Als Finanzvorstand Dietmar Brockhaus auf der Frühjahrskonferenz der Deutschen Börse Anfang Mai die 2G Energy (WKN: A0HL8N) vorstellte, platzte der Vortragsraum fast aus allen Nähten – selbst Stehplätze waren schwer zu bekommen. Kein Wunder: Der Hersteller von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) zählt zu den absoluten Top-Werten aus dem Bereich der alternativen Energien. Mit rund 40 Euro bewegt sich der Aktienkurs zwar auf Rekordhoch. Doch die Investmentstory der Firma aus Heek im westlichen Münsterland ist spannender denn je. Statt sich von der Sonderkonjunktur biogasbetriebener KWK-Anlagen durch die Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zum 1. Januar 2012 blenden zu lassen, hat das Management rechtzeitig auf Internationalisierung und erdgasbetriebene KWK gesetzt. Während Landwirte, Entsorger und Kommunen eher auf Biogasanlagen setzen, kommen die mit Erdgas gespeisten Aggregate typischerweise in der Wohnungswirtschaft, der Industrie, bei Versorgern und Stadtwerken zum Einsatz.
„Unsere Anlagen sind eine der effektivsten Möglichkeiten, um aus Gas Strom zu erzeugen“, sagt Brockhaus. Mit 30 Prozent war der Erlösanteil erdgasbetriebener Blockheizkraftwerke (BHKW) 2012 bereits doppelt so hoch wie im Vorjahr. Noch rasanter ist die Entwicklung beim Exportgeschäft. So schnellte der Auslandsanteil der BHWK-Erlöse zuletzt von zehn auf 40 Prozent. Mit einem Anteil von rund 11 Mio. Euro war 2012 Italien der wichtigste Markt, vor den USA mit etwa 9 Mio. Euro. Doch die Gewichte verschieben sich. „Die Vereinigten Staaten werden unser stärkster internationaler Markt“, prophezeit Brockhaus. Hintergrund ist die wachsende Nachfrage in Kombination mit dem enormen technologischen Fortschritt der 2G-Anlagen. „Wir haben uns vom Montagebetrieb zu einem Hersteller von eigenen Anlagen entwickelt.“
Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen bei einem Umsatzrückgang von gut zwölf Prozent auf 146,5 Mio. Euro einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 16,6 Mio. Euro. Das waren knapp 15 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Gewinn je Aktie knickte 2012 von 2,98 auf 2,58 Euro ein. „Eine Wiederholung der Umsatz- und Ergebnisrekorde aus dem Biogas-Anlagenboom 2011, von dem wir als Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagenbauer profitiert haben, war nicht zu erwarten“, sagt Vorstandschef Christian Grotholt. Mit den nun vorgelegten Zahlen können aber auch die Analysten gut leben, zumal 2G im laufenden Jahr auf den versprochenen Wachstumspfad zurückkehren will. So kalkuliert Grotholt für 2012 mit Umsatzerlösen von 160 Mio. Euro und einer „nahezu konstanten“ EBIT-Marge. Bei einer unterstellten Rendite von 11,5 Prozent würde das auf ein operatives Ergebnis von 18,4 Mio. Euro hinauslaufen. Der Start ins laufende Jahr verlief etwas verhaltener als gedacht. Allerdings sind die Zahlen für das erste Quartal nicht übermäßig aussagekräftig. Mit Abstand am wichtigsten ist das vierte Quartal. Sehen lassen kann sich die Langfristprognose des Vorstands. Bis 2015/16 soll die EBIT-Marge auf etwa 15 Prozent klettern. Kapazitätsmäßig ist 2G so aufgestellt, dass mit der jüngsten Erweiterung in Heek noch in diesem Jahrzehnt eine Erlösverdopplung zu stemmen wäre.
Derzeit bringt es 2G Energy auf einen Börsenwert von rund 179 Mio. Euro. Der Streubesitz des im schwach regulierten Entry Standard gelisteten Titels beträgt 41,1 Prozent. Jeweils gut 29 Prozent halten die beiden Firmengründer Ludger Gausling und Christian Grothold. Der Handel in der 2G-Aktie ist recht liquide, vor allem über Xetra. Auf Basis der für 2012 erwarteten Erlöse beträgt das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) moderate 1,12. Nicht zu hoch für den Technologieführer der Branche ist auch das KGV mit einem Wert von gut elf. Mit einer Eigenkapitalquote von 50 Prozent ist 2G solide finanziert. Den Finanzschulden von 10,3 Mio. Euro stehen liquide Mittel von mehr als 14 Mio. Euro entgegen. Daher kann es sich 2G auch locker leisten, für 2012 erneut eine Dividende von 0,37 Euro auszuschütten. Die sich daraus ergebende Dividendenrendite beträgt freilich weniger als ein Prozent und ist somit kein echter Investitionsgrund.
Schon anregender ist das Kursziel der Experten von Hauck & Aufhäuser. Sie sehen die 2G-Aktie erst bei Kursen von 55 Euro als fair bewertet an. Bis dahin hat der Titel noch ein Potenzial von mehr als einem Drittel. Charttechnisch ist der Weg nach oben ohnehin frei. Für boersengefluester.de ist der Small Cap ebenfalls erste Wahl aus dem Bereich der alternativen Energieerzeugung. Die Abhängigkeit vom subventionsgetriebenen Biogasgeschäft geht zurück und die Internationalisierung verspricht kontinuierliches Wachstum. Dabei dient Deutschland als Vorreiter für ein globales Umdenken. Oder wie Finanzchef Brockhaus es in Frankfurt bei seiner Präsentation ausdrückte: „Wir werden die Energiewende zum Erfolg bringen.“