Im Hintergrundgespräch mit boersengefluster.de ist Michael Schmidt, CEO und Großaktionär der 3U Holding, kaum zu bremsen. Beinahe so, als wenn die gesamte Investmentstory, die es in den vergangenen Jahren eben so noch nicht zu erzählen gab, nun mit voller Wucht raus will. Insbesondere bei der Tochter weclapp, einem Anbieter cloudbasierter ERP-Software für kleine und mittlere Unternehmen geht es nach der strammen Investitionsphase steil nach oben. „Wir sind am Vorabend des Durchbruchs“, sagt Schmidt. Ein Unternehmenswert von 100 Mio. Euro – allein für weclapp – in den kommenden drei Jahren, hält Schmidt für nicht zu hoch gegriffen. Zum Vergleich: Momentan beträgt die komplette Marktkapitalisierung der 3U Holding gerade einmal 36 Mio. Euro. Darüber hinaus haben die Marburger mit dem auf Haustechnikbedarf für Handwerker ausgerichteten Portal Selfio ein weiteres super interessantes Unternehmen im Portfolio. Dritte tragende Säule ist die Projektentwicklung und der Betrieb von Windparks – inklusive Exit. So ist für das laufende Jahr der Verkauf des Windparks Lüdersdorf II an Green City Energy aus München optioniert. Sollte der Deal zustande kommen, wovon Schmidt ausgeht, könnte das für einen EBITDA-Beitrag von bis zu 2 Mio. Euro sorgen.
Summa summarum rechnet die 3U Holding für das laufende Jahr (inklusive Lüdersdorf) mit Erlösen zwischen 46 und 50 Mio. Euro – nach 46,9 Mio. Euro für 2017. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll von zuletzt 6,7 Mio. Euro auf eine Bandbreite von 6,5 bis 8,5 Mio. Euro steuern. Beim Überschuss hält das Unternehmen eine Spanne von 1,0 bis 2,0 Mio. Euro für realistisch. Für 2017 kam gemäß der vorläufigen Zahlen ein Netto-Gewinn von 1,1 Mio. Euro zustande. Die abermals steuerfreie Dividende will die Gesellschaft auf 0,02 Euro je Aktie verdoppeln, womit der Small Cap auf eine Rendite von immerhin knapp zwei Prozent käme. Worauf können sich die Aktionäre sonst noch einstellen? Zurzeit sind – neben dem der Weiterentwicklung der bestehenden Gesellschaften – für alle drei Geschäftsfelder (Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK), Erneuerbare Energie sowie Sanitär, Heizung, Klima (SHK)) weitere Verstärkungen – sprich Zukäufe – denkbar.
Die Finanzierung der Akquisitionen will 3U zum Teil über Eigenmittel stemmen, aber auch Kapitalerhöhungen sind explizit Teil der Wachstumsstrategie. Schon allein aus diesem Grund stand die Zugehörigkeit zu dem für 3U eigentlich etwas überdimensionierten Handelssegment Prime Standard nie zur Debatte. Losgelöst davon gilt es freilich erst einmal, das gerade erreichte Kursniveau im Bereich um 1 Euro Richtung Norden zu festigen. Dazu sollen auch die forcierten Investor Relations-Aktivitäten beitragen. So hat sich die 3U Holding unter anderem für die Mitte Mai stattfindende Frühjahrskonferenz in Frankfurt angemeldet. Boersengefluester.de ist schon jetzt gespannt, wie die Präsentation dort ankommt. Auch ein zweites Research scheint ein Thema. Bislang wird die 3U-Anteilschein ausschließlich von SCR Research gecovert. Keinesfalls will sich Vorstandschef für die Aktie mit der Rolle des „Buchwert-Plays“ zufrieden geben, auch wenn das Eigenkapital je Aktie von zurzeit rund 1,11 Euro in Finanzkreisen durchaus als schlagendes Argument für die 3U-Aktie gilt. „Ein Vielfaches des Buchwerts muss das Ziel für den Aktienkurs sein“, sagt Schmidt.
Fazit: Nach Jahren des Kursstillstands ändert sich bei der 3U Holding gerade sehr viel zum Besseren. So gesehen sollte der Anfang 2017 eingeleitete Kursaufschwung noch ein gutes Stück weitergehen. Unabhängig davon geht boersengefluester.de jedoch davon aus, dass Firmenlenker Schmidt mit seinen markigen Prognosen bei den Investoren polarisieren wird. Wer an die 3U Holding glaubt, wird das mit großer Überzeugung tun. Bestimmt wird es aber auch eine Menge Leute geben, denen die Story etwas zu dick aufgetragen vorkommt. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo Richtung Mitte. Derweil haben die Analysten von SRC Research ihr Kursziel um 15 Cent auf 1,30 Euro heraufgesetzt. „Sollte die Entwicklung bei weclapp so dynamisch weitergehen wie zuletzt, dann könnte auch die 3U Aktie vor einer fundamentalen Neubewertung stehen“, so das Fazit der neuesten Studie von SRC Research.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 46,89 | 47,94 | 54,45 | 61,05 | 55,94 | 62,66 | 52,35 | |
EBITDA1,2 | 6,67 | 6,72 | 10,10 | 11,55 | 11,27 | 165,59 | 5,23 | |
EBITDA-Marge3 | 14,22 | 14,02 | 18,55 | 18,92 | 20,15 | 264,27 | 9,99 | |
EBIT1,4 | 2,99 | 2,71 | 5,50 | 5,94 | 6,76 | 161,09 | 1,64 | |
EBIT-Marge5 | 6,38 | 5,65 | 10,10 | 9,73 | 12,08 | 257,09 | 3,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,21 | 2,15 | 4,40 | 3,96 | 4,04 | 159,40 | 3,10 | |
Netto-Marge6 | 2,58 | 4,48 | 8,08 | 6,49 | 7,22 | 254,39 | 5,92 | |
Cashflow1,7 | 6,65 | 0,60 | 4,68 | 4,78 | -9,46 | 16,54 | 0,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,03 | 0,06 | 0,11 | 0,09 | 0,08 | 4,26 | 0,07 | |
Dividende8 | 0,02 | 0,03 | 0,04 | 0,05 | 0,05 | 3,20 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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