Intelligente Ordertypen – so optimieren Sie Ihre Wertpapieraufträge

Beim Kauf und Verkauf von Aktien handeln viele Anleger seit Jahren nach Schema F. Dabei bieten Banken und Börsen schon seit einiger Zeit intelligente Ordervarianten rund um Limits und Stoppkurse an. Hilfreich sind diese Angebote insbesondere für Investoren, die den Markt nicht ständig im Blick haben und permanent handeln – ihre Depots aber trotzdem gegen böse Überraschungen absichern wollen. Boersengefluester.de stellt die wichtigsten Orderformen vor:

Limit-Order: Während Sie DAX-Werte aufgrund der hohen Handelsliquidität im Normalfall auch ohne Limit („billigst“) kaufen oder verkaufen können, sieht das bei etlichen Aktien unterhalb des Blue-Chip-Index sowie den meisten Auslandswerten anders aus. Hier ist es fast immer sinnvoll, den Kaufauftrag mit einem Limit – also einem Preis, den man maximal zu zahlen bereit ist – zu versehen. Dies gilt umgekehrt natürlich auch bei einem Verkauf. Hier gibt das Limit den Preis an, den man pro Aktie mindestens erzielen will. Bei Nebenwerten sind Limits fast so etwas wie eine Pflichtübung, da sonst schnell überhöhte Kaufpreise drohen. Andererseits können unlimitierte Verkaufsaufträge („bestens“) bei Small Caps zu Kursausschlägen Richtung Süden führen, die man vorher so kaum erwartet hätte. Die Platzierung der Limits hängt von vielen Faktoren ab: Wer einen Titel unbedingt haben will, sollte das Limit nicht zu fern vom aktuellen Kurs setzen. Nicht verkehrt sind hin und wieder auch sogenannte Abstauberlimits, die deutlich unterhalb des gegenwärtigen Kurses liegen. Manchmal hat man Glück und kommt zum Zuge. Mitunter lösen Stoppkurse nämlich eine Welle von Verkaufsaufträgen aus, besonders wenn psychologisch wichtige Marken wie runde 100er- und 10er-Eurobeträge nach unten gerissen werden.

Stop-Order: In der Praxis wird häufig auch von Stop-Loss-Order gesprochen. Mit einem Stoppkurs erteilen Sie der Bank den Auftrag, die Aktie zu verkaufen, sobald eine von Ihnen festgelegte Marke erreicht wird. Bei Eintritt wird das Papier dann zum nächstmöglichen Kurs verkauft – der tatsächliche Ausführungspreis kann also ober- oder unterhalb Ihres Stoppkurses liegen. Natürlich kann er ihm auch exakt entsprechen, was jedoch meist nur bei DAX-Werten der Fall ist. Insbesondere bei größeren Abstürzen mit Kurslücken, etwa nach schlechten Firmenmeldungen, ist es häufig so, dass der Ausführungspreis deutlich unterhalb der Stoppmarke liegt. In diesem Fall wirkt die erhoffte Risikobegrenzung also nur eingeschränkt. Auf mitunter signifikante Differenzen zwischen Stoppkurs und tatsächlichem Ausführungskurs müssen Anleger sich bei den meisten Nebenwerten einstellen. Die Wahl des Stoppkurses ist eine Wissenschaft für sich und geschieht meist nach charttechnischen Kriterien. Es gibt auch prominente Börsianer, die komplett ohne Stoppkurse arbeiten und das Risiko primär über die Höhe des Kapitaleinsatzes steuern. Gerade bei Nebenwerten sind Stoppkurse mit Vorsicht zu genießen. Grundsätzlich sollte es aber immer das Ziel sein, die Verlustbegrenzung so zu wählen, dass man nicht „umsonst“ ausgestoppt wurde.
Vor allem für charttechnisch orientierte Investoren ist die umgekehrte Variante interessant: der Stop Buy. Demnach wird der Aktienkauf erst dann ausgelöst, wenn ein vorher festgelegtes Kursniveau – oberhalb der aktuellen Notiz – erreicht wird. In Frage kommen hier runde Kursmarken oder charttechnische Kaufsignale, etwa das Überwinden von Widerständen oder erfolgreich getestete Unterstützungszonen. Erreicht der Kurs das vorher festgelegte Niveau, wird die Order zum nächsten Kurs so günstig wie möglich ausgeführt. Auch hier gilt: Der Ausführungskurs kann ober- oder unterhalb des Stop-Buy liegen.

Stop-Limit: Diese Orderform korrigiert den Schwachpunkt der klassischen Stop-Loss-Order. So wird der Auftrag beim Erreichen einer Stoppmarke nicht einfach zum nächsten Kurs ausgeführt, sondern mit einem Limit versehen. Die Höhe dieser Schutzmarke sollten Anleger nicht allzu weit vom ursprünglichen Stoppkurs entfernt setzen. Dadurch wird verhindert, dass man beim Verkauf „abrasiert“ wird. Ganz ohne Risiko ist aber auch dieser Ordertyp nicht. Wenn der Anleger das „zweite“ Verkaufslimit zu eng setzt, kann es passieren, dass der Verkauf nicht ausgelöst wird. Im Falle eines nur vorübergehenden Kursrückgangs kann das ein Glück für Anleger sein. Rauscht der Aktienkurs aber weiter in die Tiefe und der Investor hat das Limit zu eng gesetzt, bleibt er auf seinen Papieren sitzen – trotz Stoppkurs. Grundsätzlich ist diese Orderform bei weniger liquiden Aktien stets eine Überlegung wert.

Trailing-Stop: Bei Anlegern sehr beliebte neue Orderform, die häufig auch als dynamischer Stop-Loss bezeichnet wird. Das Grundprinzip lautet: „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.“ Wohl nur die wenigsten Anleger haben die Zeit, ihr komplettes Depot ständig auf die Aktualität ihrer Stoppkurse zu überprüfen. Gerade bei steigenden Aktienmärkten entfernen sich die ursprünglich gesetzten Stoppmarken mitunter so sehr von der aktuellen Notiz, dass sie keine wirkliche Gewinnabsicherung mehr bedeuten. Die Ordervariante Trailing-Stop bietet hier Hilfe, da der Stoppkurs bei steigenden Aktienkursen automatisch nach oben angepasst wird. Mit anderen Worten: Der absolute Abstand zwischen ursprünglicher Stop-Loss-Marke und dem Kurs bei Ordererteilung bleibt also gleich. Sobald die Börsen die Richtung drehen, kommt es dann oft relativ zügig zum Verkauf – und zwar wiederum zum besten nächsten Kurs. Ein Beispiel: Ein Anleger kauft eine Aktie zu 50 Euro und platziert den dynamischen Stopp bei 42,50 Euro. Die absolute Differenz beträgt 7,50 Euro, der prozentuale Abstand liegt bei 15 Prozent. Steigt die Aktie später auf 55 Euro, wird der Stoppkurs automatisch auf 47,50 Euro nachgezogen. Klettert die Notiz kontinuierlich bis auf 70 Euro, wird die Reißleine bei 62,50 Euro gezogen. Der absolute Abstand beträgt weiter 7,50 Euro. In Prozent ausgedrückt ist der Abstand damit aber auf 10,7 Prozent geschrumpft. Mit zunehmender Dauer des Kursaufschwungs steigt also das Risiko, bei Korrekturen ausgestoppt zu werden. Dennoch: Diese Ordervariante ist eine sinnvolle Option für Privatanleger.

One-cancels-the-other: Bei dieser Orderform können Anleger gleichzeitig auf Kursentwicklungen nach oben und unten reagieren und in einer Orderform kombinieren. Vorteil: Sobald ein Ereignis eintritt, wird die zweite Order gelöscht. Beispiel: Ein Anleger kauft eine Aktie zum Preis von 10 Euro. Mit der One-cancels-the-other-Order könnte er nun ein Verkaufslimit von 13 Euro und ein Verkaufslimit von 8,50 Euro eingeben. Sollte sich der Markt positiv entwickeln und die Aktie bis auf 13 Euro im Wert steigen, wird das Papier bestmöglich verkauft. Gleichzeitig erlischt das als Absicherung nach unten gedachte Limit bei 8,50 Euro. Es besteht also nicht die Gefahr, dass der Wert zwei Mal verkauft wird. Würde der Markt sich nach unten entwickeln und die Stoppmarke bei 8,50 Euro touchieren, würde umgekehrt das obere Limit von 13 Euro gestrichen. Umsetzbar ist die One-cancels-the-other-Order auch bei Kaufaufträgen. Demnach würde die Aktie entweder bei einem als besonders günstig angesehenen Niveau unterhalb des aktuellen Kurses ausgeführt oder bei Überschreiten einer –etwa aus charttechnischer Sicht – wichtigen Marke oberhalb der gegenwärtigen Notiz. Auch hier gilt: Tritt ein Ereignis ein, wird die Order für das andere Szenario gelöscht.

Order-on-Event: Seit einigen Monaten von der Deutschen Börse angebotene Ordervariante, bei der sich der Auftrag bspw. an die Entwicklung eines Indexstands koppeln lässt. Noch beschränkt sich die Zahl der wählbaren Basiswerte im Wesentlichen aber auf die 30 DAX-Werte, die Indizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX sowie DAX- und Bund-Future. Die komplette Liste der Marktindikatoren für diese neue Auftragsform bietet die Deutsche Börse AG auf ihrer Homepage zum Download an. Besonders für Derivateinvestoren und aktive Trader ist diese neue Orderform eine attraktive Ergänzung. Allerdings wird Order-on-Event von den bekannten Online-Brokern nicht angeboten, was die Verbreitung stark einschränken dürfte.

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