Nach dem Verkauf der lange Zeit als IPO-Kandidat geltenden Software-Tochter weclapp ist die 3U Holding für die meisten Investoren derzeit in erster Linie eine Mischung aus Cash-Aktie sowie ein Kandidat für eine üppige Sonderausschüttung zur nächsten Hauptversammlung am 15. Mai 2023 (siehe zu der Transaktion auch unseren Beitrag HIER). Entsprechend liegt das Augenmerk bei dem jetzt veröffentlichten Q3-Bericht der Beteiligungsgesellschaft auf eben diesen beiden Punkten. Bezogen auf die liquiden Mittel, sehen die Daten schon mal sehr eindrucksvoll aus: Per Ende September 2022 kommt die 3U Holding auf eine Netto-Liquidität von 172,75 Mio. Euro – entsprechend 4,89 Euro je Aktie. Mit Blick auf den Aktienkurs von 4,07 Euro wird die Gesellschaft derzeit also deutlich unter Cash gehandelt. Eine nicht alltägliche Situation, die allerdings auch reflektiert, wie unsicher die Investoren hinsichtlich der künftigen Ausrichtung des Unternehmens sind.
Hinzu kommt, dass 3U im Bereich Erneuerbare Energien – insbesondere für die Windparks – hinter den Erwartungen geblieben ist. Neben den zuletzt ungewöhnlich lauen Lüftchen sorgen sich die Marburger auch vor einer Abschöpfung möglicher Übergewinne, sofern sich die Politiker tatsächlich zu diesem Instrument durchringen. Mit Blick auf die Höhe der möglichen Beteiligung der Aktionäre an dem Verkaufserlös für weclapp bleibt der 3U-Vorstand weiter vage und spricht nur von der Ausschüttung einer „angemessenen Dividende“. Quasi in einem Atemzug ist allerdings auch die Rede davon, dass mit dem weclapp-Deal die „konzernweiten Strategieberatungen intensiviert“ wurden. Sprich: Sollte 3U passende Targets finden, die die bisherigen Beteiligungen stärken oder gar ein neues Geschäftsfeld aufmachen, wäre es natürlich wenig förderlich, den Löwenanteil des Verkaufserlöses auszuschütten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 46,89 | 47,94 | 54,45 | 61,05 | 55,94 | 62,66 | 52,35 | |
EBITDA1,2 | 6,67 | 6,72 | 10,10 | 11,55 | 11,27 | 165,59 | 5,23 | |
EBITDA-Marge3 | 14,22 | 14,02 | 18,55 | 18,92 | 20,15 | 264,27 | 9,99 | |
EBIT1,4 | 2,99 | 2,71 | 5,50 | 5,94 | 6,76 | 161,09 | 1,64 | |
EBIT-Marge5 | 6,38 | 5,65 | 10,10 | 9,73 | 12,08 | 257,09 | 3,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,21 | 2,15 | 4,40 | 3,96 | 4,04 | 159,40 | 3,10 | |
Netto-Marge6 | 2,58 | 4,48 | 8,08 | 6,49 | 7,22 | 254,39 | 5,92 | |
Cashflow1,7 | 6,65 | 0,60 | 4,68 | 4,78 | -9,46 | 16,54 | 0,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,06 | 0,11 | 0,09 | 0,08 | 4,26 | 0,07 | |
Dividende8 | 0,02 | 0,03 | 0,04 | 0,05 | 0,05 | 3,20 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Auch für boersengefluester.de eine ambivalente Situation, die es bei Unternehmen in vergleichbaren Situationen ebenfalls schon gab. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind etwa Sino, Tick Trading, Muelhan oder auch Bilfinger. Die angekündigte Bonusausschüttung von VW im Nachgang des Porsche-IPOs einmal ausgeklammert. Natürlich wäre eine knackige Dividende im Bereich um 2 Euro bei 3U eine interessante Sache. Allerdings sind die Börsianer eben auch eine schnelllebige Gemeinde: Nach erfolgter Ausschüttung würden wohl eine Menge Investoren unmittelbar den Exit suchen und sich auf die nächste Sondersituation stürzen. Zurück bliebe eine 3U Holding mit verpassten Chancen für eine langfristige Erfolgsstrategie. Insofern liegt der Ball nun beim Management, um eine sinnvolle Mixtur aus Ausschüttung und Zukunftsinvestition zu präsentieren.
„Wir werden den neuen finanziellen Handlungsspielraum sehr verantwortungsvoll nutzen, um gezielt in den Ausbau unserer Geschäftsmodelle zu investieren und strategische Chancen zu nutzen, die sich bieten“, betont 3U-Vorstand Uwe Knoke. Derweil sehen die Prognosen für 2022 bei Erlösen zwischen 60 und 65 Mio. Euro eine Überschuss zwischen 155 und 160 Mio. Euro vor – nach gerade einmal 2,9 Mio. Euro im Jahr zuvor. Zur weiteren Einordnung: Nach neun Monaten 2022 kommt die 3U Holding bereits auf ein Ergebnis von 159,27 Mio. Euro, für das Abschlussquartal ist also nicht mehr viel zu erwarten in Sachen operative Gewinne. Insgesamt ist die 3U Aktie aber eine attraktive Wahl für Anleger, die in der aktuell so volatilen Zeit nach einem gut abgesicherten Investment suchen.
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