte Aktionäre sein kann, sich vor dem Zahltag von dem im streg regulierten Börsensegment Prime Standard gelisteten Titel zu verabschieden und dann später nach dem Dividendenabschlag wieder einzusteigen.
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