Die anfänglichen Sorgen des Kapitalmarkts, dass die hohen Gaspreise eine massive Absatzbürde für die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen von 2G Energy sein könnten, haben sich gelegt. Jedenfalls ist dem Aktienkurs von 2G Energy im Bereich um 20 Euro eine Stabilisierung gelungen und die Notiz entwickelt allmählich sogar wieder Drang nach oben. Operativ scheint die Gesellschaft ohnehin auf Kurs, wie die jetzt vorgelegten Eckdaten zum dritten Quartal zeigen: Demnach steht nach neun Monaten ein Umsatzplus von knapp 22 Prozent auf rund 193 Mio. Euro zu Buche. Besonders dynamisch kam dabei der Verkauf von Neuanlagen im dritten Quartal – mit einem Erlösbeitrag von allein 43 Mio. Euro – voran. Durch die Inbetriebnahme und Schlussabrechnung von zuvor fertiggestellten, aber von den Kunden noch nicht abgenommenen Anlagen, dürfte sich die zuletzt auseinandergegangene Schere zwischen Umsatz und Gesamtleistung wieder ein gutes Stück schließen.
Losgelöst davon bleibt der Vorstand bei seiner Prognose für das Gesamtjahr 2022, wonach mit Umsätzen in einer Bandbreite von 290 bis 310 Mio. Euro zu rechnen ist. Zu den damit verbundenen Renditezielen äußerte sich die Gesellschaft im Rahmen der jetzt kommunizierten Vorabzahlen nicht. Entsprechend geht boersengefluester.de davon aus, dass die bislang in Aussicht gestellte Spanne zwischen 6 und 8 Prozent für die EBIT-Marge weiter Bestand hat. Zu beobachten gilt es allerdings den Auftragseingang: Während die Orderlage in Deutschland stabil ist, schwächelt das Ausland zurzeit eine wenig, so dass es per saldo zu einem um 14 Prozent rückläufigen Auftragseingang für Neuanlagen bei 37,6 Mio. Euro kommt. Hier spiegelt sich vermutlich auch wieder, dass einige Branchen angesichts der fragilen ökonomischen Situation ihre Investitionen in stabile Energieversorgung zurückstellen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 189,40 | 209,78 | 236,40 | 246,73 | 266,35 | 312,63 | 365,07 | |
EBITDA1,2 | 11,12 | 15,37 | 19,17 | 20,11 | 21,87 | 26,63 | 34,30 | |
EBITDA-Marge3 | 5,87 | 7,33 | 8,11 | 8,15 | 8,21 | 8,52 | 9,40 | |
EBIT1,4 | 7,33 | 11,45 | 15,45 | 16,45 | 17,93 | 21,96 | 27,64 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,46 | 6,54 | 6,67 | 6,73 | 7,02 | 7,57 | |
Jahresüberschuss1 | 4,92 | 7,61 | 10,30 | 11,96 | 12,64 | 16,37 | 17,99 | |
Netto-Marge6 | 2,60 | 3,63 | 4,36 | 4,85 | 4,75 | 5,24 | 4,93 | |
Cashflow1,7 | 12,85 | 4,88 | 1,92 | 9,79 | 8,86 | 4,98 | 11,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,43 | 0,58 | 0,68 | 0,71 | 0,91 | 1,00 | |
Dividende8 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,12 | 0,14 | 0,17 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Grundsätzlich sieht das Umfeld für 2G Energy aber positiv aus. „Unsere Technologieoffenheit bei den Brennstoffen, also die Möglichkeit, je nach Kundensituation und Verfügbarkeit Wasserstoff, Biogas, Erdgas oder sogar einen Mix zu verwerten, erweist sich als strategischer Vorteil“, sagt CEO Christian Grotholt. Für das kommende Jahr rechnet 2G Enery mit Erlösen zwischen 310 und 350 Mio. Euro, was sich im mittleren und oberen Bereich weitgehend mit den Erwartungen der Analysten deckt. Überarbeitet hat das Management derweil die bisherige Mittelfristprognose für 2024: Demnach halten die Münsterländer nun einen Umsatz von bis zu 390 Mio. Euro für möglich – bei einer EBIT-Marge zwischen 8,5 und 10,0 Prozent. Das wiederum würde auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf Rekordhöhe von circa 36 Mio. Euro hinauslaufen. „So, wie sich die Geschäfte derzeitig entwickeln, werden wir also schon im Jahr 2024 fast da sein, wo wir uns ursprünglich erst im Jahr 2026 gesehen haben, nämlich bei Umsätzen von rund 400 Mio. Euro und einer EBIT-Marge von 8,5 bis 10 Prozent“, sagt CFO Friedrich Pehle zur Bedeutung der neuen Vorschau.
Noch weiter in die Zukunft blicken möchte der Finanzvorstand zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht, dafür ist die allgemeine Gemengelage einfach zu unsicher. Am 21. November wird das Unternehmen ausführliche Kennzahlen für die ersten neun Monate 2022 vorlegen. Wir bleiben hier eng am Ball und werden über die weitere Entwicklung berichten. Die Analysten von First Berlin haben zuletzt ein Kursziel von 31 Euro für die Frankfurter Scale-Segment gelistete Aktie berechnet und empfehlen den Titel folgerichtig zum Kauf. Das ungünstigste Szenario für das Unternehmen aus Heek wäre dabei eine anhaltende Phase von hohen Gas- und vergleichsweise niedrigen Strompreisen. Eine Kombination, die aus jetziger Sicht allerdings eher unwahrscheinlich ist.
Foto: 2G Energy AG