Gereon Kruse

„Sie haben eine richtige und gute Entscheidung getroffen“. Mit diesen Worten gratulierten mir die beiden Chefredakteure Dr. Frank Werner und Michael Kölmel im Januar 1989 – also vor mehr als 33 Jahren – zu meinem BÖRSE ONLINE-Abo.

Damals begann ich gerade mein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und konnte noch nicht ahnen, was sich aus dem BO-Abo für mich entwickeln würde. Fest stand nur: Mein Interesse an Aktien war riesig, und im Beruf wollte ich später unbedingt etwas mit Aktien machen. Als ich das Uni-Diplom dann endlich in der Tasche hatte, führte mich das Schicksal erneut mit BÖRSE ONLINE zusammen. „Wir suchen einen Finanzanalysten/Finanzredakteur“, las ich 1994 in einer April-Ausgabe von BO und wurde nach meiner Bewerbung prompt zum Gespräch eingeladen. Offenbar hinterließ ich einen passablen Eindruck, denn ich bekam die Stelle im Aktienteam und zog im Sommer 1994 aus dem Ruhrgebiet nach München. Zunächst erlebte ich den Eigentümerwechsel vom Verlag Moderne Industrie hin zu Gruner + Jahr. BÖRSE ONLINE-Chefredakteur war zu diesem Zeitpunkt der von mir bis heute sehr geschätzte Hans G. Linder.

In den Folgejahren überschlugen sich dann die Ereignisse: Im November 1996 ging die Deutsche Telekom an die Börse, wenig später startete der Neue Markt mit gerade einmal zwei Unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits zum Ressortleiter der Unternehmensanalyse Deutschland befördert worden. Im April 2000 kam gar die Berufung zum stellvertretenden Chefredakteur von BÖRSE ONLINE unter Leitung von Johannes Scherer. Ein Traum ging in Erfüllung. Doch die überschwänglichen Aktienzeiten waren vorbei, es folgte eine dreijährige Baisse, die auch bei BÖRSE ONLINE tiefe Spuren hinterließen. Zwar fingen sich die Aktienkurse wieder, doch das Umfeld für Anlagermagazine blieb herausfordernd. Der Crash hatte viel Anlegervertrauen zerstört, zudem wurde die Konkurrenz durch das Internet immer heftiger. Im Frühjahr 2009 – wenige Monate nach der Lehman-Pleite – fasste Gruner + Jahr die Financial Times Deutschland (FTD), Capital, BÖRSE ONLINE und Impulse zu den Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien zusammen.

Innerhalb der neu gegründeten Gemeinschaftsredaktion blieb ich unter Stefanie Burgmaier stellvertretender Chefredakteur von BÖRSE ONLINE. Verbunden war die Umorganisation im März 2009 mit einem Umzug der Redaktion von München nach Frankfurt. Doch es gab kein Happy End für das redaktionelle Wagnis. Ende 2012 beschloss der Verlag, die FTD aufgrund der anhaltend roten Zahlen einzustellen, bei Impulse gab es ein Management buy out, BÖRSE ONLINE wurde Anfang 2013 an den in München ansässigen Finanzen Verlag verkauft, der wiederum unter der Leitung von Dr. Frank Werner steht. So schließt sich der Kreis. Meine Zeit bei BÖRSE ONLINE war mit dem erneuten Eigentümerwechsel zu Ende – nach knapp 19 Jahren. Geblieben ist meine Leidenschaft für Aktien. Und so entstand schnell der Entschluss, mein Wissen und meine Erfahrung über eine eigene Webseite zu publizieren. Boersengefluester.de – offiziell gestartet am 20. Mai 2013 – steht dabei für gute alte BÖRSE ONLINE-Traditionen*: Hintergründiger, nutzwertiger und unabhängiger Finanzjournalismus, gepaart mit einer verlässlichen Datenbank für Aktien.

Längst hat sich die Seite einen erstklassigen Namen in der Small Cap-Szene erarbeitet und gehört für immer mehr Anleger zur täglichen Lektüre. Bei den viel beachteten finanzblog awards der comdirect bank  gewann boersengefluester.de 2016 den Publikumspreis und belegte in der Jury-Wertung immerhin Platz 3. Eine derartige Doppelplatzierung war ein Novum in der Geschichte des finanzblog awards. „Wer sich über Aktien eingehend informieren möchte, ist hier genau richtig – findet viel Inhalt und vor allen Dingen mal etwas Neues in Sachen Interaktion“, sagte Jury-Mitglied Joachim Goldberg in seiner Laudatio in Hamburg und hob damit die mittlerweile weit mehr als 40 von uns entwickelten Tools und Übersichten hervor. Im März 2021 belegte boersengefluester.de bei der von der Kölner Investor Relations-Beratungsgesellschaft IR.on durchgeführten Studie: „Die wichtigsten Finanz- und Wirtschaftsmedien für Small- und Mid-Caps 2020/21” im Ranking der Online-Medien mit einer Note von 1,67 für die Qualität der Berichterstattung nicht weniger als Platz 1. Die Kombination aus hintergründigen redaktionellen Aktienberichten und leistungsstarken Analyse-Tools kommt also gut an und Sie können sicher sein, dass wir diese Form des Datenjournalismus weiterhin mit viel Herzblut und Hingabe weiterentwickeln werden.

Gegenwärtig besuchen täglich deutlich mehr als 4.500 Nutzer die Seite boersengefluester.de. Eine bessere Bestätigung könnte ich mir gar nicht wünschen. Herzlichen Dank dafür!  Ebenfalls ein wichtiger Schritt: Seit dem 30. August 2022 gibt es die boersengefluester.de GmbH – nachdem sämtliche redaktionelle Aktivitäten in den rund 9,5 Jahren zuvor aus dem Status eines Freiberuflers durchgeführt wurden. Diese Umfirmierung eröffnet uns mehr Möglichkeiten, das Projekt boersengefluester.de  möglichs zukunftsträchtig aufzustellen. An der Leidenschaft für das Thema Börse und Nebenwerte ändert sich aber gar nichts. Versprochen! Ihr Gereon Kruse

*Nachtrag: Ende November 2021 hat die Kulmbacher Börsenmedien AG (DER AKTIONÄR) wesentliche Teile des Finanzen Verlags – unter anderem BÖRSE ONLINE – übernommen.

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