Seit mittlerweile sechs Monaten beziehen die Aktionäre von 2G Energy nahezu regelmäßig Prügel. Schön ist das nicht. Der Aktienkurs des Anbieters von Blockheizkraftwerken (BHKW) – wie sie etwa in der Landwirtschaft, bei kommunalen Einrichtungen, Stadtwerken oder Wohnanlagen eingesetzt werden – verlor in dieser Zeit von 34 auf 22 Euro. Das entspricht einem Verlust an Börsenwert von rund 53 Mio. Euro oder 35 Prozent. Größte Sorge der Anleger: Wie geht es nach dem Inkrafttreten der EEG Novelle 2014 zum 1. August, die noch einmal zu einem erheblichen Vorzieheffekt geführt hat, weiter? Und hier streiten sich die Gelehrten. Der Vorstand von 2G Energy verweist regelmäßig auf das zunehmend wichtigere Auslandsgeschäft in Europa und vor allen Dingen Amerika. Zudem stellt die Gesellschaft aus dem münsterländischen Heek den Betrieb ihrer Stromerzeugungsanlagen immer stärker von Biogas auf Erdgas um. Letztlich geht es also darum, die Abhängigkeit vom subventionsgetriebenen Geschäft zu verringern. Dabei betont Finanzvorstand Dietmar Brockhaus auf Investorenkonferenzen nicht ohne Stolz: „Unsere Anlagen sind die Brücke zur Umsetzung der Energiewende.“
Zumindest in den vergangenen Monaten haben die Kunden dem Unternehmen nochmals richtig die Bude eingelaufen, um sich die bisherigen Förderkonditionen des Bundes zu sichern. Fast schon mit Ansage hat 2G Energy daher nun die bislang als „konservativ“ eingestufte Umsatzprognose 2014 erhöht. Demnach rechnet die Gesellschaft nun mit Erlösen „oberhalb von 165 Mio. Euro“. Bei der EBIT-Marge ergeben sich hingegen keinen Änderungen. Sie soll weiter in einer Spanne zwischen sechs und acht Prozent liegen. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser hielten den ursprünglichen Ausblick ohnehin für zu zaghaft und kalkulierten bereits seit einigen Monaten für 2014 mit Erlösen von 185 Mio. Euro. Da die Nebenwerteexperten auch die EBIT-Marge im oberen Bereich ansiedeln, gehen sie für das laufende Jahr von einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 15,4 Mio. Euro aus. Zur Einordnung: 2013 kam 2G Energy auf ein EBIT von 3,12 Mio. Euro, für 2012 stand ein Betriebsergebnis von 16,50 Mio. Euro in den Büchern – die Schwankungen sind also heftig. Ohnehin muss sich 2G Energy noch strecken: Zum Halbjahr steckt die Gesellschaft beim EBIT nämlich noch mit 0,5 Mio. Euro in den Miesen. Grund: „Der hohe Bestand an teilfertigen Leistungen aus den KWK-Anlagenprojekten kommt erst im zweiten Halbjahr 2014 zur Schlussabrechnung mit den Kunden und wird gemäß der HGB-Bilanzierung erst dann umsatz- und ergebniswirksam verbucht.“
Nun: An der Börse sorgte die an sich wenig überraschende Anhebung der Umsatzprognose zunächst einmal für einen Freudenhüpfer von zehn Prozent auf 24 Euro. Auf diesem Niveau bringt die Gesellschaft gut 106 Mio. Euro auf die Waagschale. Selbst wenn die Zahlen für 2015 sich so kaum halten lassen werden – wirklich teuer ist der Titel auf keinen Fall. Das KGV für 2015 dürfte im Bereich um 13 anzusiedeln sein. Auf Basis der Bilanz des Geschäftsberichts für 2013 wird der Small Cap nahezu exakt zum Doppelten des Buchwerts gehandelt. Den Halbjahresbericht will das wenig regulierten Entry Standard gelistete Unternehmen am 30. September veröffentlichen. Zudem geht boersengefluester.de davon aus, dass sich der Trend er dezentralen Energieversorgung weiter fortsetzen wird. Technologisch ist 2G Energy ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Mutige Anleger setzen darauf, dass die positive Kursreaktion auf den Halbjahresüberblick noch ein wenig anhält und die Gesellschaft demnächst auch einen ermutigenden Ausblick für 2015 veröffentlicht. Auf jeden Fall haben die 2G-Aktionäre zuletzt zu viel Prügel bezogen. Zeit für eine Kuschelphase an der Börse.
Foto: 2G Energy AG