Mit dreistelligen Kursregionen fremdelt die Aktien von 2G Energy noch sichtbar. Zwar gab es nach Empfehlungen einzelne Ausreißer nach – als nachhaltig haben sich Kurse nördlich von 100 Euro bislang allerdings nicht erwiesen. Dabei trauen etwa die Analysten von First Berlin dem Anteilschein des Herstellers von dezentralen Blockheizkraftwerken (BHKW) einen fairen Wert von 111 Euro zu. Auf diesem Niveau brächte die im Freiverkehrssegment Scale gelistete 2G Energy dann annähernd 500 Mio. Euro auf die Waagschale. Für ein Unternehmen, was im laufenden Jahr etwa 250 bis 260 Mio. Euro Umsatzerlöse anpeilt und dabei auf eine EBIT-Marge von 6,0 bis 7,5 Prozent kommen will – entsprechend einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von in der Mitte etwas mehr als 17 Mio. Euro – ist das ein durchaus sportlicher Wert. Dass 2G Energy überhaupt mit so viel Kurspower in jetzige Regionen vorgeschossen ist, hängt freilich stark mit der Wasserstofffantasie zusammen, die im Vorjahr an der Börse so heiß gespielt wurde. Nun: Viele Wasserstoff-Aktien haben längst wieder Kontakt mit den Gesetzen der Schwerkraft aufgenommen, so dass der jüngste Seitwärtstrend von 2G Energy wohl eher als Erfolg zu werten ist.
Doch schon ein Blick auf die Mittelfristziele von 330 Mio. Euro Umsatz bis 2024 bei 10 Prozent EBIT-Marge zeigt, dass 2G Energy tatsächlich deutliches Potenzial besitzt. Verglichen mit früheren Jahren stehen die Münsterländer gerade im Output ohnehin sehr viel professioneller da. Offiziell ist von der „Implementierung industrieller Prozesse“, die Rede. Nachfragetechnisch könnte es ohnehin kaum besser laufen. „Der Auftragsbestand ist so stark, dass Aufträge sicher nicht zum Engpass werden. Die Herausforderung besteht vielmehr in der Produktion“, sagt CFO Friedrich Pehle anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen. Die Spätfolgen von Corona sind also auch bei 2G Energy zu spüren. „Jeden Tag fehlen andere Teile“, sagt Pehle und spricht von einem „durchgedrehten Beschaffungsmarkt“. Doch das Unternehmen steuert so gut es geht dagegen und hat zuletzt massiv in die Bevorratung investiert.
Entsprechend zuversichtlich ist das Management, die Prognosen für das Gesamtjahr einzulösen, zumal die zweite Jahreshälfte traditionell deutlich wichtiger ist als die ersten sechs Monate eines Jahres. Zugute kommt 2G Energy schon seit längerer Zeit, dass die BHKW einen zunehmend wichtigeren Part im Energiemix einnehmen – und das insbesondere auch im internationalen Geschäft. Für bessere Planbarkeit der Zahlen – früher ein Manko bei 2G – sorgt derweil das mittlerweile 38 Prozent vom Umsatz ausmachende Servicegeschäft. Und auch das Thema Digitalisierung geht die Gesellschaft beherzt an.
Per saldo eine prima Ausgangslage, die sich auch im Fazit der First Berlin-Analysten spiegelt: „Da der Bau neuer großer Erdgaskraftwerke Jahre dauert, ist die Errichtung vieler dezentraler KWK-Anlagen, wie 2G sie anbietet, eine der wenigen schnell umsetzbaren Möglichkeiten zur Verringerung der sich abzeichnenden Stromlücke. Davon sollte 2G in den nächsten Jahren stark profitieren.“ Geeignet ist der Spezialwert insbesondere für langfristig orientierte Anleger. Die Dividendenrendite ist dabei allerdings eher zu vernachlässigen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 189,40 | 209,78 | 236,40 | 246,73 | 266,35 | 312,63 | 365,07 | |
EBITDA1,2 | 11,12 | 15,37 | 19,17 | 20,11 | 21,87 | 26,63 | 34,30 | |
EBITDA-Marge3 | 5,87 | 7,33 | 8,11 | 8,15 | 8,21 | 8,52 | 9,40 | |
EBIT1,4 | 7,33 | 11,45 | 15,45 | 16,45 | 17,93 | 21,96 | 27,64 | |
EBIT-Marge5 | 3,87 | 5,46 | 6,54 | 6,67 | 6,73 | 7,02 | 7,57 | |
Jahresüberschuss1 | 4,92 | 7,61 | 10,30 | 11,96 | 12,64 | 16,37 | 17,99 | |
Netto-Marge6 | 2,60 | 3,63 | 4,36 | 4,85 | 4,75 | 5,24 | 4,93 | |
Cashflow1,7 | 12,85 | 4,88 | 1,92 | 9,79 | 8,86 | 4,98 | 11,72 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,43 | 0,58 | 0,68 | 0,71 | 0,91 | 1,00 | |
Dividende8 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,12 | 0,14 | 0,17 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Foto: 2G Energy AG