"Michael_W": Stehen die Dividenden der deutschen Konzerne noch in einem guten Verhältnis zu den Aktienkursen?

Gereon Kruse: Aktien mit einer hohen Dividende sind besonders attraktiv. Das scheint für viele Anleger ein Gesetz zu sein. Doch die Beweihräucherung der Dividende ist Unfug. Häufig vernebelt sie sogar den Blick auf wirklich wichtige Dinge wie die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Viel zu lange haben sich etwa die Aktionäre von E.oN, RWE oder der Deutschen Telekom an ihre Dividende geklammert und den Verfall der Kurse so gut es geht ausgeblendet.

Zu einer echten Rendite werden Dividenden erst dann, wenn der Dividendenabschlag nach der Ausschüttung vom Aktienkurs wieder aufgeholt wird. Als wahre Meister darin, haben sich im Dax Papiere wie Beiersdorf oder Fresenius mit eher unspektakulären Dividenden – zumindest gemessen am Aktienkurs – erwiesen.

"Peter": Lohnt sich eine Investition in verbriefte US-Studienkredite?

Marc Schmidt: Das Wort "verbrieft" weckt unweigerlich Erinnerungen an die Subprime-Krise in den USA. Auch damals wurden hochriskante Papiere durch Verbriefungen an Privatanleger gestreut. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld locken die überdurchschnittlich hohen Renditen der verbrieften amerikanischen Studienkredite mit Sicherheit. Aufgrund der zum Teil sehr schlechten Bonität der Kreditnehmer sind deren Zinsen sehr hoch.

Aus Anlegersicht darf jedoch das Risiko solch hoher Renditen nicht unterschätzt werden! Angesichts stetig wachsender Studiengebühren in den USA und zugleich unsicherer Jobs nach Ende des Studiums sind die Ausfallrisiken nur begrenzt kalkulierbar.

Vergleichbare Renditen lassen sich im Übrigen auch mit anderen Papieren, (wie etwa Schwellenländeranleihen) verdienen, deren Risiken eher kalkuliert werden können. Am Ende sind verbriefte US-Studienkredite wirklich nur etwas zur Depot-Beimischung im Hochrisikobereich.

"yamoo": Könnten Lebensversicherer demnächst insolvent gehen, weil sie die garantierten Leistungen aufgrund des niedrigen Zinsniveaus nicht mehr auszahlen können – und was bedeutet das für mich als Anleger?

Hermann-Josef Tenhagen: Das könnten sie im Prinzip schon: Die Garantieverzinsungen vor allem ältere Verträge belasten die Bilanzen der Lebensversicherer immens. Allerdings zwingt die Finanzaufsicht die Konzerne, für diese Garantien heute zusätzliche Mittel beiseite zu legen – die Zinszusatzreserve. Das bringt Sicherheit. Sollte es bei einzelnen Versicherern nicht reichen, gibt es noch den Sicherungsfonds Protektor, der die Verträge übernimmt. Eine für den Kunden schmerzhafte Pleite ist also eher unwahrscheinlich.

Trotzdem haben Millionen Sparer ein Problem: Die Auszahlungen ihrer Lebens- und Rentenversicherungsverträge fallen viel niedriger aus, als seinerzeit vom Versicherungsvertreter vorgerechnet. Das liegt an den fehlenden Überschüssen.

"Irminrat": Ich habe angefangen, Privatdarlehen im Freundes- und erweiterten Bekanntenkreis zu geben. Worauf muss ich achten und ist das eine gute Form der Geldanlage?

Albert Warnecke: Sie müssen darauf achten, nicht unglücklich zu werden. Wer braucht ein Privatdarlehen? Jemand, dem die Bank keinen Kredit mehr gibt, oder jemand, der von Ihnen den Freundschaftszins will, weil ihm die Bankzinsen zu hoch sind. In beiden Fällen bekommen Sie das Risiko nicht angemessen vergütet. Zum rein geschäftlichen kommt also emotionaler Stress. Was tun, wenn der Freund zahlungsunfähig wird? Erst eine Frist setzen, dann Zwangsvollstreckung?  Treibt man die Leute in die Privatinsolvenz oder schreibt man das Geld ab? Wollen Sie in Ihrem Bekanntenkreis als Shylock gelten?

Mit anderen Worten: Privatdarlehen im Bekanntenkreis sind als Geldanlage Unfug. Wenn Sie Geld übrig haben und jemanden unterstützen möchten, tun Sie es. Fordern Sie auch Ihr Geld mit Zinsen zurück, schreiben Sie das Geld aber von vornherein ab. Wenn die Summe zurückgezahlt wird, schön. Wenn nicht, auch gut. 

Wenn Sie unbedingt Geld mit unbesicherten Konsumentenkrediten verdienen wollen, investieren Sie über eine P2P-Plattform wie Auxmoney, Bondora oder Funding Circle. Dort streuen Sie Ihr Risiko besser und ein professionelles Inkasso kümmert sich um die Problemfälle.

J. Mondez: Warum sind die Zinsen für Dispositionskredite so hoch, wenn Banken Sparern selbst kaum Zinsen zahlen und sich selbst zu Niedrigstzinsen Geld beschaffen können?

David Iselin: Weil viele Banken die Zinsen geheim halten und die Kunden ihnen trotz hoher Sätze treu bleiben. Was aber sicherlich gegen zu hohe Dispozinsen hilft: Transparenz und Wettbewerb. Transparenz schafft zum Beispiel die Stiftung Warentest, die im Internet 1.500 Banken und ihre Überziehungszinsen auflistet. Wettbewerb schaffen Sie selbst, indem Sie die Bank wechseln, wenn Ihnen das Angebot nicht passt.

"Lebowski": Warum haben die Deutschen Angst vor Aktien?

Daniel Korth: Aktien sind hierzulande als Teufelszeug verschrien, was auf zahlreichen obskuren Vorurteilen und fehlender finanzieller Bildung basiert. Eine Vertrauensperson wie Manfred Krug hat zwar vor dem Telekom-Debakel im Jahr 2002 kurzzeitig das Interesse wecken können. Seitdem hat sich das Bild der Aktie als Geldanlage dank zweier Krisen immer mehr verschlechtert. Häufig lamentieren die Deutschen in Stammtischmanier die Börse in Grund und Boden und schüren weitere Ängste. Auch die Medien tragen ihren Teil dazu bei, weil sie die "bösen Aktien" häufig nur in der Krise zeigen - und nicht den entspannten passiven Anleger, der über die Jahre geduldig sein Vermögen mehrt.

J. Silberzahn: Wie funktionieren ETFs, die auf Swap-Geschäfte und Vermieten der Aktien setzen? Und sind ETFs, die Aktien permanent stabil vorhalten, die bessere Wahl?

Jürgen Nawatzki: Swap-ETFs bilden ihren Index synthetisch nach, das heißt, sie behelfen sich dabei mit Tauschgeschäften (Swaps) zwischen ETF-Anbieter und einer Bank (Gegenpartei). Maximal zehn Prozent des ETF-Vermögens dürfen durch solche Swaps abgebildet werden. Geht diese Bank nun Pleite (Gegenparteirisiko), so würde der Swap-ETF also bis zu zehn Prozent seines Nettoinventarwertes verlieren.

Dieses Risiko existiert nicht bei ETFs, die ihren Index durch den Kauf von Aktien dieses Index abbilden. Diese Art der Indexnachbildung heißt physische Replikation und sie ist im Factsheet eines ETFs angegeben.

Viele ETFs verleihen oder vermieten einen Teil ihrer Aktien, um Zusatzerträge zu erwirtschaften. Auch hier besteht ein Gegenparteirisiko, denn die Bank, an die die Wertpapiere verliehen werden, kann insolvent gehen.

ETFs, die keine Wertpapierleihe betreiben, können Sie unter anderem an größeren Abweichungen von ihrem Index erkennen, da ihnen bei gegebenen Kosten diese Zusatzerträge fehlen.
 ETFs, die auf Swap-Geschäfte und Wertpapierleihe verzichten, sind auf jeden Fall sicherer, weil sie keinem Gegenparteirisiko unterliegen.

Sie haben auch eine Geldfrage oder einen guten Finanztrick? Dann freuen wir uns über Ihre Teilnahme hier.