Upps, was ist denn mit der Friwo-Aktie los? Trotz eines Verlustabschlusses für 2012 hat das Papier des Ladegeräteherstellers im laufenden Jahr bereits 65 Prozent an Wert gewonnen und die Marktkapitalisierung auf 111 Mio. Euro gehievt. Damit müsste der Small Cap nun eigentlich auch auf den Radarschirmen institutioneller Investoren auftauchen. Doch daraus wird wohl nichts, denn lediglich 17 Prozent der Aktien befinden sich im freien Umlauf. 82,91 Prozent der Anteilscheine liegen seit 2008 in den Händen der Beteiligungsgesellschaft VTC Industrieholding. Die Münchner hatten die Stücke seinerzeit von der Stefan Quandt gehörenden Delton AG aus Bad Homburg gekauft. Auf den einschlägigen Small-Cap-Veranstaltungen ist Friwo nicht mehr anzutreffen.
Bekannt ist Friwo manchem Anleger noch unter dem früheren Namen CEAG. Zudem war die Gesellschaft bis 2003 sogar mal kurzfristig im SDAX vertreten und rangierte in den Jahren 2008 und 2009 ganz vorn in den einschlägigen Dividenden-Hitlisten. Hintergrund war der Verkauf der Geschäftseinheit Friwo Mobile Power (FMP) für 57,5 Mio. Euro an die in Singapur ansässige Flextronics International. Die Erlöse aus dem Deal mit den Netz- und Ladegeräten für Mobiltelefone haben die Westfalen nahezu komplett an ihre Anteilseigner weitergereicht.
Mittlerweile stellt das Unternehmen Netzteile und Ladegeräte für die Bereiche Telekom, Medizintechnik oder industrielle Anwendungen her. „Zudem wird Friwo gezielt Wachstumsmärkte wie LED-Beleuchtungen oder Elektromobilität erschließen“, sagt Finanzvorstand Felix Zimmermann. Konkret: Friwo drängt verstärkt in das Geschäft mit Ladegeräten für Elektrofahrräder. Noch schlägt sich das aber nicht in klingender Münze nieder. Bei leicht rückläufigen Erlösen von 94 Mio. Euro blieb 2012 – vor Abzug von Zinsen und Steuern – nur ein Minigewinn von 0,27 Mio. Euro hängen. Das negative Finanzergebnis führte unterm Strich zu einem Fehlbetrag von 0,32 Mio. Euro. Immerhin: Nach den ersten sechs Monaten 2012 deutete die Auftragslage zunächst sogar auf ein noch schlechteres Ergebnis hin. Doch die Geschäfte zogen im Jahresverlauf wieder an. „Alles in allem blieb 2012 aber hinter unseren Erwartungen zurück“, sagt Zimmermann.
Die Hoffnungen ruhen nun auf 2013. „Der Markt für Stromversorgungen bietet unverändert ein sehr attraktives Umfeld“, ist sich der Vorstand sicher. Aus Börsensicht lautet nun die Frage, wie schnell sich die Ostbeverner dabei dem selbstgesetzten Margenziel nähern. Offiziell heißt es, dass auf mittlere Sicht eine EBIT-Rendite im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich möglich sei. Zur Einordnung: Im zweiten Halbjahr 2012 drehte die operative Marge aus dem negativen Terrain auf Plus 1,9 Prozent. Im Hinterkopf behalten sollten Investoren dabei die Entwicklung des Dollar zum Euro, da Friwo den Großteil seiner Waren in der US-Währung bilanziert. So wirkt sich ein Rückgang des Euro gegenüber dem Dollar um fünf Prozent in einem Zuwachs des Gewinns vor Steuern von etwa 30.000 Euro aus. Dieser Hebel drückt allerdings auch in die andere Richtung.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,46 | 7,92 | 8,22 | 27,74 | 26,12 | 21,58 | 30,75 | |
EBITDA1,2 | 0,99 | -1,67 | -9,68 | 6,96 | 4,61 | -9,95 | -4,69 | |
EBITDA-Marge3 | 13,27 | -21,09 | -117,76 | 25,09 | 17,65 | -46,11 | -15,25 | |
EBIT1,4 | 0,51 | -1,78 | -10,94 | 3,21 | 1,25 | -14,66 | -11,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,84 | -22,47 | -133,09 | 11,57 | 4,79 | -67,93 | -36,03 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | -1,53 | -0,09 | 2,50 | 6,63 | -10,54 | -12,87 | |
Netto-Marge6 | 18,23 | -19,32 | -1,09 | 9,01 | 25,38 | -48,84 | -41,85 | |
Cashflow1,7 | 1,49 | -1,24 | 1,42 | -0,95 | 19,96 | -2,77 | -10,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | -0,16 | -0,01 | -0,05 | 0,39 | -0,67 | -0,51 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Bei unterstellten 104 Mio. Euro Umsatz für 2014 würde eine EBIT-Marge von 5,0 Prozent einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 5 Mio. Euro bedeuten. Abzüglich 0,7 Mio. Euro Zinsen und einer Steuerquote von 35 Prozent könnte das auf einen Nettogewinn von rund 2,9 Mio. Euro hinauslaufen. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von 0,38 Euro. Ins Verhältnis gesetzt zur aktuellen Notiz, kommt dann ein immer noch sehr knackiges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 38 heraus. Anleger, die großen Wert auf das KGV legen, also besser die Friwo-Aktie also besser. Gleiches gilt für Buchwert-Fans, denn mittlerweile ist der Small Cap mit dem Faktor 13 auf das Eigenkapitals bewertet.
Luft lässt die Bewertung lediglich unter dem Aspekt Kurs-Umsatz-Verhältnis. Erlöse und Börsenwert halten sich zurzeit in etwa die Waage. Auch verfügt Friwo nicht mehr über ein üppiges Cashpolster, wie es nach dem Verkauf von FMP der Fall war. Per Ende 2012 beträgt die Nettofinanzposition Minus 7,3 Mio. Euro.
Bleibt also die Frage, was hinter dem Kursanstieg der vergangenen Monate steckt. Denkbar ist, dass der Großaktionär aufstockt und eventuell einen Börsenrückzug mit entsprechender Abfindungsofferte in Erwägung zieht. Noch fehlen dafür die Hinweise. Auch die Hauptversammlung am 7. Mai 2013 brachte hinsichtlich dieser Frage keine wirklich neuen Erkenntnisse. Rein fundamental wäre das aktuelle Niveau nur zu rechtfertigen, wenn Friwo ein Quantensprung bei der EBIT-Marge gelingen würde. Dafür fehlen derzeit aber die Hinweise. Nun: Womöglich sind Aktionäre in diesem Punkt am 15. Mai schlauer. Dann stehen die Zahlen für das erste Quartal 2013 an. Unterm Strich ist der kräftige Kursanstieg also mit Vorsicht zu genießen, auch wenn Technikvorstand Lothar Schwemm auf dem Aktionärstreffen betonte: “Wir haben einen guten Start ins laufende Jahr gehabt.”